30 Dezember 2006

Neue Mitbewohner

Schon seit Sommer steht der Rennhobel in meiner Wohnung (danke, Doris!), seit Weihnachten hat er Gesellschaft von einem Fahrradhelm gekriegt (danke, Papa!). Aber jetzt sind wir komplett - siehe Foto (danke, Papa!) - nachdem wir einen Ausflug zu Rose gemacht haben, dort Erik Zabels Reifen berührt, die millionenschweren Rennmaschinen (O-Ton/-Schriftzug Stefan Vuckovic: "Geschoß") bestaunt, den Windkanal aber nicht getestet haben. Und natürlich nebenstehende Schuhchen geshoppt haben. Reingeschlüpft und wohlgefühlt und eigentlich die anderen Modelle gar nicht mehr anprobieren müssen hätten... (äh?!)
Ach ja: Die Küche ist jetzt auch fertig. Danke, Papa und Doris!

26 Dezember 2006

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil XII

Und zum Schluss, wenn gefühlte "Twelve Days of Christmas" vorbei sind, ist einem irgendwie ganz schwummerig zumute.

Das war Weihnachten 2006!

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil XI

Später schwappen die Themen über in andere Gefilde: Wer faltet oder rollt oder knickt oder knüddelt wie seine Socken? Ein Punkt, über den auch anhand eines praktischen Beispiels (siehe Foto) erstmal gründlich das Für und Wider abgewogen werden musste.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil X

Weil es auch bei der Oma in Herne was gibt: Sauerbraten und Bofrost*-Eis und Weihnachtslieder und Plätzchenteller. Und eben auch Geschenke.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil IX

Und am nächsten Tag geht es an anderem Ort munter weiter.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil VIII

Und so sieht das Inferno anschließend, wenn alles vorbei und ausgepackt und bestaunt und anprobiert und ausgetestet ist, aus.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil VII

Und ich hau lieber ab...

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil VI

Hier wird schon mal die Tauglichkeit der neuen Bettdecke getestet.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil V

Er war der Schnellste im Auspacken. Das schöne Papier!

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil IV

Hier gibt es auch was Schönes geschenkt... muss nur noch passen.

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil III

...dann wird beschoren. Die hier freut sich schon mal über das Geschenk... oder nicht? Ob sie lieber einen Schlafanzug bekommen hätte?

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil II

...dann gibt's ein Häppchen zu essen...

Weihnachts-Impressionen 2006 - Teil I

Heiligabend kann beginnen: Erstmal ein Gläschen Champagner mit Goldflitter runtergestürzt...

Cosmos!

Das Groupie in mir wurde wach: Nach dem Cosmo-Klein-Konzert auf die Bühne gekrabbelt und die Setlist abgegriffen (siehe Scan). Man beachte die Unterschrift (in Rot) des schnuckeligen Gitarristen sowie weiter unten von Robin, dem Gast-Star (?) . Der Tag vor Heiligabend eignet sich ganz besonders gut, um in der Dortmunder Strandbar Solendo, bei der man um diese Jahreszeit ein schickes Zeltdach über den künstlichen Sandstrand gezogen hat, Cosmo Klein zuzuhören. Ein paar Tannen unter die Decke gehängt, eine Hundertschaft Holzschlitten ambientezaubernd in der Location verteilt und einen Santa Claus aufs Holzboot gesetzt, schon ist das Ding weihnachtsfertig.
Dummerweise fand diverses "Volk" auch den Weg ins Solendo. Man sollte Friseusen oberhalb von 80 Kilo und ohne die Fähigkeit, taktrichtig zu klatschen, an Abenden, wo Cosmo Klein ("Ich bin ja so erkältet!!" - Er hatte tatsächlich ein Glas Tee mit Honig auf der Bühne stehen, wo sonst die Bierpulle abgestellt wird, verlangte dann später aber doch ein Gläschen Wein.) auftritt, eine Alternativ-Ausgeh-Möglichkeit nennen.
Netter Abend. Und: Neue Erfahrung für T.: Es gibt tatsächlich auch coole Mäuse in dieser BWL-Dings-Zeug-Branche. Solche zum Beispiel, die bei Nokia im Personal (sprich: pörßenäll) arbeiten. Handynummer galore.

21 Dezember 2006

Warum?

Heute ist mal wieder (im Rahmen einer "Wie wird Zeitung online?"-Info-Veranstaltung) gefragt worden, warum man eigentlich bloggt.

Na, zum Beispiel, um der Welt zu zeigen, wie die Weihnachtskarten in diesem Jahr aussehen (siehe unten)!
Oder um zu präsentieren, wie ostfriesische Häuschen auf das Weihnachtsfest vorbereitet werden (rechts/Mitte).

Oder um die diesjährige Weihnachtsbäckerei im Bild festzuhalten (oben/links).
Sind doch alles triftige Gründe, oder?

16 Dezember 2006

Schief gelaufen

Heute beim Laufen im Park an einer Familie vorbeigerannt, die augenscheinlich in den ebenfalls am Rombergpark gelegenen Zoo wollte. Ein Kind auf Papas Schultern, ein weiteres im Buggy. Mama kniet neben dem kleineren im Buggy im hält ihm ein Taschentuch vor die Nase. Sagt: "So, und jetzt schnauben!" Was der Buggy-Insasse leider nicht umsetzte. Dafür aber sein Bruder, oben auf Papas Schultern. Nur, dass ihm niemand ein Taschentuch vor die Nase gehalten hatte. Da rotzte er eben auf Papa runter ... ach, lassen wir das.

15 Dezember 2006

Fertig werden!!


So sieht das aus, wenn Frau Tami-U. mal ne ganz besonders flotte Sohle aufs Redaktionsparkett gelegt hat und tatsächlich schon um 16.15 Uhr mit dem Dienst fertig ist (darfste ja keinem erzählen...) Die obige Abbildung zeigt das Tracking der Ausgabe von morgen. Und überall da, wo die mit grünen Punkten versehenen Symbole sind, sind ungesendete Seiten. Hingegen ist das linke von den zwei eher grauen Teilen meine Seite für morgen. Rrechts davon die Seite ist auch schon fertig, aber die war nicht aktuell, sondern vorproduziert! Ha! Und die rechts oben ist eine ebenfalls schon fertig angelieferte Anzeigenseite.
Feierabend!!

"Schön ist die Welt...

...schön ist die Welt, bald gibt es wieder Urlaubsgeld!", trällert der Kollege von nebenan.
Ja nun, ist zwar noch 'n bisschen hin, aber wenn es der allgemeinen guten Laune dient... Miesepitter gibt es genug auf dieser schönen Welt.

13 Dezember 2006

Von Düsseldorf nach Kaukasien

Wenn die Mädels beisammensitzen und weihnachtsfeiern, dann wird das auf alle Fälle immer lustig. Ja, da werden auch Rezepte für Avocado-Salat ausgetauscht und da werden auch Lästereien ans Tageslicht befördert ("Hast du M. mal wieder gesehen? Die sieht schlecht aus!!").
Aber manchmal reisen wir auch um die halbe Welt. Hinterher muss man sich ganz doll anstrengen, um zu rekonstruieren, wie zur Hölle wir jetzt von T.s Weihnachts-Programm am 24.12. über die kaukasischen Berge ins weltweite Netz kamen und was das Ganze mit Au-Pairs und Weihnachtsgeschenken im Gästeklo im Hause W. zu tun hat.
Es kam nämlich so: Fragt E. die neben ihr sitzende T.: "Wo bist du denn Weihnachten? Bei deiner Schwester in Düsseldorf?" T. bestätigt das und bemängelt die Tatsache, dass es bei ihrer Schwester immer so eng sei. "Die haben ja nur ein Gästezimmer." Gelächter bei denjenigen, die froh wären, wenn sie überhaupt ein Gästezimmer hätten. T. stichelt in Richtung E.: "Ja, ihr hattet ja auch ein Gästezimmer vorgesehen in eurem Haus. In das sollte ja das Au-Pair-Mädchen, ne? Hihi, ist aber euer drittes Kind dazwischen gekommen, was? Jetzt wohnt die im Gäste-Au-Pair-Zimmer!" Sagt E.: "Na, dafür haben wir aber ein Gäste-Klo. Okay, das kann zurzeit auch keiner benutzen." Und zwar, weil die Weihnachtsgeschenke für die drei Kinder des Hauses da drin versteckt und verschlossen sind. Bei der letztens anliegenden Geburtstagsfeier, bei der normalerweise das Gäste-WC zum Einsatz kommt, wurde den Kindern die folgende, scheinheilige Ausrede aufgetischt: "Ich hatte keine Lust zu putzen. Müsst ihr oben aufs Klo gehen."
"Ach, echt, ihr wolltet ein Au-Pair haben?", erkundigt sich jemand, der diese Pläne noch nicht kannte. "Ja, aber wenn dann eines aus dem Osten." Und es folgen diverse Geschichten von Au-Pair-Mädchen (die in Gästezimmern wohnen dürfen), die, wenn sie aus dem Osten kommen, lieb, lernwillig und anspruchslos sind. Ganz im Gegensatz von welchen aus England beispielsweise, die verbotenerweise in ihren (Gäste-)Zimmern rauchen, auf die Idee kommen, studieren zu wollen (natürlich auf Kosten der Familie, bei der sie eigentlich aupairieren sollen) und stundenlang zu Telefonanschlüssen telefonieren, dass es richtiges Geld kostet.
Aber, die Bekannten von T., die hatten ein Au-Pair-Mädchen aus Kaukasien, das war super! "Kaukasien?! Wo ist eigentlich Kaukasien?", fragt E., und keiner von uns studierten Mädels konnte eine über "irgendwo in Russland", "da unten, Ural die Gegend, oder?" oder "ist das überhaupt ein Land?" hinausgehende Antwort anbieten. Gut, dass R., der technikbewanderte, weil bei einem Mobiltelefon-Hersteller arbeitende Ehemann von E., weiterhelfen konnte. Mit einem internetfähigen Handy nämlich, das er aus der Hosentasche zog. "Guck doch mal bei Wikipedia", hieß es. "Hä? Wikipedia? Wassn das?", ließ sich T. vernehmen, und: "Wie, du hast jetzt Internet da aufm Handy?" Ja ja. Medienkompetenz ungenügend, oder wie heißt das in der Grundschule? R. erklärte es pragmatisch: "Das ist quasi n Brockhaus im Internet." War das wenigstens mal geklärt. Also: "Kaukasien ist ein vielfach gegliedertes Gebirgsland auf dem Territorium Russlands, Georgiens, Aserbaidschans und Armeniens", las R. aus Wikipedia vor. "Siiiiiehste! Das hab ich doch gesagt, ist kein Land, das ist so was wie die Alpen, das Kaukasien!", kreischt es von hier; "Aserbeidschan? Wie schreibt man das denn?", brüllt es aus der andere Ecke. Absolute Leistungsverweigerung im Fach Geografie, so mussten wir uns selbst nachträglich attestieren.
Es wurde dann noch eben geklärt, mit welcher Währung in Armenien bezahlt wird und welche Sprache in diesem Aserbaidschan gesprochen wird, und dann fragte jemand: "Wie sind wir denn jetzt eigentlich darauf gekommen?" --- Ich kann nur sagen: Siehe oben.
Schönes Spiel. Sollte man sich merken für Weihnachtsfeiern. Einer ruft einfach zwischendurch "Stopp" und dann die Losung "Wie sind wir darauf gekommen?", wer dann am schnellsten sagen kann, wie das eben besprochene Thema zustande kam, darf den Rest des Weihnachtspunsches austrinken oder wahlweise alle Schokoladen-Nikoläuse aus der Tisch-Deko aufessen.

11 Dezember 2006

Wo rohe Kräfte sinnlos walten

Wenn man an einem Tag, an dem man so gar nicht aus dem Quark/dem Sulky/in die Hufe /Gänge kommt und sich halbwegs lethargisch mit der nötigsten Arbeit voranquält, und dann plötzlich in Aktionismus verfällt, so nach dem Motto "Jetzt wird aber was getan!", dann kann es sein, dass man auf das Band tritt, das am USB-Stick befestigt ist, der wiederum im USB-Port des auf dem Boden, zu meinen Füßen stehenden Computers steckt. Wenn man dann mit dem Schuh ein kleines Stück wegrutscht, und das in unglücklichst möglichen Winkel geschieht, dann kann es sein, dass das schöne Teil so aussieht, wie dieses unscharfe Foto andeutet.
Die größte Trauer (nicht so sehr über die Daten, sondern eher über den Symbolwert dieses meines ersten Memory-Sticks) kann dann nur eines lindern: einen Chat-Eintrag mit folgendem Wortlaut an always-online-Bruder schicken: "Buähhhhhh! Heul!!!!!!! Der Stick! Der Von-Bruder-zu-Weihnachten-2005-geschenkt-gekriegte Stick! Er ist kapuuuuuttt! Und zwar nach einem Fall von 'wo rohe Kräfte sinnlos walten'. Stick steckt in USB-Schlitz, hängt an Puma-Band, Band liegt auf der Erde, Fuß tritt auf Band, rutscht ab, knick, und zack, und dann war ein rechter Winkel im Stick. Maaaaaaaaaaaaannnnnnnoooohoooo!"
Gut, dass das Bruderherz ein offenes Ohr für sein jammerndes Schwesterlein hatte. Und gut, dass er tolle Leute kennt.

07 Dezember 2006

O Dortmund-Baum, o Dortmund-Baum, wie zahlreich sind deine Fichten

Ich gestehe: Der millionenfach von mit viel zu schwachen Blitzlichtern in Stockfinsternis geknipste Tannenbaum (Foto: www.weihnachtsmarkt-dortmund.de) macht mir jedesmal ein Lächeln ins Gesicht. Auch wenn die Stadt noch so verstopft ist von sauerländischen Hausfrauen, die glühweinbesäuselt mit albernen Nikolausmützen durch die Straßen links und rechts des Hansaplatzes tapern, von Kegelclubs aus Unna-Massen, deren Mitgliedern Senfkleckse auf die Adler-Jacken tropfen, und von Halbwüchsigen, die "Stille Nacht, heilige Nacht" mehr brüllen als singen und dabei leider nicht annähernd so originell sind wie gewollt - ich mag sie.
Nicht zuletzt deswegen, weil die Mayer'sche mir die Benachrichtigung "Das von Ihnen bestellte Buch ist jetzt abholbereit" per SMS zu schicken. Das nenn ich mal fortschrittlich und kundenfreundlich.

Langsam wachsen mir sogar die Nashörner ans Herz. Weil es eines gibt, das schoßhundgleich neben dem Weihnachtsmann, der an der Bahnhofsvorplatztreppe die Ankommenden begrüßt, hockt und mit Nikolaus-Bart und rotem Mantel geschmückt ist. Und weil sich die Angestellte des Touristen-Büros voller Kampfgeist in die Meute von ungezogenen, rumkrakeelenden und Schindluder treibenden Blagen auf Klassenausflug stürzt und die Schüler vom Touristen-Büro-Nashorn jagt. Hey, soll dem etwa das Horn abbrechen oder was? Runter da! Blagen-Ös!

Ein Griff ins Haar

Um mich vom Yeti in einen Menschen zurückzuverwandeln, kam ich nicht umhin (und ehrlich gesagt, kann von umhin kommen wollen keine Rede sein; vielmehr ist der Besuch dort das reine Vergnügen und dank Höckerchen vor den Stühlen, auf denen man sitzt, wenn man die Haare gewaschen kriegt, um die Füße hoch- und draufzulegen, Entspannung nur!), mal wieder den Haarschneider aufzusuchen. Sonst frisiert mich Ilka, die diesmal keine Zeit hatte, weswegen Claudia mich bediente. Die greift zur Schere und sagt: "Wie geht's denn deinem Bruder?" Ich: *stutz* - Woher weiß die, wer mein Bruder ist? Ganz schön aufmerksam, die Kundendatei so gut zu kennen, dass man alle Nachnamen parat hat! Während ich dazu anhebe, den Wie's-geht-Zustand meines besten Bruders zu beschreiben, sagt sie: "Ich hab nämlich gerade zu meiner Kollegin gesagt: 'Ker', die Haare kenn' ich irgendwie!' Und da hat die Ilka gesagt: Ja, klar, du schneidest auch immer ihren Bruder!'" Hö! Ich sag nur: Ausdünnen.... Meist liegen nach unseren Friseurbesuchen nämlich immer mehr Haare auf dem Boden als wir noch auf dem Kopf haben.
Überhaupt ist dies der beste aller möglichen Friseure. Angesichts des monströsen Adventskranzes im Frisier-Raum sage ich (mit leicht ironischem Unterton) zu Claudia: "Tolle Weihnachtsdeko habt ihr!" "Beschissen, oder? Hat Marco (der Chef, Anm. d. Red.) ausgesucht. Ilka hat versucht, noch was zu retten. Ging nicht."

30 November 2006

Entwarnung

Wer hätte das gedacht. Es scheint sich das alte Prinzip einmal mehr zu bewahrheiten: Wenn man the worst case expected, wird es maximal mittelworse case. Na klar, man kann ja mal vergessen, dass man im September noch zugesagt hat, einen Workshop zu moderieren - dann macht das eben eine andere Kollegin.
Und im wilden Osten werden auf Europakompetenz-Tagungen fahrende Rumäninnen auch schon mal betäubt und durch abgeschlossene und verrammelte Zugabteil-Türen ihrer Handtaschen und Hunderter von Euros (so viel Bargeld kann man ja schon mal mitschleppen) beraubt.
Weitere Patzer: Einmal den Professor-Titel vergessen (glücklicherweise bei einem der hierarchieordnungsunempfindlichen Finnen), dann die Frau Gemeinderätin ganz unterschlagen (nicht ganz meine Schuld) und eine 0 bei einer Uhrzeit im Programm. Ein Doppelzimmer belegt mit Leuten, die lieber in Einzelzimmer gesollt hätten.
Persönliche Bilanz: Hätte viel schlimmer kommen können.

Aber man soll den Tag nicht vor dem Tagungsende, äh, Abend loben.
Call me Schwarzseherin.

Lieblings-Anrede-Formel heute: "Liebe Mister Frau Professor MAK ..."
Lieblings-Appell: "Machen Sie weiter so. Der Druck muss in Europa von unten kommen."
Lieblings-Lehrer-Kommentar: "...und ab Sommer kürzen Sie uns wieder ein paar Entlastungs-Stunden."
Lieblings-Personen: Frau Anni und Schwester Vera. Gelebte Sozialkompetenz. Die scheint sich besonders innerhalb von dicken Klostermauern und in spartanischer Umgebung umso besser entfalten zu können. Gastfreundlichkeit, die ihresgleichen sucht. Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit, an denen der liebe Herrgott seine Wonne hätte.

26 November 2006

Take Water

...sagt der Timo zu mir. Hatter ja Recht. Wenn man nach ungewohnter, früher aber üblicher und eigentlich in letzter Zeit viel zu kurz gekommener, ausgelassener Rumhüpferei und Mitgesang und wildem Tanz und Kunsteingenebeltsein von der Tanzfläche kommt, sollte man doch mal was trinken.
Merke: Vom Sixx.pm sind es tatsächlich nur erfreulich wenige Schritte nach Hause. Merke überdies: Nicht jeder, der auf den ersten Blick einfach nur daherbabbelt und aufgedreht herumhampelt, ist doof. Ein zweiter Blick lohnt, denn unkomplizierte Menschen, die in einer fremden Stadt zwanglos die nächsten besten anquatschen (Motto: eins aus zehn) und ohne weitere Nervereien den Abend zur Party machen, sind mir doch eigentlich ganz lieb. Merke außerdem: Man sollte öfter tanzen gehen. Merke schließlich: Nur zweimal den ganzen Abend über an Graz gedacht. Das ist doch auch was. Quasi war das der Sturm vor dem Orkan. Na ja, vielleicht geht die Tagung ja doch glimpflicher über die Bühne als gedacht.

16 November 2006

hihi

Sagt neulich Manni Breuckmann auf WDR2, als Abkündigung des "Zeitzeichens": "Und morgen geht es um die Erfindung des elektrischen Hörgeräts." (kurze Pause) "Um waaaaaas?"
Da muss ich grinsen.

10 November 2006

Doing

Manchmal überlege ich ja hin und her: Geh ich jetzt noch schwimmen oder nicht oder lieber morgen oder lieber laufen oder soll ich mal in die Sauna?
Gestern hätte ich es lieber sein gelassen. Erst schwimmt mich im Becken einer um (Bauz. Doing. Direkt vor den Kopf. Aua.), dann komme tropfend aus der Dusche, krame nach dem Handtuch... dem Handtuch... wo ist das Handtuch? Oh. Kein Handtuch.
Gut, wenn statt dessen in der Schwimmtasche noch ein frisches T-Shirt für "wenn is" herumfliegt. Das saugt nämlich auch ganz gut auf.

03 November 2006

Dass es das heute noch gibt


...ein Lebensmittel mit einer so minimalistischen Zutatenliste!

26 Oktober 2006

Heute wird das nichts mehr

Sehr, sehr auf den Senkel gehen mir Menschen, die nicht aus dem Quark kommen. Einmal mehr festzustellen an der neuen Arbeitsstätte in Wuppertal. Meine Lieblingssprüche des Computer-Beauftragten M., der sich pro Computer vier Stunden Zeit ausbedungen hatte, um die neu gelieferten Dinger arbeitsfertig zu machen. Keine Ahnung, was er vier Stunden daran zu fummeln hat - böse Zungen behaupten, eine ginge allein fürs Befreien des Rechners aus der Verpackung drauf -, denn in Paderborn woanders hat man sich eben die Office-Software draufgespielt, Viktor gebeten, eine Firewall und Virenschutz (kostenlos aus dem Netz downgeloaded oder von der hauseigenen IMT-Webseite bezogen) zu installieren, und los ging's. Egal. Running Gag wurden die Sprüche des M. (wohlgemerkt: um 10.35 Uhr) "Frau K. steht bis 14 Uhr in meinem Kalender. Heute wird wohl kein Rechner mehr fertig." Nee, is klar. Sind ja auch nur noch dreieinhalb Stunden. Das lohnt sich gar nicht mehr, auch nur anzufangen!
Nächste Schote des M.: "Eigentlich habe ich erst wieder in drei Wochen einen neuen Termin für Sie." Am nächsten Tag waren nämlich wieder nur vier Stunden eingetragen, und weil ja insgesamt drei Rechner fertigzumachen waren, wird wohl vermutlich eher der Weihnachtsmann durch den Schornstein rauschen als wir an unseren Rechnern arbeiten. Aber: Der Herr M. (der zwischendurch, als dann auch noch die Möbelpacker ihn in seiner Arschruhe konzentrierten Arbeit störten, erstmal eine Dreiviertelstunde rauchen ging) ist ja gnädig! Er hat uns "schon" am Montag dazwischen geschoben! Ha! Ja, der Herr M., der ist ja auch nur ein Mensch und will nicht kann nur arbeiten.
Und: Er stammt offensichtlich von den gleichen Sippe ab wie die Jungs von der Firma P., die seit August den Auftrag hatten, die Möbel zu liefern. In der Uni angekommen und damit konfrontiert, dass die Aufzüge zwischen den Veranstaltungs-Zeiten jeweils sehr von den Studierenden beansprucht werden und deswegen nicht so kurz mal eben die Möbel ins S14 geschaffen werden konnten, kam auch von ihrer Seite der Einwurf: "Das wird heute wohl nichts mehr."

Und es ward wieder hell

Mit der Zeit gewöhnt man sich ja dran, im Flur kein Licht und für die Bücher keine Abstellfläche zu haben. Aber wenn man dann doch mal eine helfende Bruderhand (siehe Foto) erbittet und anlegen lässt, dann - aaaah!! - tut es plötzlich auch die schicke Lampe im Flur wieder. Nein, Mama, keine Angst, wir haben immer den Strom abgedreht, wenn wir gebohrt haben!
Jedenfalls ist der Mensch ein Gewohnheitstier und das allmorgendliche Blindtasten vom noch erleuchteten Schlafzimmer ins Treppenhaus, wo man dann die dortige Beleuchtung anknipste, um dann noch mal ins Schlafzimmer zurückzutapern, um das Licht dort auszuschalten, war mir ziemlich in Fleisch und Blut übergegangen. Anders ist es nicht zu erklären, warum ich immer noch durch den dunklen Flur, der eigentlich jetzt eine wunderbare, wieder funktionierende Halogen-Beleuchtung hat, zum Schuhregal und von dort aus aus der Wohnung stolpere...
Und ich weiß auch gar nicht, wohin mit den ganzen leeren Bücherkisten :-)

23 Oktober 2006

Belgien raus aus der EU! (Reloaded)

Da denkt man, es ist schon ärgerlich genug, dass man 175 Euroeine Summe, die man lieber schnell wieder vergisst, für etwa 20 km/h zu schnelles Fahren auf belgischen Autobahnen bezahlen muss, denkt also nach ordnungsgemäßem (im Nachhinein: ordnungsgemäßem??) Ausfüllen des Überweisungsträgers lieber nicht weiter drüber nach, sondern versucht, das ganze Malheur (war wohl tatsächlich eine schlechte Stunde, die wir da auf dem Rückweg von der Bretagne hatten) sofort wieder zu verdrängen. Und dann schreibt einem fast ein Jahr später die Polizei aus der Nachbarstadt Datteln plötzlich, man möge am 26.10. mal vorbeischauen und sich zum Straftatbestand in Gosselies/Belgien äußern. Hä? Leichtes bis schweres Flattern macht sich breit, mit schwitzigen Fingern werden die Kontoauszüge hervorgezerrt und nach der Stelle gesucht, wo 175 Eurodiese überaus ärgerlichen und zudem eigentlich vermeidbaren Kosten vom Konto abgebucht wurden. Beim ersten Durchsehen: nichts. Ebensowenig beim zweiten. Doch halt, was ist denn das: "-31,20 Euro, FEHL.KTO 545000xxxxxxx" steht da irgendwo im Dezember 2005, also zu dem Zeitpunkt, wo ich das Geld ins Königreich Belgien überwiesen hatte hätte überweisen sollen. Sollte es möglich sein, dass mir diese seltsame und für den Laien undurchschaubare Zahlen-Buchstaben-Kombination hätte sagen sollen, dass die Überweisung nicht geklappt hat, man aber trotzdem so frei war, mir gut 31 Euro an Bearbeitungsgebühren für den missglückten Geldtransfer zu berechnen? Und: Wäre es nicht eine gute Idee und ein Zeichen der Kunden-Ausrichtung, wenn man ein klitzekleines Schreiben - oder wenigstens einen deutlichen Vermerk auf dem Konto-Auszug - aussenden würde, um den geneigten Kunden zu warnen: "Achtung, hier ist was schief gegangen!" Hey, ihr Blödiane, ihr habt doch auch Geld und personelle Resourcen genug, mir alle paar Tage ein Brieflein ins Haus zu schicken, in dem ihr mir dämliche Kredite oder Zusatzversicherungen oder Extra-Dispos
unterjubeln wollt! Dann mal lieber über die funktionierende Kommunikation mit dem Kunden nachdenken, bitte, ja?

Zugehört

Immer wieder interessant, was die Leute den lieben, langen Tag so von sich geben: "Was meinste, was du dann für eine hohe Lichtrechnung hast!" Oh, ist das bei den Stromanbietern so etwas wie ein Einzelverbindungs-Nachweis bei den Telefongesellschaften? Kann ich das bei der DEW auch bekommen? "Sie zahlten im Monat September 2,76 Euro für Haare-Föhnen, 7,87 Euro für Funktelefon-Aufladen, 5,45 Euro für das Betreiben eines Personal-Computers, 4,99 Euro für Fernsehgucken und Video-Glotzen, 5,55 Euro für die Benutzung Ihrer elektrischen Zahnbürste, und 18,66 stehen diesmal auf Ihrer Lichtrechnung..."
Und eine andere Dortmunder Schnalle sagte auf dem Westenhellweg zu ihrer Freundin "Ey, ich hab voll geheult in dem Film, ich musste mich hinterher ABSCHMINKEN!" Oha. Das muss ja rührselig gewesen sein.
Gerne hätte ich gewusst, wo die Dame gegessen hat, die Folgendes von sich gab: "Sie nennen das die Königs-Falafel. Was für ein schwungvoller Name. Und nichts dahinter."

Erfahrungen, die das Leben und ein Laternenpfahl schreiben

Ist doch immer schön, wenn man merkt, dass man was gelernt hat.
Ich habe zum Beispiel gelernt, dass der Teil, der am Auto kaputt geht, wenn man nach links rückwärts einparkt und da außer der Parklücke noch ein Laternenpfahl ist, die so genannte C-Säule ist. Beziehungsweise, da ist der Kotflügel, aber an meinem Auto ist der eins mit der C-Säule. Wenn man da eine dicke Delle drin hat, wird es vor allem deswegen teuer, weil man es ja auch lackieren muss, wenn der Kratzer bis aufs Blech geht.
Was ich noch gelernt habe: Es ist durchaus möglich, vier SMS nacheinander zu löschen und nicht drauf zu antworten. Von Fall zu Fall ergibt sich dadurch sogar ein erhebendes Gefühl.
Gelernt, die Dritte: Die Deutsche Bahn ist nicht so schlecht wie ihr Ruf, ich sag's ja immer wieder. Wenn Freitagabend der BVB Dortmund gegen den VfL Bochum spielt und es steigen in Paderborn und Lippstadt Leute im VfL-Trikot in den Regionalexpress, dann ist der Zugführer schon mal so nett, ihnen den Tipp zu geben ("Hier ein Hinweis für Fußball-Fans:..."), dass man in Soest in eine bessere Bahn umsteigen kann, die direkt bis zur Haltestelle Westfalenhallen fährt.
Gelernt, die Letzte: Kindermund tut Wahrheit kund. "Mama, guck mal, die haben schon Weihnachten!" Fingerzeig auf das in Lichterglimmerglittersternenengelmassen ertrinkende Karstadt-Haus am Marktplatz in Recklinghausen.

17 Oktober 2006

Die Orken und die Türken

Mal wieder Wladimir Kaminer, diesmal in der Mayerschen in Essen. So ein angenehmer Mensch, wirklich.
Er schon, die Leute im Publikum teilweise nicht. Ich hasse das, wenn - "Haben Sie Fragen an mich?" - Leute so etwas sagen wie: "Wie geht es Marfa?" und damit signalisieren: Ätsch, ich bin Insider! Ich weiß mehr als ihr! Ich hab mehr Kaminer-Bücher gelesen als ich, und zwar auch 'Ich mache mir Sorgen, Mama'! " Oder solche die in kaum gebrochenem Deutsch sagen: "Ich kann nicht so gut Deutsch, deswegen stelle ich diese Frage erst auf Deutsch und dann auf Russisch", und dann in wunderbar ausformulierten Sätzen auf Deutsch die Frage stellen, sie dann aber doch noch mal auf Russisch hinterherschicken - seht her, ich habe mehr mit dem Autoren (Foto von der Homepage) gemein als ihr!
Na toll. Ich glaube, Herrn Kaminer ficht das alles nicht so sehr an. Sehr unkompliziert kam er in seinen Trecking-Schuhen, seiner Meltin-Pot-Jeans und seinem schmucken, blauglänzendem Hemd auf die Bühne. Leider war kein Stuhl hinter seinem Lese-Tisch. "Lassen Sie, lassen Sie, es geht so: Ich baue nur ein wenig um", sagt er zu dem eilfertig einen Stuhl aus dem Publikumsbereich herbeiholenden Mann und zerrt halt eben schnell das Stehpult vom Bühnenrand vor den Lese-Tisch, setzt sich darauf und fertig.
Natürlich war in der Ankündigung auch wieder zu lesen, dass Herr Kaminer aus seinem Buch "Küche totalitär" lesen werde. Genau ein Kapitel las er daraus, der Rest waren noch nicht gedruckte Geschichten, teilweise erst wenige Tage alt.
Unter letzteren war auch die Geschichte, die ja wunderbar zu der Anfrage passte, die mich beinahe um diese Lesung gebracht hätte: "Tamina, hast du Lust auf ein türkisches Essen heute Abend?" NEIN! Ich habe Karten für eine Lesung und gehe deswegen nicht zum Ramadan-Fastenbrechen der örtlichen Muslime, die ausgerechnet heute die Presse dazugebeten hatten.
Türken jedenfalls. Wladimir Kaminers Sohn Sebastian spielt mit seinem türkischen Freund B. (den äußerst klangvollen Namen kriege ich dummerweise nicht mehr auf die Reihe) das allseits beliebte Väter-Vergleichen: "Mein Vater ist total stark. Fühl mal seine Muskeln", sagt Sebastian zu B., der wiederum mit dem enormen Bein-Haarwuchs seines Vaters prahlt. Das sei soooo lang, "und er zeigte eine Länge an, mit, wäre sie real, B.s Vater sich nicht mehr einwandfrei im öffentlichen Leben bewegen könnte", so Kaminer. Da fällt Sebastian nichts mehr ein, außer: "Auf Türken ist kein Verlass." Das habe er in einem Buch gelesen und in einem Film gesehen. So.
Böse Falle! Nächster Tag, Treffen von der Lehrerin, den beiden Jungs und beiden Vätern, Rassismus-Verdacht liegt in der Luft. Bis sich herausstellt: Sebastian verwechselte die Orken mit den Türken. Denn er hatte "Herr der Ringe" (und die Orken sind eines der dort vorkommenden Völker) gelesen und gesehen.
Ärgerlicherweise ist es relativ müßig, Kaminer-Lesungen wiedergeben zu wollen, leben sie doch hauptsächlich von seiner minimalistischen Mimik, seiner einzigartigen, leicht russisch-akzentuierten Aussprache und den kleinen Exkursen, die er einbaut. Vom Bundeskleingartengesetz. Oder vom Rhabarber: "Ich glaube, es gibt in jedem Land der Welt eine Frucht oder ein Gemüse, das nur die Menschen in diesem Land mögen." Oder von der Tatsache, dass Bäume nichts in der Wohnung zu suchen haben, was die Erfahrung mit einem von der Katje nicht gewollten Katzenbaum leert.
Gerne bald wieder, Wladimir. Und, nein: Ich sage nicht beim Unterschrift-aufs-Plakat-Schreiben-Lassen: "Mein Sohn mag Sie auch. Besonders die Geschichte mit dem Playmobil. Hihi. Die ganze Familie ist Kaminer-Fan." *stolzguck* Uah!

14 Oktober 2006

Auf in den Kampf

"...und ich freue mich, heute hier die Artillerie- und und Galerietage zu eröffnen", sprach der Bürgermeister und erklärte das Projekt "kunstraum", bei dem Maler, Künstler und sonstige Kreative ihre Ateliers und Galerien für die Öffentlichkeit zugänglich machen, für eröffnet...

10 Oktober 2006

Falsch verstanden

Neulich im Schwimmbad. Auf der hallenbaddortmundwesteigenen Wickelkommode kriegt ein Baby frische Windeln. Kurze Zeit später höre ich in der Umkleide einen Jungen sagen: "Guck mal Mama, da wird ein Kind geboren." Da ist wohl bei der Aufklärung geschlampt worden!
Etwas später sagt der gleiche Junge: "Krieg ich gleich noch ein Eis?" Die Mutter: "Nein. Wir waren doch heute schon schwimmen!" "Aber da kann ich doch trotzdem noch ein Eis kriegen." Recht hat er. Dämliche Erwachsenen-Logik.

06 Oktober 2006

Im wahrsten Sinne des Wortes

Sag ich zum Kollegen: "Ach guck mal, die Kollegen aus [der Nachbarstadt] haben ihre Seite schon gesendet." Lese mir den Text zum Pokalspiel, zu dem auch wir einen Vorbericht drin haben, weil der Gegner aus unserem Verbreitungsgebiet kommt, durch und denke noch: "Holla, ganz schön viele Bilder bemüht in dem Text." Lese dem Kollegen einen Satz vor, der für seinem Text vielleicht noch hilfreich sein kann. Fragt er: "Wer hat das denn geschrieben?" Ich lese ihm das Kürzel vor. "Aha!" "Und, kann der was?" "Ja. Schreibt manchmal vielleicht ein bisschen blumig."
Als Beweis ein Ausschnitt aus dem Artikel: "... Doch die Oberliga ist keine Blümchenwiese."

05 Oktober 2006

Trendfarbe Orange

Immer wieder faszinierend, wie aus einem kleinen, feinen, kugeligen Hokkaido-Kürbis, den man mit geschälten und grob geschnippelten Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln in einen Topf wirft (siehe Foto links), in Windeseile ein köstliches Kürbissüppchen (rechts) wird.

02 Oktober 2006

Wer mich mal am... an der Briefmarke lecken kann

Samstag bei den Briefmarken- und Münzfreunden, die eine Briefmarkensammlung in der Stadtbücherei eröffneten. Aufgabe des diensthabenden Redakteurs, für den ich diesen Termin für die Lokalausgabe besetzen sollte: "Man kann ja auch mal fragen, warum man eigentlich Briefmarken sammelt."
Frischer Mut also und darüber hinweggeguckt, dass ich ziemlich genau die Ausmaße des Unterhemds des Oberbriefmarkensammlers erraten konnte, weil der so sehr schwitzte, dass sein oberauberginefarbenes Oberhemd auf den Flächen dunkler war, wo kein Unterhemd drunter war. Mitgelacht, als einer der Briefmarken-Fans zu mir auf meine Frage, wie alt denn so die Mitglieder des Vereins seien, sagte: "Höhö! Fragen Sie lieber mal, wer von uns nicht im Altersheim ist! Höhö!" Alle besserwisserische Arroganz beiseite geschoben und nicht darüber aufgeregt, dass die ausgestellten Briefmarken mit keinerlei Erklärungen versehen waren - weder was sie zeigen noch welcher thematischen Gruppe sie angehören noch warum sie so besonders sind noch wem sie gehören noch aus welchen Ländern sie stammen noch wie viel sie wert sind noch... noch... noch... nöcher. Erklärt sich ja auch alles von selbst. Hä? Mmmh. Ja. Vielleicht. Regt ja auch die Phantasie an. Auch nicht beleidigt gewesen, als kein Mensch das übliche: "Ah, die WAZ/Presse, guten Tag!" an mich richtete.
Dann aber mit dem Oberbriefmarkensammler gesprochen. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum man eigentlich Briefmarken sammelt. "Herr M., warum hat der Verein Nachwuchsmangel? Weil die alle heute nur noch E-Mails schreiben?!" Ich gebe zu, der investigative Gehalt dieser Frage tendierte gen Null; es handelte sich eigentlich mehr um eine rhetorische Frage. "Pah!", sagt da dieser Mensch. "Die haben doch alle heute keine Ahnung mehr." Das sind Aussagen, die ich liebe. Die (wer?) haben doch alle (Ach ja?! Alle? auch Ihr Enkel, ja?) heute keine Ahnung mehr (wovon?). Wäre ich ein Hahn gewesen, man hätte deutlich den schwellenden Kamm sehen können. Also konnte ich es mir auch nicht verkneifen nachzusetzen: "Na, na! Die haben heute vielleicht von was anderem Ahnung." "So?! Wovon denn, hä?", ranzt der neunmalkluge Schwitzbold in meine Richtung. Dann kam mein Kardinalfehler: "Zum Beispiel... von Computern." Au Backe. Da hatte ich was in den (BTW menschenleeren) Stadtbücherei-Raum geworfen. "Geh'n sie mir weg mit Computern! So ein Ding kommt mir nicht ins Haus! Ich hab 45 Jahre als Ausbilder bei der Post gearbeitet, alles ohne Computer! Das geht alles auch OHNE!" "Na ja", wagte ich noch mal einzuwerfen. "Zum Beispiel ein Studium - das können Sie heute gar nicht mehr ohne Computer durchziehen." "Daaaas wüsste ich aber! NaTÜRlich kann man das!" Ich - weil: bei Themen, bei denen ich mich auskenne, möchte ich mich ungern unterbuttern lassen: "Ich glaube nicht. Waren Sie dieser Tage mal an einer Uni? Haben Sie sich da mal umgehört? Ob jemand beispielsweise eine simple Hausarbeit noch ohne Computer schreibt?"
Der Mann war dummerweise zu diesem Zeitpunkt schon so in Rage, dass es unterlassene Hilfeleistung oder Mithilfe zum Mord gewesen wäre, hätte ich weitergehakt: Der Mann war kurz vor dem Wutkollaps. Also lenkte ich schnell auf ein unverfängliches Thema um, nämlich auf die Ausstellungsstücke. Numisblätter hingen an der Wand, also Briefmarkenbögen samt einer Münze. Dachte ich mir: Frag ihn doch mal was, wo er mit Wissen glänzen kann. "Was heißt denn genau Numisblätter?" "Also, das weiß ich auch nicht. Das kann ich jetzt nicht sagen."
Ich hätte an der Stelle auf die 46700 Einträge verweisen können, die Google auswirft, wenn man es nach "Numisblatt" fragt. Oder auf Wikipedia, das in gewohnt prägnanter, knapper Weise erklärt, dass es sich dabei um "ein von der Post ausgegebenes und vertriebenes Papier mit einer oder mehreren Briefmarken und einer aufgeklebten Sondermünze" handelt Aber ich habe es gelassen. Unbelehrbare soll man nicht vom Dumm-Sterben abhalten.

26 September 2006

Viermal werden wir noch wach

... dann hat mein weblog Geburtstag! Dann wird TBFKAM (=the blog formerly known as mini1974.blogspot.com) eins!

Worte, die die Welt braucht

Es sagte/schrieb die finnische Kollegin, die zurzeit eine deutsche Austauschstudentin zu Gast hat und zudem einen "Tag der europäischen Sprachen" an der Uni Helsinki organisieren musste: "Ein tolles Sprachbad!"

Eva H. lässt grüßen

Gestern auf dem Rückweg vom Bahnhof, sagte (in nicht gerade freundlichem Ton) ein Mann zu der Frau, mit der er Hand-in-Hand durch die Stadt schlenderte: "Ja, dass du kochen musst, ist doch klar!"
Und Apfelkuchen backen. Und Kerzen anzünden.

25 September 2006

Honig

Schön zu hören ist: "Als du weg warst, war ich irgendwie alleiner als vorher."

19 September 2006

Technik verbindet - oder auch nicht

Es gibt Zeiten im Leben, da ist man Display-Junkie (BTW: Google findet 65 Einträge für Display-Junkie). Display-Junkietum wird in gravierenden Fällen auch noch von Phantom-Vibrations-Hypersensibilität flankiert, was sich darin äußert, dass man das Funktelefon aus der Jackentasche zerrt, weil man meinte, der Windhauch, der das Kleidungsstück in minimale Bewegung versetzt hat, sei ein sich per Vibrieren ankündigender Telefonanruf oder eine Textnachricht.
Nun, jedenfalls, wenn man in solchen Zeiten auch noch blöd genug ist, das Handy mit in Freibad-Duschräume zu nehmen und naiv genug ist zu glauben, das würde dem Gerät nichts ausmachen, der muss halt hinnehmen, dass erst das Display den YMCA YMCK-Modus umkehrt, dann ganz verschwindet, dann wieder auftaucht, jedoch die Beleuchtung vermissen lässt, dass kurze Zeit später beim Betätigen des Slide-Mechanismus doch wieder die komplette Display-Darstellung verschwindet (quasi "Sesam, schließe dich"), dass dann eingehende Anrufe zwar wieder angezeigt werden, aber kein Ton aus dem Hörer dringt, dass am kommenden Tag doch wieder einiges geht, dann wieder nicht... Bis man dankbar ist, auf das hilfsbereite Angebot des Bruders, der diverse Alt-Telefone, unter anderem ein Motorola Timeport tri-band (siehe Foto; Quelle: www.handy-sammler.de), in der Schublade rumliegen hat, eingehen zu können. Das hat zwar Tücken wie eine scheinbar nicht vorhandene Tastensperre, ein seltsames T9, eine vorschnell agierende SMS-Abschick-Funktion und die Eigenart, zwar Anrufe in Abwesenheit anzuzeigen, aber nicht die Nummer dieser Anrufe (wie sich später und unter Aufbietung der geballten Pfadfinder-Mentalität herausstellte, gibt es doch einen Umweg, um an die begehrten Nummern zu kommen). Aber es ist ein Telefon.
Also, gestern Abend startete ich einen Lockruf bei Freundin G., um mich mit ihr zu verabreden; es waren Dinge auf meinem Laptop zu erledigen. Um die Zeit nicht unnütz verstreichen zu lassen, packte ich sicherheitshalber, falls sie Zeit hätte und das per Anruf kundtun würde, das Laptop ins Auto, steckte den DVD-Player, der zum Bruder transportiert werden sollte, dazu und machte mich auf den Weg. Bei Brüderchens Wohnung angekommen, war der Herr des Hauses nicht da, aber macht ja nichts. Hab ja n Schlüssel. Also flott den DVD-Player ausgeladen, das Laptop gleich mit. Weil: Hier gibt es eine schnelle DSL-Leitung, die wunderbar dazu angetan ist, Virenschutz-Programme und Firewalls downzuloaden. Zwischendurch mal eben eine SMS getippt und noch gedacht: Komisch, da oben links in der Ecke, das kleine Zeichen - war das vorher auch schon da? Ungerührt weiter gemacht, da dreht sich plötzlich der Schlüssel in der Tür und Bruderherz hätte sich schlapp gelacht, wäre er das nicht schon vom Jogging-Lauf, der hinter ihm lag (Lüge! Er war ja gar nicht schlapp! Wer 36 Minuten am Stück laufen kann, der ist so wenig schlapp wie David Odonkor langsam ist!).
Es begab sich nämlich so, dass er spontan die gleiche Idee hatte: "Lauf ich doch mal bei der Schwester vorbei und hole mir meinen DVD-Player wieder!" Als er mich nicht antraf, klingelte er per Funktelefon durch: Aha, dafür war also das kleine Zeichen oben links in der Display-Ecke!
Egal, so hatte ja jetzt jeder, was er brauchte, ich zog wieder ab, noch kurz denkend: "Na ja, muss ich bei G. eben ein andermal vorbeischauen." Kaum zu Hause angekommen, blinkt mich mein Festnetz-AB freundlich an und Freundin G. plauderte darauf: "Komm doch gern vorbei, ich bin zu Hause, alles klar..." Tja. War vielleicht eine doofe Idee, von meinem Festnetz aus bei ihr auf dem Handy anzurufen und ihr zu erklären, sie solle gern zurückrufen, sich aber nicht wundern, wenn ich den Anruf vielleicht verpassen und dann nicht zurückrufen würde, weil ich ja der Entgangenen-Anrufs-Nummern-Entziffern (bis dahin noch) nicht mächtig war.

Das nennt man wohl Tücken der Technik mit Selbstüberlistung.

11 September 2006

Natascha rudert um Klickzahlen

Es sagte der Kollege S., der eine Bilderstrecke von der Ruder-Weltmeisterschaft in Eton/Großbritannien ins Online-Angebot unserer Zeitung gestellt hatte und soeben erfuhr, dass er hinter der Natascha-Kampusch-Bilderstrecke Platz 2 der Klickzahlen-Charts belegte: "Morgen entführ ich den Deutschland-Achter, und dann sind wir auf Platz eins!"

07 September 2006

Student müsste man sein

Beim Kaffeetrinken in der Sonne auf den Stufen vor dem C-Gebäude der Uni Paderborn. Sagt mein Kollege V. zu seinem Kommilitonen K., der dummerweise nicht beachtet hatte, dass sich die Weitermeldungs-Frist für die Staatsexamensprüfung auch bei empirischen Staatsarbeiten, für die man bekanntermaßen einen Monat länger Zeit hat, nicht gleichzeitig um einen Monat verlängert, und so jetzt ein Semester länger auf seine Prüfungen warten muss oder darf: "Und, was machst du jetzt mit deiner ganzen freien Zeit?" "Gute Frage. Ich geh schon aus Verzweiflung jeden Tag zwei Stunden joggen." So gut möcht' ich's auch mal haben.

05 September 2006

...und noch einmal

Ein Fass ohne Boden, dieses Männer-und-Frauen-Thema. Neulich beim 100. Geburtstag des DRK-Stadtverbandes. Zahllose einlullende, lobende, schmeichelnde, das Ehrenamt streichelnde Reden wurden geschwungen. "Sehr geehrte Damen und Herren", ging es los, es folgten endlose Sätze, in denen die "Helferinnen und Helfer", die "Blutspenderinnen und Blutspender", die "Bürgerinnen und Bürger", die "Oer-Erkenschwickerinnen und Oer-Erkenschwicker" vorkamen. Und schließlich auch die "Garantien und Garanten" (für den Fortbestand des DRK-Stadtverbands in den nächsten 100 Jahren).

02 September 2006

Mädchen und Jungen

"Eine Schule für Mädchen und Jungen" war die Tagung überschrieben, zu der ich am Donnerstag in der Hauptstadt war. (Nebenbei gesagt sehr peinlich, so lange nicht in Berlin gewesen zu sein. Zehn Jahre sind es wohl.)
Die Tagung, zu der das Land Schleswig-Holstein geladen hatte, hätte aber genau so gut heißen können "Eine Tagung für Streithähne und Kampfhennen". Diese Pädagogen. Und Innen. Wie sie dasitzen, die Frauen, mit ihren Batik-Halstüchern. Mit ihren Wallegewändern. Mit ihren Kurzhaarfrisuren (so wie ich). Wie sie hören, was vorne auf dem Podium gesagt wird. Wie sie gebannt auf die männlichen Redner starren und ihre Ohren weit aufmachen, damit ihnen nur ja keine vermeintlich frauenfeindliche, verborgen antiemanzipatorische, getarnt machohafte oder sonstwie die Geschlechter-Differenzen festschreibende Bemerkung entging. Und wenn so etwas vorkam, oh warte, dann schnaubten sie verächtlich durch die Nasen, grollen feindselig in Richtung Redner, ein stiller Aufstand.
Vorne wird gepredigt und angeregt, die Kinder in der Schule möglichst reflexiv koedukativ zu beschulen, ihnen nicht ständig wieder die Geschlechter-Unterschiede unter die kleinen Näschen zu reiben, sie in friedlicher Koexistenz zu erziehen, ihre Selbstbewusstseine (-seins?) zu stärken allein aufgrund ihrer Persönlichkeit und nicht wegen der Geschlechtszugehörigkeit, die genders zu mainstreamen. Und was tun einige Spezialisten im Plenum? Sie hetzen und machen Front und zementieren. Und merken gar nicht, wie verbissen sie sind.
Wohlgemerkt: Nicht alle sind so. Aber gerade die fallen so sehr unangenehm auf, finde ich.

24 August 2006

Männer und Frauen

Bin ich eigentlich verbissen, wenn ich es ein bisschen lächerlich finde, was Philips-Chef Gerard Kleisterlee diese Woche in einem Interview mit dem Spiegel gesagt hat? "Ich stehe morgens mit einem Philips-Radiowecker auf, putze mir die Zähne mit einer Philips-Zahnbürste, rasiere mich mit einem Philips-Rasierer und bekomme dann von meiner Ehefrau eine Tasse Kaffee aus dem Senseo-Apparat." Ey bitte! Wer es nicht weiß: Der Senseo-Apparat (Foto) ist eine Kaffeemaschine, die so einfach zu bedienen ist, dass sogar mein Bruder Nici Leute, die morgens extrem schwer in die Gänge kommen, damit Kaffee produzieren können. Herr Kleisterlee wohl nicht. Aber wofür hat man seine Ehefrau?
Aus heimlichem und stillem Protest gegen diesen Macho habe ich mir heute ein neues Autoradio gekauft und es selbst eingebaut. Ätsch. Hat geklappt und war ganz einfach. Man muss sich nur rantrauen.

23 August 2006

Verordnung Nr. 46 - und Spanisch-Kurs Nr. 1

Nur mal so: Heute wird NRW 60. "Hier an Rhein und Ruhr und in Westfalen, an Sieg und Ems, im Lipperland, schlägt
unser Herz, lebt unser Land", lässt der WDR unseren Ministerpräsidenten und das ganze Land trällern. Ich find's gar nicht mal schlecht.

Heute erster Tag im Spanisch-Kurs. Das Spielchen kennt man ja - sagen, wie man heißt, wie alt man ist, die anderen fragen, was ihre Hobbys sind und was sie beruflich machen. Klaus - eher ein stiller Vertreter - sagt, er sei ingeniero . Aha, was für eine Sorte denn - technischer Ingenieur, Elektro-Ingenieur oder was? Klaus guckt ein bisschen hilflos, kramt sichtbar in seinem Kopf nach passenden spanischen Worten. Mit welchen Produkten er denn zu tun habe, hilft ihm Mayra, die Lehrerin. Nuschelt Klaus sich irgendein Fremdwort in den Bart (vielleicht Wulstflachstahl oder ähnlich). Mayra: "??" Der Rest des Kurses: "???" Klaus: "Walzwerk!" Der Rest des Kurses (allesamt aus Dortmund): "Ah! So!" Mayra (sie kommt aus Mexico, wohnt erst seit einigen Jahren in Deutschland): "??" Klaus zu Mayra: "Na, Spundwände und so!" Der Rest des Kurses lacht mittlerweile aus vollem Halse. Und am Ende hat Mayra was über den Pott gelernt. Was Walzwerk auf Spanisch heißt, wissen wir hingegen immer noch nicht.

22 August 2006

Hier und da aufgeschnappt

Ein bisschen seltsam ist es schon, wenn im Rombergpark Nordic Walker unterwegs sind und Jacken mit der Aufschrift "Race Team" tragen.

Vorschnell schlaumeierig ist es hingegen, im Radio von einem Zugunglück in Spanien zu hören und zu kichern, wenn der Sprecher die Stadt "Palencia" ausspricht. "Oh, da hat er es mit der bilabialen Aussprache des spanischen 'v' in Valencia aber ein bisschen übertrieben", denke ich so bei mir - nur um am nächsten Tag bei der Zeitungslektüre zu erfahren, dass der Zug tatsächlich in einer Stadt namens Palencia im Norden Spaniens entgleist ist. Tja. Man lernt nie aus.

Auch nicht die zwei Ladies heute Morgen im Regionalexpress. Sagt die eine: "Ich hab gestern 'Der Untergang' auf DVD geguckt." Sagt die andere: "Ach, das ist der mit dem Tsunami, oder?" "Nee, das ist der mit Hitler."
Fragt sich, was schlimmer ist. Aber ein leicht makabres Grinsen kann man sich nicht so richtig verkneifen.

17 August 2006

Aslanlar

Mehr als jeder Integrationsbeauftragter, als jedes gut gemeinte Multi-Kulti-Event und als jede "Wir sind alle Ausländer, fast überall"-Kampagne hat für die Völkerverständigung ein Dortmunder namens Ali getan.
Und das kam so. Anfang Juli trieb mich (aus Gründen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll) der Wunsch um, ein T-Shirt des Fußballclubs Galatasaray Istanbul zu besitzen. Wo kauft man derlei? Am ehesten vielleicht noch in der Dortmunder Nordstadt. Also los, shopping tour (ir de compras en Español) in diverse Geschäfte, die ansonsten ihr Geld damit machen, Kekse mit Kokosfüllung, Plastikblumen, silbernglitzernde Dekoartikel und günstigpreisige Elektrogeräte zu verkaufen. "Ein Galatasaray-T-Shirt? Keine Ahnung. Nee, hab ich nicht. Hier in Deutschland? Vielleicht in Düsseldorf, aber... nee. Musst du im Internet versuchen" - so lassen sich die wenig ersprießlichen Auskünfte zusammenfassen.
Letzter Versuch: Ein Bekleidungsgeschäft im Brückstraßenviertel. Ein Verkäuferinnen-Chick und ich. "Habt ihr Galatasaray Istanbul-T-Shirts?" "Waaaaas sollen wir haben?" "Ein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt." "Was soll'n das sein?" "Ein Fußballverein, Mensch!" "Aha. Musst mal Ali fragen. Ali! Komm mal!" "Hi Ali. Weißt du, wo ich ein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt kriegen könnte?" "Schwierig. Aber ich ruf mal ein paar Leute an. Komm in ein paar Tagen wieder."
Ich komme also in ein paar Tagen wieder. "Nein, nichts zu machen. Aber: Ich fahre am 14. Juli in die Türkei. Ich bring dir eins mit. Am 4. August bin ich wieder hier." "Okay. Am 14. August bin ich wieder hier. Ich komm vorbei."
14. August. Ich betrete Alis Bekleidungsgeschäft. Verkäuferinnen-Chick: "Aaaaah! Da ist die mit dem T-Shirt! Ali!" Auftritt Ali. Ali zieht eine Tüte hervor. Darin - siehe oben - mein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt!! Ich hätt's ja bis zum Schluss nicht zu glauben gewagt, aber: Ein Mann, ein Türke, ein Wort. 80 Millionen türkische Lire hat's gekostet und Ali zeigt mir dreimal, dass das Ding auch original ist. Mit Sicherheitsetikett. Und die Quittung, "die hatten wir doch auch irgendwo?", sagt Ali zum Chick. Sie kramt in diversen Taschen. "Ey, das T-Shirt hat uns den halben Urlaub gekostet, weißt du das?", sagt sie grinsend zu mir. "Waren erst in Antalya, da gab's das nicht, dann in Istanbul, dann noch mal..." Die Quittung findet sich nicht. "Lass gut sein, Ali, ich zahl alles was du sagst. Komm, rechne um!" "Nee, warte, ich rufe meine Kumpel an, in der Türkei und frage nach."
Am Ende wird doch per Taschenrechner grob ein Preis kalkuliert, ich lege noch was drauf - Kerosinzuschlag - und bin danach die wohl einzige Dortmunderin mit einem waschechten Galatasaray-Istanbul-T-Shirt.

14 August 2006

Volverte a ver

Ich werde mich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass jetzt nicht mehr Barcelona ist. Dass jetzt auf der Computertastatur zwischen t und u nicht mehr das y, sondern das z ist. Und dass man mehr als ein Trägertop braucht, wenn man sich morgens anzieht. Dass nachmittags nicht mehr die Frage "erst Strand und dann Mies van der Rohe-Pavillon oder erst Parc Guell (siehe unteres Foto) und dann Strand?" ansteht, sondern eher 17.03-Uhr-Zug nach Dortmund oder 18.10 Uhr? Dass niemand mehr deberes (Hausaufgaben) aufgibt.
Dass man Leitungswasser wieder trinken kann. Dass ich morgens selbst Kaffee kochen muss. Dass ich keinen Sand mehr aus meinen Klamotten schütteln werde. Dass ich nachts keine Ohropaxe mehr ins Ohr stecken muss, um schlafen zu können. Dass die Menschen um mich herum nicht mehr Henry und Susie und Tiziana heißen, sondern Thomas und Gabriele und Inge.
Nun denn. So ist Urlaub. Und so oder so wird Barcelona noch lange in mir stecken, an mir haften und in meinem Herzen bleiben.

12 August 2006

WAZ-blog, Teil 11: Adiós Barcelona - ein Resümee

Drei wunderbare Wochen Sprachkurs-Urlaub in Barcelona gehen heute zu Ende, wenn ich kurz vor 15.30 Uhr den Zettel mit der Buchungsnummer EBRD3DJ am Easyjet-Schalter auf dem Flughafen El Prat von Barcelona vorlege.

Gerne geh’ ich nicht, das sei meinem kleinen Resümee - das weder erschöpfend noch allumfassend und ohne jeglichen statistischen Wert ist und frei aus dem braungesonnten Bauch heraus verfasst wurde - vorweggeschickt.

Das schönste Wort, das ich im Sprachkurs hier gelernt habe, ist eindeutig tiquismiquis, ausgesprochen /’tikis’mikis/. Man verwendet es, um eine Person zu beschreiben, die sich ein wenig pingelig und wunderlich verhält, sich ein kleines bisschen anstellt, das Ganze aber durchaus irgendwie liebenswert meint. Tiquismiquis, das nehme ich sofort in meinen Wortschatz auf.

wohl unbrauchbarste Vokabeln: el tobillo, das Fußgelenk - sollte ich einen schlimmen Unfall beim Fußballspielen haben (sehr unwahrscheinlich; ich spiele kein Fußball) oder beim Berg-Montserrat-Erklimmen selten ungeschickt über eine Baumwurzel stolpern (schon ein bisschen wahrscheinlicher), werde ich dieses Wort wohl bis an mein Lebensende nicht mehr brauchen. Gelernt haben wir auch: decongelacion, Schneeschmelze. Ich werde daran denken, sollte ich demnächst Andalusien besuchen oder einen Flug auf die kanarischen Inseln buchen.

Anzahl der erlernten Vokabeln:676 - nicht so schlecht für 75 Stunden Unterricht, finde ich. Allerdings: “erlernt” ist natuerlich relativ…

schönster U-Bahn-Station-Name: Urquinaona in der Stadtmitte (weil auch nach drei Wochen nicht unfallfrei aussprechbar)

treffendste Wortneuschopfung: “El Paseo de la Muerte” - für den Metro-Verbindungs-Gang zwischen den Linien 4 und 3 am Passeig de Gracìa. Das Copyright liegt bei den Italienerinnen Tiziana und Chiara aus meinem Kurs, die diesen Gang täglich auf dem Weg zur Schule entlanglaufen mussten und jedesmal Gefahr liefen, in der stickigen, hitzigen Luft schon am frühen Morgen zu Boden zu gehen.

Fähigkeit, die man nicht genug wertschätzen kann, wie ich seit Neuestem finde: die richtige Einstellung und Justierung einer Klimaanlagen. Diese vermaledeiten Viecher ließen entweder Ganzkörper-Gänsehaut entstehen oder, wenn man sie daraufhin wieder runterregelte, es stand die warme, schlechte Luft im Raum - kein Wunder, dass viele in unserer Sprachschule mit Schals rumliefen, Halstabletten neben ihren Spanisch-Büchern liegen hatten und Stimmen hatten, die die Bezeichnung Stimme schon nicht mehr verdienten.

Farbe meines Ärgers über völlig sinn- und nutzlos mit nach Barcelona geschlörte drei Pullover, zwei langärmlige Shirts und eine Jeans-Jacke: schwarz

Lieblings-Mitschüler: Lewis aus England. Ich mag es ja, wenn Menschen zu ihren Schwächen stehen. Und Lewis stand geradezu entwaffnend offen zu seinen. Und das Beste: Wenn wir über ihn lachten, dann immer mit ihm. Lewis brachte es fertig, sich die ganze erste Woche (ehrlich gesagt bekam er es auch in der zweiten noch nicht auf die Reihe...) nicht merken zu können, was auf Spanisch heißt “Wie sagt man xy auf Spanisch?” Also wandte er sich jedesmal hilfesuchend an seine ebenfalls am Kurs teilnehmende Freundin Sarah: “How do I say ‘How do I say’?” - und der Kurs antwortete im Chor: “ Cómo se dice...!!” Im Fragen war Lewis ohnehin groß: “¿Qué significa ‘garaje’?, wollte er einmal die Bedeutung einer Vokabel in einem Text wissen. Lewis, vielleicht mal ein bisschen die Fantasie spielen lassen? Welchem englischen Wort ähnelt garaje wohl fast zum Verwechseln? Ob das was mit Autos zu tun haben könnte??
Lewis war es auch, der ("I’m always confused with the words for kitchen and for toilets!” - “Ich verwechsele immer die Wörter für Küche und Toilette!") ständig, wenn wir in einer Strandbar hockten, im falschen Raum landete, wenn er mal für kleine Jungs musste. Lewis aber war es auch, der manchmal geniale Beiträge zum Unterrichts-Spaß brachte: Als uns Lehrerin Maite neulich erklärte, dass anzünden im Spanischen encender heiße und sie in die Klasse fragte, ob jemand denn auch das Wort für die gegenteilige Aktion wisse, da war Lewis derjenige, der zuerst eine Antwort hatte: “Agua!” - “Wasser!” Wo er Recht hat, hat er Recht.

Job, den ich niemals in Barcelona machen möchte: Inventur bei der Mülleimer-Verwaltungs-Stelle. Ich habe noch nie so viele Mülleimer in einer Stadt gesehen wie hier. Allein an jeder - jeder! - Straßenkreuzung stehen acht. Dazwischen sind auch noch welche, rund um Touristen-Sammelpunkte wie Sagrada Familia, Parc Guëll oder die Plaça de Catalunya stolpert man beinahe über die Dinger, und die Wagen der BCNeta - nettes Wortspiel aus der Abkürzung für Barcelona BCN und neta, der katalanischen Vokabel für ‘sauber’, sowie dem Namen des dem Meer zugewandten Stadtteils Barceloneta - sind aus dem Straßenbild nicht wegzudenken. Auch am Strand muss man nirgendwo mehr als 20 Schritte gehen (höchstpersönlich von mir ausgemessen und verifiziert), um seine Apfelkippe und seine leere Wasserflasche wegzuschmeißen.

Fazit: Reisen Sie nach Barcelona! Vergessen Sie die sündhaft teure Kaffeemaschine des edel-italienischen Herstellers, die Sie anzuschaffen gedachten. Sparen Sie sich das neue Auto! Essen Sie halt nur noch Brot mit Margarine, aber: Reisen Sie nach Barcelona!

Vielleicht haben Sie danach auch eine neue Lieblingsstadt. So wie ich.

11 August 2006

WAZ-blog, Teil 10: Més que futbol

Zu Hause bin ich für die WAZ unter anderem in der Ostvest-Sportredaktion unterwegs auf den Fußballplätzen und Tenniscourts, in Handballhallen und an Wasserballbecken von Oer-Erkenschwick, Datteln und Waltrop. Klar, dass ich hier in Barcelona auch das sagenhafte Camp Nou, das Stadion des FC Barcelona, besichtigen musste.

Schließlich buhlt das ans Stadion angeschlossene “Museu del Futbol Club Barcelona” mit dem Picasso-Museum um die meisten Besucher, verkaufen sie doch beide jedes Jahr an die eine Million Eintrittskarten. Eins kann ich mal sagen: Noch nie wurde vor den Kassen so gedrängelt wie vor dem FCB-Museum. Als hätte die Besucher ein geheimer Antrieb und Nervenkitzel erfasst, der sie ihren Vordermännern auf die Füße trampeln und rumschubsen liess. Aber was sage ich - hier geht es ja auch um nichts Geringeres als Fußball.

Bilder einer Passion

Besser gesagt um “Més que futbol”, mehr als Fußball, wie eine Foto-Ausstellung berühmter Barça-Fußballfotos im Museum überschrieben ist. Bilder einer Passion (katalanisch: ‘Imatges d’una passio’) zeigt diese Ausstellung - und wer wollte nicht mal das Trainingslager der FC-Barcelona-Mannschaft in Finnland im Jahr 1966 sehen? Oder wie Michael Schumacher im Mai 2005 Fußball spielt? Ein Foto von 1928 zeigt, was heute elektronisch-vollautomatisch geschieht: Ein Mann trägt eine handbeschriebene Kreidetafel durchs Stadion; zu lesen ist: BCN (=FC Barcelona) 1 - Real (= Real Madrid) 0. Das Museum hat aber noch mehr zu bieten. Ich bin zum Beispiel erstaunt darüber, wie wenig sich das Trikot der Barça-Boys in all den Jahren seit Clubgründung (29.11.1899) verändert hat: Die blauen und weinroten (katalanisch: blau-grana) Streifen scheint jemand schon 1920 mit Perwoll gewaschen zu haben, und auch das Design ist zeitlos (schön).
Jetzt lerne ich auch endlich mal Ladislao Kubala kennen. Ich weiß, dieser Satz bringt mir jetzt wieder vorwurfsvolle Blicke und abfällige Bemerkungen meiner fußballbewanderteren Freunde ein. “Wie, du kanntest Ladislao Kubala, den ungarischstämmigen Fußballspieler, der 1950 der bestbezahlte Mann vom FC Barcelona war, vorher nicht? Schäm dich!”, höre ich sie schon rufen.

Von der Wichtigkeit der Sportarten

Dafür kann ich am nächsten Tag in der Schule mit Fachwissen glänzen - was man so Fachwissen nennt. “Did you know there is a game they call something like ‘Handball’?”, fragt mich allen Ernstes Mitschüler Lewis aus England, der ebenfalls das Camp Nou besucht hat. Ob ich gewusst habe, dass es so ein Spiel namens Handball gebe?! Ich erkläre ihm schnell die Basics: wie viele Spieler, wie viele Tore und wie viele Halbkreise für ein Handballspiel nötig sind. So unterschiedlich wichtig sind die Sportarten in Europa…

Wer ist eigentlich Kubala?

Tatsächlich habe ich nicht gewusst, dass der FC Barcelona auch eine taugliche Eislauf-Abteilung hat. Und ich kannte vorher Kicker-Geräte nur für die Simulation von Fußballspielen. Es gibt aber auch solche für Hand- und Basketballspiele (mit bewegbaren Bodenplatten!). Weitere kuriose und bunt zusammengestellte Objekte: Die Original-Taschenuhr des Schweizer (!) Clubgründers Hans Gamper. Und eine Auflistung aller rund 1600 Fanclubs - zwei gibt es auch in Deutschland: einen in Berlin und die “Barcelonista Knittlingen”. Ein ganzer Raum voller Trophäen, Medaillen, Auszeichnungen und Cups - für die Hardcore-Fans.

Am Ende des Museumsbesuchs geht buchstäblich kein Weg vorbei am Shop - raus geht’s nur durch die “FCBotiga”. Ein Katzenkorb mit FCB-Emblem gefällig? Lieber in Blau oder lieber in Weinrot? Oder darf es vielleicht der Barça-Kühlschrank sein? Eine Taschentücher-Hülle in Clubfarben? Badelatschen mit Ronaldinho-Anlitz? Vom üblichen Sammler-, Jäger- und Fan-Equipment (Unter- und Bettwaesche, Kulis, Lollis, Trinkgefässe) mal ganz zu schweigen…

Internationale Werte

Eine Frage bleibt offen: Der FC Barcelona stehe seit jeher für die katalonischen Werte, informiert eingangs eine Tafel über die Club-Philosophie. Was immer die sein mögen - aber diese Werte möchte ich doch gerne mal von einem Spieler wie Samuel Eto’o (Herkunft: Kamerun) oder einem Deco (aus Brasilien) persönlich erklärt haben.

08 August 2006

WAZ-blog, Teil 9: The Champion is catalan

"Los catalanes dan las gracias a los jugadores de Argentina, Brasil, México, Camerún, España, Francia, Holanda...” steht auf einem nachgeahmten Zeitungs-Ausriss, und darunter: “The Champion is catalan”. image Eine solche Postkarte fiel mir neulich beim Schlendern durch Barcelonas Viertel El Born in die Hände. Mit der Fußball-WM im Hinterkopf ist dieser Scherz - “Die Katalanen sagen den Spielern von Argentinien, Brasilien… danke” - auch für Nicht-Katalanen verständlich.


Das Thema der katalonischen Identität - Katalonien ist eine Autonome Gemeinschaft mit eigenem Parlament; während des Franco-Regimes war die Sprache und die Kultur verboten -, so habe ich nach knapp drei Wochen festgestellt, ist hier zwar überall präsent, aber auf eine sehr dezente Art und Weise und so, dass derjenige, der sich nicht konkret danach umschaut oder der sich nur an der touristischen Oberfläche durch Barcelona bewegt, nicht unbedingt drauf aufmerksam oder mit der Nase drauf gestoßen wird.
Gut, es kommt vor, dass unsere Lehrerin Sonia - gefragt, was dieses oder jenes auf Spanisch heißt, im ersten Reflex etwas an die Tafel schreibt, dann aber plötzlich mit den Worten: “Ah, no, es catalán!” zum Wischlappen greift, sich an die Stirn schlägt und das - für uns, die Spanisch-Lernenden - korrekte Wort notiert. Straßennamen sind hier ohnehin gänzlich katalanisch. Die Mega-Schneise durch “Barça”, wie die Katalanen ihre Hauptstadt nennen, ist nicht, wie sie wohl im Rest des Landes genannt würde, die Avenida Diagonal, sondern die Avinguda Diagonal.

Belegte Brote

Und wenn wir Sprachschüler mittags auf die Schnell ein Bocadillo, ein belegtes Brötchen, haben wollen, gehen wir um die Ecke zu “Pans”, einer katalanischen Belegte-Brote-Kette mit Filialen an jeder Ecke der Stadt, müssen uns da aber mit den katalanischen Bezeichnungen anfreunden oder abfinden. Tallet" heißt hier der kleine Kaffee mit Milch, den das übrige Spanien cortado nennt.
“If it’s got a lot of ‘x’es in it, then it’s catalan!”, brachte es mein Mitschüler Lewis auf den Punkt, wenn wir manchmal - in der Metro-Station, auf Speisekarten oder sonstwo - auf Sprachbrocken stießen, die wir nicht auf Anhieb entziffern konnten und nicht wussten, ist das nun, weil wir einfach noch nicht genug Spanisch können oder eben, weil das hier gar nicht Spanisch ist, sondern Katalanisch. Denn die - übrigens völlig eigenständige Sprache; das ist kein Dialekt - Katalanisch hat tatsächlich viele ‘x’-e und auch viele ‘au’-s und ‘eu’-s im Sprachbild. “Bitllet, si us plau” steht zum Beispiel im Display am Drehkreuz zum Bahnsteig, wo wir das Ticket reinschieben muss, um passieren zu können. Und “L’Eixample” heißt der Stadtteil, in dem wir wohnen.
Jede Buchhandlung hat ganz selbstverständlich eine Ecke mit katalanischsprachigen Büchern - aber es ist eben eine Ecke, und der Rest ist voll mit spanischen.

Dass ein gewisser Nationalstolz vorhanden ist, zeigt sich aber - einmal mehr beim Fußball. Der FC Barcelona hat keinen Haupt-Trikotsponsor - weil er sich als eine Art katalanisches Nationalteam begreift. Was hinzu kommt: Hier in dieser Stadt, in der fast vier Millionen Menschen, leben, mixen sich die, die hier geboren sind, mit denen, die aus Sevilla, aus Cadiz, aus Santander und aus sonstwelchen Ecken des Landes zugezogen sind und daher mit dem Katalanischen auch nicht viel anfangen können. “Im Freundeskreis sprechen wir grundsäetzlich Spanisch”, schüttelt beispielsweise der Postkarten-Verkäufer den Kopf, als ich ihn auf die Katalanisch-Frage anspreche.

Vermessen

Ein abschließendes Urteil darüber, wie genau der katalanische Nationalstolz ausgeprägt ist, darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben. Nach nur drei Wochen, noch dazu drei Wochen, in denen die Gehirnzellen vornehmlich mit spanischen Vokabeln, dem regelmäßigen Auftragen von Sonnencreme, den korrekten Zugverbindungen zum Kloster Montserrat und Eintrittspreisen zum Mies-van-der-Rohe-Pavillon beschäftigt sind, auch noch einen hinreichenden Einblick in die Mentalität und die Seele der Menschen hier fällen zu wollen, wäre nach meinem Dafürhalten vermessen.
Fest steht jedoch: Barcelona ist vor allem international. Hier sind so viele Menschen aus aller Welt, dass der Unterschied Katalanisch - Spanisch (oder korrekter: Kastilisch, castellano, ‘Hochspanisch’) gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Barcelona ist weltoffen - auch wenn zugegebenermaßen eine Stadt, in die so viele Euros aus Touristen-Portemonnaies fließen, das aus reinem Eigennutz auch sein muss.

07 August 2006

WAZ-blog, Teil 8: Sportfreunde Barcelona


Sie sind ein sportfreudiges Völkchen, die Barcelonesen, muss ich feststellen. Na ja, sportfreudig ist vielleicht zu viel gesagt; aber bewegungsfreudig sind sie mindestens. Der typische Metro-Passagier zum Beispiel war heute, am Sonntag, mit Badeshorts und T-Shirt bekleidet, über der einen Schulter hing ein Badehandtuch, in der anderen Hand trug er eine Frisbee-Scheibe, respektive ein Body-Board zum Wellen-Reiten, respektive einen Volleyball.

Nichts mit Faulenzen

Wirklich, an den Stränden von Barcelona wird nicht so viel träge dahingefaulenzt, wie ich das von anderen Stränden kenne. Volleyball-Netze sind kreuz und quer gespannt, Fußballer scheinen die WM nachspielen zu wollen, auf der Strandpromenade gleiten die Inline-Skater dahin, dass mir beim Gedanken an die Sandkörner, die sie sich so in die Kugellager rollen, die Tränen kommen, Tischtennis-Platten am Strand-Rand sind dicht umlagert, und wenn es Abend wird, ist hier erst recht die Luzie los, wenn die Läufer kommen.

Fast wie Wald

Läufer sind dabei sogar auch mitten in der Stadt unterwegs: Die Hauptverkehrsader Avinguda Diagonal zum Beispiel hat einen Mittelstreifen, auf dem ein paar Bäume stehen - ja Mensch, das ist doch schon fast Wald; da kann man doch laufen, auch wenn hüben wie drüben tausendfach die Abgasschleudern vorbeibrausen! Auch Fahrräder sind viel gesehene Verkehrsmittel - und das, wo Barcelona wie wohl jede Großstadt auch eine Autostadt ist und wenig extra für Radfahrer ausgewiesene Wege, dafür umso mehr Gefahren vorhanden sind. Nichtsdestotrotz radeln sie gerne und viel durch ihre Stadt, die Barcelonesen, genau wie Inlineskater nicht vor den engen Gassen des Barri Gòtic Halt machen. Ebenfalls hier nicht aus dem Straßenbild wegzudenken: Skateboarder. Dass sie den Vorplatz des Museu d’Art Contemporani als Übungsfläche und die Treppenstufen als Ramps nutzen, hat der Architekt des Gebäudes, Richard Meier, sicher auch nicht so geplant.

Ich will auch!

Bei so viel Beweg- und Sportlichkeit werde ich auch ein wenig wehmütig, schnüre ich zu Hause doch regelmäßig die Turnschuhe. Aber Laufen, das gehört für mich auf die Schotterwege des Rombergparks in Dortmund, auf den Rundweg A7 in der Haard, dem Waldgebiet am nördlichen Ruhrgebietsrand, oder auf den Uferweg am Kemnader See in Bochum. Laufen hier, in der Millionen-Metropole?

Keine Ruhe mehr in den Beinen

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Jetzt ließ mir Laufdrang und Entdeckergeist aber keine Ruhe mehr, ab in die Metro, rausgehüpft an der Haltestelle Barceloneta unten am Strand. Ich habe vorsichtshalber (die Hitze!) die Zeit gewählt, zu der die sonntäglichen Badegäste gerade die Luft aus ihren Schlauch-Booten lassen, die Sonnenmilchtuben einsammeln und den Kindern den Sand von den Beinen duschen. Lustig geht’s los, am Touristen-Strand Playa de Sant Sebastià entlang. Schön warm ist es immer noch, 27 Grad. Schwupp, da bin ich schon am nächsten Playa, Nova Icarìa. Langsam kommt die Pulsuhr auf Touren. Apropos Pulsuhr. So einen Schnickschnack brauchen die Jogger hier offensichtlich nicht. Niemand rennt damit, und auch Wasserfläschchen, wie sie sich Läufer in Deutschland um die Hüfte schnallen, sehe ich hier nirgends. Statt dessen rennen sie mit hängender Zunge und gerötetem Kopf, aber mit zufriedenem Grinsen im Gesicht durch die Gegend. Ob das was mit der deutschen Übervorsichtigkeit zu tun hat?

Missbrauch von Berühmtheiten

Noch ein paar Schritte, dann laufe ich am Peix d’Or entlang, der fischförmigen Skulptur von Star-Architekt Frank Gehry. Ein bisschen dekadent ist das schon, denke ich bei mir, als ich links die Edel-Yachten im Sportboot-Hafen liegen sehe und bald darauf links das moderne, architektonische Highlight der Stadt, der Büroturm Torre Agbar, in der Ferne schimmernd sichtbar wird: Den Weg entlang an berühmten Gebäuden und Sightseeing-Objekten, zu denen Menschen aus aller Welt pilgern, einfach so als Laufstrecke zweckzuentfremden…

Jetzt gibt’s Abendessen

Der Geruch von Olivenöl und Knoblauch reißt mich aus den Gedanken: Jetzt kommt der Strandabschnitt, an dem so viele Restaurant sind und wo jetzt die Abendessenszeit beginnt. Mmh, lecker. Ein Lauf für die Sinne. Einer mehr wird am Strand Mar Bella angesprochen, wo sich die Nackedeis tummeln, und wo aus jeder Strandbar eine andere Musiksorte zu hören ist: chillige Klänge, stampfenden Rhythmen, HipHop-Beats.

Könnte ich mich dran gewöhnen

Ich könnte mich dran gewöhnen an diese Laufstrecke, so schön Rombergpark, die Haard und der Kemnader See auch sind. Allerdings: Ich zweifle mittlerweile ein bisschen daran, ob das tatsächlich die eingeborenen Barcelona-Bewohner sind, die hier laufen. Der vorhin, mit dem T-Shirt, auf dem “Tintin Istanbul” stand - wenn das nicht ein französischer Austausch-Student mit einer Vorliebe für den Comic-Helden Tintin ist. Und die Aufschrift “Abschlussfahrt ‘06 - Voll toll!” auf dem Dress eines anderen Lufers gibt mir doch auch zu denken. Wenn da mal nicht eine Fußballmannschaft auf Tour ist. Elendig, diese Touristen berall… und ich mitten unter ihnen.

P.S.: Heute Vormittag war ich auf dem Kloster-Berg Montserrat, 40 km nördlich von Barcelona. Auf einem Pilgerweg rund um das Kloster fand ich auf einer Keramik-Ziertafel die Inschrift “Nostra Senyora de Fussimanya” (siehe Foto). Nanu, eine Schutzgöttin für Fußball-Verrückte? Die sie womöglich davor beschützt, in die Niederungen der Kreisliga abzurutschen oder an Geschäftsführer zu geraten, die die Finanzen in Grund und Boden wirtschaften? So nett der Gedanke wäre - Fussimanya ist schlicht und ergreifend ein winziges katalanisches Dörfchen, in dem die Heilige gewirkt hat!

04 August 2006

WAZ-blog, Teil 7: Von Bingo-Spielen und malenden Lehrerinnen

Paradiesische Zustände sind das ja, denen unsere Lehrerinnen und Lehrer in der Sprachschule ausgesetzt sind. Die alumnos oder estudiantes, also wir, sind aus völlig freien Stücken hierher gekommen, um zu lernen. Wo findet man das sonst, eine freiwillige Schulpflicht.

Zudem sind die Klassengrößen - wir sind sieben in unserem Kurs - so überschaubar, dass zum einen die Lehrer auf der Stelle alle Namen auswendig können - und, gemäß den Unterrichtsinhalten, auch, was jeder von uns zum Frühstück isst und wann er zu Bett geht (Lektion: Die Tageszeiten) - Suzie mag morgens “frutas y yogur y un cafe con leche”, Giugliana geht zu Bett, wenn auch ich den Fernseher ausknipse “normalmente, me acuesto a las once y media” -, wie wessen Vater aussieht und wessen Schwester gern welche Anziehsachen trägt (Lektion: Aussehen und Kleidung beschreiben), wer zu Fuß, wer mit dem Auto zur Arbeit fährt (Lektion: Die Verkehrsmittel).

Total langweilig

Lustig wird es, wenn wir anfangen, unsere Muttersprachen zu vergleichen. “Due pelle” - zwei Bälle - sagen die Italienerinnen abschätzig, wenn jemand total langweilig ist, und sie verweisen per Geste auf die männliche Körperregion hinter dem Jeans-Reißverschluss, in der diese zwei Bälle zu finden sind. Wir kichern und ich erzähle, dass das deutsche “tote Hose” wohl eine ähnliche Bedeutung trägt. Lewis und Sarah aus England zucken mit den Achseln. Ihre Sprache sei wohl nicht so einfallsreich und romantisch; dies alles würde man bei ihnen zu Hause mit “fuck off” zusammenfassen.

Stundenlanges Malen


Die Mini-Klassen bringen es aber auch mit sich, dass gewisse Eigenarten der Mitschüler auf der eine Seite, aber auch die der Lehrerinnen auf der anderen Seiten zutage treten und zur Kurzweil des Spanisch-Kurses beitragen: Über Sonia schmunzeln wir jedesmal, wenn sie zu Beginn einer Stunde minutenlang Kunstwerke an die Tafel malt, um die Bedeutung einiger Vokabeln deutlich zu machen - die manchmal schneller und einfacher und eindeutiger klar würden, wenn sie uns fix die englische Übersetzung gäbe. Ihre Kollegin Meritxell ist ernsthafter, lässt niemals eine Hausaufgabe unkorrigiert, aber sie hat Top-Tipps in der Hinterhand, wo man in Barcelona am besten zum Friseur geht, was man zu spanischen Hochzeiten anzieht - Kursteilnehmerin Suzie hat eine heiratende Freundin hier - und sie schafft es in ihrer ruhigen Art, die Unregelmäßigkeit einiger spanischer Verben doch halbwegs regelmäßig erscheinen zu lassen.
Methoden-Feuerwerk

Auch die Unterrichts-Methoden, die die Lehrerinnen uns angedeihen lassen, sind durchaus zahlreich. Und so viel Abwechslung war noch nicht, als ich damals die “richtige” Schulbank drückte (das Abitur habe ich trotzdem gekriegt, und dass der Lateinunterricht gut war und seinen Sinn hatte, merke ich jetzt, beim Spanisch-Lernen, einmal mehr): Mal arbeiten wir por parejas, paarweise, und radebrechen gegenseitig die Sätze vor uns hin, einmal kommt Lehrerin Sonia mit einem Gummiball in die Klasse und wir werfen uns das Ding zu, damit die gelernten Floskeln ein bisschen zügiger über die Lippen kommen.

Bingo und andere Spiele

Einmal bringt sie sogar ein Bingo-Spiel mit, als wir die Zahlen von 1 bis 100 erproben sollen. Sonia liebt auch Wettspiele: Wer schreibt am schnellsten und korrekt die von ihr an die Tafel gezeichneten Uhrzeiten auf? Wer kann fehlerfrei die Verben auf -ar durchkonjugieren?
Manchmal müssen wir allein vor uns hinschreiben, mal treten wir in zwei Gruppen Dialoge erfindenderweise gegeneinander an, mal muss jeder einen Satz eines langen Textes vorlesen, mal per Pantomime den anderen aus dem Kurs eine Vokabel vorspielen.

Die Streber-Bande

Mag sein, dass wir in unserem Kurs eine Streber-Bande sind. Aber während der zwei Wochen, die ich jetzt hier bin, hat nicht einer eine Stunde verpasst. Morgens um 9 sitzen wir meist noch vor den Lehrern in der Bank, und weder entschuldigt noch unentschuldigt hat bisher jemand gefehlt. Wohl ein einmaliges Erlebnis für Schul-Pädagogen: Als Lehrerin Meritxell heute vorsichtig anfragte, ob sie uns noch eine Hausaufgabe mehr übers Wochenende aufgeben kann, rührte sich keinerlei Widerstand. Statt dessen sind “sure, yes!”, “si, claro!” und “natürlich!” die Antwort.

02 August 2006

WAZ-blog, Teil 6: Rätsel, Eindrücke und Freunde der modernen Kunst

So ein Sprachurlaub in der “Camino Barcelona"-Schule bringt es mit sich, dass man sich hin und wieder gemeinsamen Ausflügen anschließt. Eine Tapas-Bar besuchen, einen Vortrag darüber hören, wie die Barcelonesen mit der Hitze umgehen, einen Almodóvar-Film gucken - viele Dinge sind eben mit einer ganzen Meute von Leuten netter als allein oder zu zweit. Heute auf dem Plan: Wir besuchen gemeinsam das MACBA, das Museu d’Art Contemporani de Barcelona.

Die Gemeinsamkeit war allerdings schnell vorbei beziehungsweise sie beschränkte sich auf den Weg von der Sprachschule um sieben Blocks hin zum Museum für Moderne Kunst. Einige einführende Worte noch von unserer Lehrerin Meritxell, und dann waren wir allein unserem Schicksal überlassen. Das Schicksal hieß in diesem Fall George Brecht, Peter Friedl und “Vinil. Discs i caràtules d’artistes”, übersetzt etwa “Vinyl. Schallplatten und -Hüllen von Künstlern”.

Kunst??

Da stand ich nun und versuchte, die ausgestellten Installationen und Werke auf mich wirken zu lassen. Ganz schön schwierig bisweilen, denn das Gezeigte beinhaltete zum Beispiel eine Komposition aus einem Bierdeckel, auf dem “It’s all” steht, sowie darunter einer Pastillen-Dose, auf der “Mental” zu lesen ist. Oder einen weißen Stuhl, auf dem eine Küchenreibe (?) und ein Maßband (??) abgelegt waren. Oder einen überdimensionalen Neonleuchtschriftzug “Neue Straßenverkehrsordnung”. Ich möchte jetzt nicht mit der banausigen Frage kommen “Und das soll Kunst sein?”, denn im Prinzip finde ich Kunst unbedingt wichtig, interessant und fördernswert. Aber hier gebe ich unumwunden mangelnde Kenntnisse zu. Schön war’s in dem Museum trotzdem; ist immer gut, wenn der Geist ein wenig in Bewegung gerät, und das Gebäude an sich in seiner Großzügigkeit und in seiner lichtdurchfluteten, offenen Art, das hatte schon eine ganze Menge.

Bikini-Schnüre grüßen den Strand

Außerdem war allein die Beobachtung der anderen Museumsbesucher - vor allem eben unserer Gruppe - interessant genug: Da gibt es die, denen quer über die Stirn geschrieben steht: “Ich will eigentlich lieber an den Strand.” Notdürftig haben sie die Bikini-Schnüre unter ihren Sommertops verborgen, die Gummilatschen platschen deplatziert in die museale Stille hinein, und ihre nach unten hängenden Mundwinkel signalisieren deutlich die Unlust oder wahlweise die Verärgerung über denjenigen, der sie gegen ihren Willen in diesen Bau geschleppt hat.
Dann gibt es die, deren Gebaren uns sagen will: “Ich kenn mich aus. Ich weiß, dass Peter Friedl diese Installation für die Dokumenta X in Kassel erstellt hat. Und ihr nicht!”. Gemessenen Schrittes ziehen sie von Kunstwerk zu Kunstwerk, heben ab und zu bedeutungsschwanger die eine oder die andere Augenbraue und blättern zwischendurch nur kurz in dem kiloschweren Ausstellungskatalog. Nur deshalb natürlich, um nachzuschlagen, ob George Brechts erste Ausstellung in dieser New Yorker Galerie nun im April oder im Mai 1959 war.

Meine beste Freundin, die Digitalkamera

Dann gibt es eine etwas unangenehme Spezies: ihr wichtigstes Utensil ist die Kamera. Sie pätschen das Objektiv ihrer Digitalen direkt an die Scheiben der Schaukästen (die Aufnahmen werden bestimmt super), sie lassen sich von ihren Freunden vor den Kunstwerken ablichten, die am buntesten sind, und sie nerven andere damit, dass sie ihnen vorwurfsvolle Blicke zuwerfen, wenn sie aus Versehen die Frechheit besitzen, in ihre minutenlange Videoaufnahme der Kleiderständer-neben-Abstelltischchen-Installation im ersten Stock der Ausstellung reinzulatschen.

Besser das Art-Abo

Ich selbst übrigens würde mich in die Gruppe derjenigen einreihen, die besser daran getan hätten, irgendwann einmal ein Abo des Kunstmagazins “Art” zu ordern. Die sich jedesmal in solchen Museen neu vornehmen, das Feuilleton der Tageszeitung aufmerksamer zu lesen. Die vielleicht Anfang Juli, vor der Barcelona-Abreise, doch mal auf einen Freibad-Nachmittag hätten verzichten sollen und statt dessen die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Essen besucht hätten.

Morgen Picasso

Morgen übrigens finden Sie mich im Picasso-Museum. Und danach in der “Fundacio Joan Miró”. Und wenn die Zeit noch reicht, im “Museu Futbol Club Barcelona”. Okay - vielleicht sehe ich aber schon nach Picasso ein, dass ich den Mund etwas zu voll genommen habe.

31 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 5: Zeigt her eure Füße und ich sag euch, welche Schuhe ihr tragt

Heutiger Unterrichtsinhalt meines Spanisch-Sprachkurses: “Ropas y zapatos”; Kleidung und Schuhe. Kein unwichtiges Thema, wie wir alle finden. Sogar Lewis, der einzige Mann in unserer Klasse, guckt nur ein ganz kleines bisschen desinteressiert, als es beispielsweise um winzige, aber entscheidende Unterschiede zwischen solchen Flipflops, die man definitiv nur am Strand anziehen kann - las chancletas -, und solchen - las sandalias -, die man (eindeutige Kennzeichen: Glitzerbesatz, Absätze, Lederriemchen oder ähnliches) durchaus auch in der Stadt tragen kann, geht. Und dann gibt es noch zapatos de verano, also generell sommerliche Schuhe. Oder zapatos de tacón, Schuhe mit Absatz. Oder auch: zapatillas deportivos, auch bambas genannt - das sind Sportschuhe. Für den Winter: las botas, die Stiefel.

Wenn Sonia wüsste...

Wenn Sonia, die Lehrerin, wüsste, was sie da für ein wichtiges Thema angeschnitten hat!
Seitdem ich lebe - nun gut, sagen wir, seitdem ich ohne Mama und Papa verreisen kann - bin ich der festen Ansicht, dass man sich Großstädte am besten und am intensivsten zu Fuß erschließt. Während also die beiden etwas bequemen Engländerinnen Adele und Martha in meiner Unterkunft beim Abendessen darüber diskutieren, welche Metro-Linien am schnellsten zum Parc Guëll fahren oder welche Bushaltestelle man für die Besichtigung der Sagrada Familia bevorzugen sollte, könnte ich noch nicht einmal den aktuellen Ticketpreis nennen. Von der Meinung, dass man laufend die schönsten Ecken der Stadt entdeckt, dass Sightseeing auf zwei Beinen das einzig Wahre ist und dass man so für mehr Details als irgendwie sonst sensibilisiert wird, rücke ich auch nach gut einer Woche Barcelona a pie (zu Fuß) nicht ab.
Aber frage mich niemand nach meinen Füßen.


Die Heilfleisch-Strategie

Meine Strategie war zunächst: Ich habe vier Paar Schuhe mit - Sandalen mit Absatz, Sandalen ohne Absatz, feste Halbschuhe und Jogging-Schuhe. Kein Paar eignet sich für den dauerhaften, täglichen Einsatz in einer spanischen Großstadt, so viel war schnell klar. Also: jeden Tag reihum andere Schuhe tragen. Vier Tage, das müsste genug Zeit sein, damit die Blasen, die je nach Treter-Wahl an anderen Stellen entstehen, wieder weg sind; ich habe schließlich gutes Heilfleisch. Aber mit Absatz-Schuhchen auf den Montjuïc-Berg stöckeln? Turnschuhe zum Rock? Alles nichts.
Jetzt steht für ein zusätzliches Paar Flipflops, das ich eingekauft habe, die Bewährungsprobe an. Ich fand Flipflops bislang abartig und bestenfalls für unhygienische Duschkabinen geeignet. Aber eine nicht-repräsentative Umschau auf Barcelonas Frauenfüße zeigte, dass diese Schlappen offensichtlich die geeignetsten sind für dieses Pflaster.

Gutes Stichwort. Ich kann jetzt leider nicht weiterbloggen. Ich muss Pflaster kaufen. Blasenpflaster.

30 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 4: Erst in Kultur, dann in die Ölsardinendose

H 9.32 T 34 - das sind die magischen Zahlen, die mich heute Morgen im Rodalies, im Nahverkehrszug begrüßten. Uhrzeit (Hora) kurz nach halb zehn, Temperatur - schon wieder jenseits der 30-Grad-Marke. Aber macht auch nichts, denn heute habe ich mir einen Tag Strandleben verordnet. Gestern schließlich habe ich mir die volle Kultur-Dröhung geholt.
Chiara und Tiziana, die beiden Italienerinnen aus meinem Sprachkurs, hatten die Idee, nach Figueres zu fahren. Hier steht das weltbekannte Dalí-Museum und das, so meinten die wissensdurstigen und unternehmungslustigen Studentinnen, könne man doch gleich mal mitnehmen, wo man schon mal hier in der Gegend sei. Fand ich auch, und so trafen wir uns in aller Frühe am Bahnhof Barcelona Sants, von wo aus uns ein - übrigens, verglichen mit Deutsche-Bahn-Erfahrungen, erfreulich pünktlicher, sauberer und zudem billiger Nahverkehrszug; die jeweils etwa zweieinhalbstündige Fahrt kostet hin und zurück nur 14 Euro - in das kleine Städtchen 130 km nordöstlich von Barcelona brachte. Das Museum hat Salvador Dalí, der Maler, Schriftsteller, Bildhauer, Bühnenbildner und Selbstdarsteller und Schauspieler, 1974 selbst konzipiert, und damals wie heute ist es ein schräges, erstaunliches, manchmal zum unverständnisvollen Kopfschütteln, manchmal zum grenzenlosen Staunen bewegendes Sammelsurium und Erlebnis. Eine Wohnzimmereinrichtung, die Dalí den Gesichtszügen der Schauspielerin Mae West nachempfunden hat - ihre Lippen geben ein tolles Sofa her - oder die an jeder Ecke als kitschiges Souvenir nachgebildeten fließenden Uhren, riesige Skulpturen, surreale Malereien natürlich und nicht zuletzt die überdimensionalen Eier auf dem Museums-Dach, das ist schon einen - besser: mehrere - Besuch(e) wert.

Seele baumelt


Seele baumeln lassen war am heutigen Sonntag Programm. Wieder in den Rodalies-Zug, diesmal nach Westen. Sitges, weithin bekannter Badeort und Treffpunkt der Schwulen- und Lesben-Urlauber-Szene, lockte mich, meine Urlaubs-Lektüre, meine Sonnencreme und -brille an den Strand. Diese Idee hatten - wie zu erwarten war - nicht wenige andere Menschen. Nein, ich beschwere mich jetzt bestimmt nicht! Mein Handtuch fand schließlich Platz. Okay, zwischen meines und das des Nebenmanns passten zwar gerade mal meine Wasserflasche (absolutes “must have”, wohin man geht und steht und sieht; die Supermärkte verkaufen sogar Extra-Grössen für Kleinkindhände!) und meine Schuhe, aber schön war’s trotzdem.

Keine Quallen, aber Streik

Besorgte Erkundigungen aus heimatlichen Gefilden - die deutschen Medien hatten offensichtlich Quallen-Plagen in den Gewaessern vor Barcelona gemeldet - konnte ich direkt als haltlos entkräften - an meine Haut lasse ich nur Salzwasser und - notgedrungen, Stichwort H 9.32 T 34 - Schweiß, keine quabbeligen Meeresviecher. Die hiesigen Medien beherrscht ein anderes Thema: Der Mega-Streik auf Barcelonas Flughafen El Prat: Zehn Tage, konnte ich den fetten Schlagzeilen der Sonntagszeitungen entnehmen, werde es brauchen, bis man alle gestrandeten und nicht abgeflogenen Passagiere an dem Ort und der Stelle habe, wohin sie eigentlich wollten. In Spanien haben an diesem Wochenende die Ferien begonnen - das macht ungefähr vorstellbar, welches Chaos der Streik auslöste. Die Zeitungs- und Fernseh-Bilder von Urlaubern, die aus Verzweiflung ihre Campingplatz-Zelte auf dem Flughafengelände aufgeschlagen hatten oder die wutentbrannt dem Airport-Personal Fäuste entgegenschüttelten, ließen das Durcheinander plastisch werden.
Gut, dass ich noch zwei weitere Wochen hier in Barcelona bleibe. Nicht nur, weil ich meinen Flieger pünktlich besteigen möchte. Ich will schließlich noch weiter Spanisch lernen!