30 September 2008

Reisefieber

Die ganze Wohnung liegt voller Zettel.
Eine Auswahl der Aufschriften:

"Müll runter"

"Adapter?"


"Mama anrufen"


"Mail an Axel"


"Überweisung an Mieter
"

"Schlüssel --> Martina"


"Akkreditierung ausdrucken"


"Stecker ziehen"


"Rest bügeln"




Reisefieber?

29 September 2008

Vielfalt

Man kommt im Zug ja nicht umhin, Handy-Gespräche der Nebensitzenden mitzuhören. So auch im RE1 Köln – Dortmund.

Köln-Mülheim, 23:59 Uhr

Mitreisender: „…Ja, öffne mal Nero! Und dann klick mal auf…“

(Ah, da erklärt jemand wohl fernmündlich das CD-Brennen.)

Leverkusen Mitte, 00:05 Uhr

Mitreisender: „Genau, ‚Create DVD‘, das ist richtig, kannst ‚okay‘ sagen.“

(Tsihi, wohl ne Anfängerin, die da am anderen Leitungsende ist.)

Düsseldorf Hbf, 00:23 Uhr

Mitreisender: „Mmh, du musst die Datei suchen… Gib mal *.vts ein!“

(Oh. Schatzi ist wohl nicht so doll gewieft in Computerdingen.)

Düsseldorf-Flughafen, 00:29 Uhr

Mitreisender: „Neiiiiin! Nicht Sternchen.vts! * steht doch als Platzhalter!“

(hihihihi)

Essen Hbf, 00:53 Uhr

Mitreisender: „Weiß ich jetzt auch nicht. Schließ Nero noch mal.“

(Ob er nicht warten kann, bis er bei ihr zu Hause ist und es ihr dann noch mal direkt am Gerät erklären kann?)

Wattenscheid, 00:59 Uhr

Mitreisender: „Benenn die Datei mal um, die du gerade gefunden hattest. In eine .ndsc-Datei. Das ist amerikanisch.“

(Ah! Kannte ich auch noch nicht. Amerikanische Ndsc-Dateien. Wieder was dazugelernt.)

Bochum Hbf, 01:05 Uhr

Mitreisender: „So, und jetzt öffnest du Nero noch mal neu.“

(Jetzt müsste sie es aber doch echt langsam kapiert haben?!)

Dortmund Hbf, 01:15 Uhr

Mitreisender: „Gut. Und dann leg jetzt die DVD mal in den Player ein. Klappt? Super! Bis morgen, dann, Jochen!“

(Oh. Jochen also. NOCH was dazugelernt. Oder auch: eines Besseren belehrt worden.)

(file under: Unterschiede? Nein!)

Kontakte 2.0

Früher nach dem Wochenende: Telefonnummern von Bierdeckeln ins Adressbuch abschreiben.
Heute nach dem Wochenende: Kontaktanfragen beim Xing, Facebook, meinVZ etc. bestätigen.

21 September 2008

Lernfähig

Es kann nie schaden, über den Tellerrand der eigenen Disziplin hinauszuschauen. Man lernt dabei Unzähliges und unschätzbar Wertvolles.

Dass es zum Beispiel nicht nur Reaktoren und Reaktionen, sondern auch Reaktanzen - also Abwehrreaktionen auf psychischen Druck - gibt.

Und man liest schlaue Sätze anglizistischer Prägung, etwa: "In abstrakter Weise adressieren die Probleme auch die Frage nach den Erfolgsfaktoren des Enstehens von Ideen und Innovationen."

Man weiß dann auch, dass es nicht nur Hier- und Mon-, sondern auch Heterarchien gibt.

Cool ist auch, mal eben mit den Begriffen "Technology-Push- und Market-Pull-Innovationen" um sich zu werfen oder die "Stickiness von Wissen" ins Gespräch einzustreuen.

Schnell noch nachgeschaut, was autokatalytische (selbstauflösende nämlich) Prozesse sind, und schon ist man fast bei der Autohumankapitalakkumulation (Massenveranstaltung?).

Plötzlich fällt einem auch auf, dass es zwar (Dt.) Ressourcen, aber (Engll.) resources ssssssind.

Und: Man kann "effektiv und effizient handeln" (bisher gedacht: ist doch das Gleiche!?)

Aber manches ist so banal wie hochwissenschaftlich: "T. bezeichnet Entscheiden als Wahl zwischen Alternativen." - Jo!

16 September 2008

Stammcafé

Am Nebentisch, während ich (mehr oder weniger) ins Korrigieren wissenschaftlicher Dienstleistungsinnovationstheorien vertieft war:
Etwa 17 Jahre alte Göre in ihr Mobiltelefon, Tonfall zwischen motzig, maulig, teeniezickig und hast-du-sie-nicht-mehr-alle: "
Mama, ich hab nicht jeden Tag Zeit dich zu besuchen!"
(Göre legt auf.) Sagt zu ihren Freunden: "Ey, ist die behindert?"

Nein, mein Kind. Vielmehr bist du ein Rotzblag. (Sagt: Tami-Oma-U, a.k.a. "die Altkluge")



Abgesehen davon: Warum fragt - in ebendergleichen location - eigentlich der Typ mit oben noch vier und unten nur noch schwarzbraunen Zähnen, der mir neulich von seiner Zeit im Gefängnis erzählt hat, der seine Mutter "meine alte Dame" nennt und der definitiv die halbe Halbwelt zwischen Dortmund und Amsterdams Coffee Shops kennt, ausgerechnet mich, ob ich ihm morgen mal was am Computer helfen kann?

14 September 2008

Beim Laufen denkt sich's halt am besten

Emotion des Tages: Wie nett war das denn eigentlich gestern??

Entdeckung des Tages: der Kanaluferweg ab Fredenbaumpark. 1A-Laufstrecke in voller Sonne und Helligkeit mit minimaler Anreisedistanz und optimaler Fahrradabstellmöglichkeit.

Erfreulichster Mensch des Tages: der Ruderer am Leistungsstützpunkt Dortmund, der gerade sein Boot reinigte und spaßeshalber den Wasserschlauch in meine Richtung drehte, als ich vorbeilief.

Schmunzelerzeugendster Mail-Satz des Tages: "Mama würde ihn mögen, er ist nicht tätowiert oder gepierced."

12 September 2008

Falscher Film?

Bin ich irgendwie im falschen Film? Hatice Akyün gibt gerade im Kölner Treff wortwörtlich den Artikel aus dem Spiegel letzte Woche wieder. Der aus Auszügen aus ihrem neuen Buch besteht. Und Frau Böttinger tut so, als hätte sie ihn nie gelesen, gibt ihr aber souffleusengleich ständig Stichworte, spielt Bälle zu.
Ich fühl mich ein bisschen veräppelt, ehrlich gesagt.

07 September 2008

Wörtlich

Heute stellte ich fest, dass eine der Fragen, die ich am allerliebsten beantworte, lautet: "Und, was studieren Sie?" Es ist nämlich irgendwie relativ nett, sagen zu können: "Och, mit dem Studieren habe ich seit acht Jahren nichts mehr am Hut. Ich bin Redakteurin."

Abgesehen davon ist meine Lieblings- und kuscheligste Aussage diese Woche gewesen: "Da hatte ich schon richtig Entzugserscheinungen von, nach diesem Kurz-Reingesprungen-Kommen von dir."

Und die verblüffendste Aussage (file under: Zufälle gibt's...!) war: "Ich kann am Samstag aber erst ab 17 Uhr. Ich will vorher zum Inlinehockey." (file außerdem under: Ach, Mustangs...!)

Und die allerbeste Formulierung überhaupt ist die folgende (aus einer Beste-Freundin-Erzählung, die unglaublich klingt, aber wahr ist und von einer Katze handelt, die von oben geflogen kam): "Das arme Ding hat das Talent, auf die Füße zu fallen, leider nicht verinnerlicht, so lag sie nun schwer atmend in ihrer Blutlache."

Frohe Weihnachten

Es ist für uns Outdoorschwimmer jetzt die Zeit angekommen, in der die Freibäder eines nach dem anderen schließen. Das Maritimo war nie wirklich auf in diesem Jahr, die Mollbeck ist seit Mittwoch geschlossen, und heute bin ich dann auch zum letzten Mal in dieser Saison in mein Haus-, Hof- und Lieblingsfreibad Volkspark gesprungen.

Ich glaube, es war eine Belohnung für die den ganzen Sommer über treuen Schwimmer, dass sich über dem Wasser - irgendwo zwischen BVB-Stadion und Florian - ein Mega-Regenbogen spannte; ungefähr der schönste, den ich in diesem Jahr gesehen habe.

Lebe wohl, Freibad - bis nächstes Jahr.