30 August 2008

Missing Istanbul

Jetzt ruft mich nicht mehr der Muezzin mehrfach täglich zum Gebet.
Jetzt muss ich wieder ohne das leise Sirren des Ventilators einschlafen.
Jetzt sag' ich wieder "tschüss" oder "auf Wiedersehen" anstatt "allaha ısmarladık".
Jetzt heißen die Orte wieder Dorstfeld, Rapen oder Eving anstatt Kabataş, Üsküdar oder Eminönü.
Wenn ich durch die Häuserschluchten gucke, suche ich den Bosporus jetzt vergeblich.

Und bei Rewe waren zu allem Überfluss auch noch die Melonen ausverkauft. Statt dessen: Spekulatius im Angebot. Aarrrgggh!

Was bleibt? Ein Kopf voller Eindrücke. Und ein bisschen auch die Dankbarkeit darüber, einen Pass zu besitzen, mit dem man relativ problemlos und ohne Steine im Weg in alle Welt kommt.

28 August 2008

Ich und die Alis und der Bosporus

Ja, sie rufen einem staendig hinterher. Nein, sie stört nicht, dass sie 63 und ich 33 bin, wenn sie "Hello Madame!? Where you come from? Hauarrrjuh?" brüllen, sobald man sich ihnen (notgedrungen, weil Strasse nicht breiter) auf mehr als fünf Meter naehert. Und das "Are you lost?", obwohl man strammen Schrittes, den Blick starr auf die naechste Strassenkreuzung gerichtet, ist wohl auch kein echtes Angebot, den Weg weisen zu wollen.

Aber türkische Maenner können durchaus auch witzig-nett sein. So wie die kleinen bis halbwüchsigen Alis heute in Beşiktaş am Bosporus, deren Ins-Wasser-Spring-Stelle ich offenbar bei meiner Rast unabsichtlich okkupiert hatte (ich sass irgendwo zwischen den Booten, s. Foto, mit Blick auf Moschee und Bosporus-Brücke).
Erst versuchten sie es auf die nonverbale Art und sprangen einfach wild spritzend ins Wasser. Das jedoch juckte mich nicht im von ihnen wohl gewünschten Ausmass (im Gegenteil), so dass sie dann radebrechten, dass ich doch, bitte, ein paar Meter weiterrutschen möge auf der Kaimauer?!
"Doofe Idee, Jungs", sagte ich - in Ermangelung entsprechender Türkisch-Kenntnisse und der Einfachheit halber - auf Deutsch. "Da vorne ist die Mauer zu hoch, da kann ich meine Beine nicht ins Wasser baumeln lassen!" Sie verstanden, entsprechenden Gesten sei Dank.

Aber weil ich die Türken ja generell sehr ins Herz geschlossen habe (und zwar schon weit vor Istanbul) und kein grundböser Mensch bin und sowieso für Wasserleidenschaft immer alles Verstaendnis der Welt habe, rückte ich ab.

Und was war der Dank? Diese überaus liebenswürdigen Jungs spritzten jeweils, wenn sie von ihren Wassersprüngen aus dem selbigen zurück an Land kletterten, ein wenig meine Füsse nass.

Teşekkür ederim!

27 August 2008

Ich und Ismet

Heute Abend beim Börek-Essen in der Kneipe um die Ecke lernte ich Ismet kennen, den Besitzer dieses Ladens. Ihm tat wohl die alleinige Deutsche leid (die aber eigentlich ganz froh war, einfach mal nur sitzen und rumgucken zu dürfen...). Also brachte er mir erst ein Stück Melone ("koste nixe!") als Nachtisch, dann ein Glas Tee, dann erzaehlte er mir, wie er damals vor 25 Jahren Deutsch lernte. Überbleibsel: "Die Kreide ist weiss", "der Scherank", "der Lehrer" und "das Haus".
Ismet erklaerte mir dann noch auf Nachfrage, wie man türkisch "Auf Wiedersehen" sagt ("iste schewer: 'allaha ısmarladık' "), stellte mir seinen Neffen, dessen Freundin und dessen Fussballclub (Galatasaray) vor - und schon war wieder ein Stück Volk verbunden.

26 August 2008

Schwimmen

Heute war mein Wassertag. Eineinhalb Stunden den Bosporus rauf mit dem Boot bis fast ans Schwarze Meer. Dort ausgestiegen und mal geguckt, was die türkischen Badeorte so können. Schön sind sie, zum Dahinschmelzen und Dableiben, und man kann übrigens auch wunderbar am Bosporus entlanglaufen - wenngleich die Busse quasi im Minutentakt die malerische Küstenstrasse entlangfahren und es auf dem Boot eben auch nett ist.
Warm war es auch wieder, um nicht zu sagen: heiss. Den Bikini hatte ich ebenfalls - wie immer - im Rucksack. Nur: Frauen baden hier nicht - reine Maennersache. Mannnnnooooo! So neidisch war ich lange nicht. Aber da ich ohnehin hier vermutlich schon so manche Konvention breche, indem ich meine kurze Hose bis über das Knie aufkrempele, wollte ich nicht noch mehr Alis aufbringen.

Als ich in einem dieser Badeorte an der Hafenpromenade sass und ein paar kleine Jungs "Abla, abla!" (Schwester? Tante?) in meine Richtung riefen, auf ihre Füsse zeigten und mir bedeuteten, doch auch mal - wie sie - ins Wasser zu springen, da war ich ein wenig versöhnt mit dem schwimmerinnenfeindlichen Klima hier.

25 August 2008

Die Oberreiseleiterin spricht

Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen als der, an dem ich zur Sklavin meines "Lonely Planet Istanbul City Guide" wurde. Ich liebe bekanntlich Stadtrundgaenge, in deren Verlauf man an allen möglichen Sehenswürdigkeiten der Umgebung vorbeigeführt wird. Nur dieser - "Galata Walk" - sollte mir die Füsse brechen. 1,5 km Wegstrecke, vom Galata-Turm (Foto) über die Kamondo Stairs bis hin zur "Istanbul Modern"-Galerie - machbar eigentlich.

Am Ende aber war ich gefühlte 4,5 Kilometer gelaufen, hatte mir von einem teetrinkenden Türken die Bemerkung "Are you lost?" eingehandelt, weil ich dreimal um die gleiche Ecke gekreist war, und wo die Voyvoda Caddesı ist, weiss ich immer noch nicht.

Morgen gibt's dann neue Schuhsohlen. Und 400 Höhenmeter waren das bestimmt.

24 August 2008

Kebab

Was mir in meinem Erfahrungs-Portfolio noch fehlte, war, abends an einer staubigen Strassenecke zu sitzen, an der einem die Autos fast die Nase abfahren, die Fuesse quasi in der Rinne neben dem Bordstein, in der Dreckwasser fliesst, und aus der Hand einen Kebab zu essen, der von einem Tuerken zubereitet wurde, der zwischen Wechselgeld geben, neue Kohle auflegen und Tomaten schneiden natuerlich nicht die Haende waescht.
Wild!!


Und morgen trinke ich ein Efes dazu...
(Foto zeigt meinen Ausblick auf gegenueber vom Kebab-Mobil)

Rooftop

"I'll take you to the promised land", sagt der hippieeske Mann am Eingang vom Hostel und fuehrt mich bei 25 Grad, um halb acht morgens, mit 15 Kilo ueber 17 Metro- und Tramstationen geschleppt und gefuehlten zwei Litern Schweiss auf der Stirn hoch aufs Rooftop des "Big Apple Hostel, weil die Zimmer natuerlich erst ab 12 Uhr beziehbar sind - und alles ist gut und der Tag kann kommen.

Hallo zu Hause - mir geht's bestens!

(Bloggen dauert hier doppelt so lange wie zu Hause. Wo zur Hoelle ist das @-Zeichen)(*&^% und das Fragezeichen und das y, aeh, das z'"/? - da ist es ja, das "?" !)

23 August 2008

So Dortmund

Man fühlt sich eigentlich am meisten Dortmund, wenn man an einem Heimspieltag (vorzugsweise an einem Tag mit einem "Duell der beiden Dschie-Käys", Gürgen Klopp gegen Gürgen Klinsmann) am Stadion entlangrennt.

Nur: Was das Ordnungsamt macht (unter anderem Auto-Abschleppen veranlassen, und die Schadenfreude ist am größten, wenn es sich dabei um Bonzenkarren zum Beispiel um einen BMW X5 handelt), weiß ich, aber: Was ist der Unterschied zwischen (siehe Jackenaufschriften) "Ordnern", "Volunteers" und "Stewards"?

Außerdem finde ich BVB-Schals in Rosa nicht schön.

22 August 2008

Wir sind Europa?

...und wenn ihr jetzt noch einmal die Nachrichten anfangt mit dem Satz "Unter den Opfern des Flugzeugunglücks in Madrid sollen auch fünf Deutsche gewesen sein", dann werde ich aber richtig böse!

Die Bild titelt "Nachrichtensperre: Was soll hier vertuscht werden?", die Qualitätsmedien (SZ: "Vier Deutsche im Todesflieger von Madrid", SpOn: "Deutsche Opfer: Madrider Flugzeugkatastrophe löst Entsetzen in Pullach aus", ARD.de: "Vermutlich fünf Deutsche unter den Opfern") machen mit, und ich weiß auch, was Walter Lippmann, Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge damals zur Nachrichtenwert-Theorie erklärt haben.

Aber ist das nicht alles gleich furchtbar, ob die Toten aus Pullach, Palma oder Plymouth kommen? Ich glaube, es müssen noch viele Karlspreise vergeben werden und es müssen noch viele Jean Monnets Sätze sagen wie "Wir einigen keine Staaten, wir bringen Menschen einander näher."

20 August 2008

Mutter Beimer und ihre Tiere

Sagt in der letzten Folge der Lindenstraße Klausi Beimer nach einem Telefonat mit seiner Mutter schmunzelnd-genervt zu Momo: "Woher nimmt die Frau bloß die Energie?"
Oder mit anderen Worten: Wer hat bloß die ganzen Hummeln gezüchtet?
Noch mehr aus diesem Zoo heute im Maximilianpark in Hamm.

Aber sehen Sie selbst:




























































































19 August 2008

Missing Prague

Zurück in Dortmund. Missing Prague.

Symptome: Auf Speisekartentafeln der hiesigen Kneipen gucken und vergeblich die Bier-Grad-Zahl suchen.

Kein Tram-Bimmeln mehr. Kein Nachdenken mehr über die "příští zastávka/stanice".

Statt dessen: Suche nach dem VHS-Kurs "Dachterrassen zimmern (löten? basteln? schweißen? schreinern?) für AnfängerInnen".

Keine grüne Fee mehr in Sicht: "Sir, we'd like three Absinth. With sugar and all the stuff!"

Keine Trivial-Pursuit-Abende mehr mit Erkenntnisgewinn: "Ah! Eine Barcarole ist also das Lied, das die italienischen Gondoliere singen!" Und: "Völkerbund = Vorgänger der UN" Merke außerdem: "An welcher Straße liegt eigentlich die Börse in New York?"

Statt Moldau nur noch Kanal.

Statt "Na shledanou!" nur noch "Auf Wiedersehen!"

Die besten Jungs der Welt nicht mehr in Greifweite.

Keine Wenzelsbrücke und kein Karlsplatz mehr.

Hilft nur eins: Ich komme wieder!

13 August 2008

Sammel und Surium, die beiden Racker

1. Gut ist, dass ich die grüne Umwelt-Plakette habe. (file under: Köln)
2. Ich will nie, nie, nie auf die Frage "Und wo habt ihr euch kennen gelernt?" sagen: "Im Internet." Obwohl: Man sagt, es funktioniert. (file under: "haste einen, haste alle" bzw. "haste einen, kommen andere")
3. Stille Wasser sind tief und Schützenkönigssöhne können verblüffen. (file under: Verwirrungen, die die Welt nicht braucht)
4. Auch hübsch: "Nordossetien liegt über [sic!] Südossetien." (file under: Sätze, die Geographen zum Jubilieren bringen)
4.a): SMS-Antwort auf die Blödel-Frage: "Wie schreibt sich Herr Saakaschwili auf Kyrillisch?": %#®`¥¥ (file under: Lachen über ako)
5. Abendliche Nascherei tendiert zurzeit gen Null. (file under: neues Notebook lieber nicht mit versifften Fingern betippen wollen)

Kleinod von Satz

"Mit müde macht nichts Spaß."

09 August 2008

Fährt und fährt und fährt....

Braves Auto! Weiter so! Auf die nächsten 200 000!

05 August 2008

Er war stets bemüht...

Seit Wochen sitzt er in der Redaktion. Aus eigenem Antrieb (Antrieb??) Hat in den Sommerferien nichts Anderes (Besseres?) zu tun, als sich bei uns zu langweilen auszuharren. Sein großes Vorbild, sagt er, ist Johannes B. Kerner. Wenn er den sieht, "dann denk' ich jedes Mal: 'Da würde ich jetzt gerne stehen!'"
Wir haben es ihm gesagt: Dass wenig zu tun sein wird. Dass für ihn daher kaum Aufgaben abfallen werden. Dass Sommerferien nun mal so sind. Ob wir ihm einfach so ein Praktikumszeugnis ausstellen sollten, ohne dass er...?
Nein, er wollte bleiben. Er sitzt Tag für Tag im Büro. Und guckt ein Loch in die Zeitung vor ihm. Er bringt sich kein Buch mit. Er löst kein Sudoku. Er ist - im negativen Sinne - anspruchslos.

Heute dann erbarmte sich der Chef: "Komm, Kevin*, kannst du mal die Blumen gießen?"


Das kam dabei heraus:














Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir ihn hätten Kaffee kochen lassen.


* Name von der Redaktion geändert

04 August 2008

NEU!

Es ist vollbracht. Es ist bestellt. Mein neues Arbeitsgerät! Spätestens, wenn man sein Notebook nur noch benutzen kann, wenn es auf einem aufeinandergestapelten Podest aus Holzstücken formerly known as Regalhalterungen und einem Kühlakku steht, weil sonst der Lüfter nicht nur durchdreht und durchdringend laut summt, sondern vor der Hitze des Gerätgefechts kapituliert, ist es Zeit, eine Neuinvestition zu tätigen. Dazu brauchte es zweieinhalb Wochen Bedenkzeit, vier intensive Telefon-Beratungen durch den Fachmann- und Vortester-Bruder, fünf Besuche in Computergeschäften (von Saturn bis Notebookcenter), ungezählte Klicks auf Insider-Internetseiten (notebookcheck.com, chip.de und - erstaunlich einleuchtend geschrieben - computerbild.de) und tausende von Großhirnprozessen (a.k.a. "Grübeleien", "Abwägungen") - aber: Jetzt ist es vollbracht!


P.S.: Wie oft noch schlafen bis Freitag?