16 Juni 2008

Nicht wahr, oder?

Folgende Meldung flatterte neulich ins Redaktions-E-Mail-Postfach:
"Während der Fußball-EM müssen viele Damen tagein, tagaus Bierkästen in die Wohnung schleppen, damit der Gatte oder Lebensgefährte ungestört das Fußball-Turnier in der Schweiz und in Österreich verfolgen kann... (Wie bitte? Wer macht denn so was??)
Die Füsse schmerzen, der Kopf brummt. Und nun?
Zuerst zur Asia Wellness ins Reisebüro xyz. Da gibt es während der EM für Damen die asiatische Fußmassage für 25 Euro. Und dann ab ins Kino. Denn da läuft 'Sex and the City'. Da geht es um wirkliche Problem wie 'Heiratet er mich endlich?' und 'Wo gibt es die schöneren Schuhe?'."

Kein Witz!! Eins zu eins übernommen.

10 Juni 2008

Unter Druck?

Ich hatte mich schon gewundert, dass meine Tageszeitung neuerdings den Abschluss von Abonnements per Hausbesuch erledigt. Um 19 Uhr hatte ich einen Termin. Um 19.30 Uhr kriege ich, mittlerweile kurz mit dem Rad um die Ecke gefahren, um noch was zu erledigen, einen Anruf. Der Mann am anderen Ende erklärt mir, wir wären doch verabredet?! "Ja, aber um 19 Uhr." "Ja, hier kann man ja auch sehr schlecht parken", sagt der Mann im komischen braunen Jacket und deutet auf einen Rhein-Ruhr-Atlas unter seinem Arm. "Ich musste mich (anklagender Unterton) richtig hierher durchsuchen, ich komm' aus Unna!"
Wir gehen hoch und ich frage ihn noch im Treppenhaus, seit wann so ein Aufwand (Hausbesuch!) um ein Abonnement gemacht wird? Und er erzählt irgendwas von Vorschriften, die sowieso im nächsten Jahr verschärft würden und dann wären solche Geschäfte eh nicht mehr am Telefon möglich. Aha, sage ich, das würde dann ja den kompletten Internethandel doch auch verbieten?! Daraufhin verwickelt er sich ein wenig in seine Argumentation.
Ich schaue mir den Mann etwas genauer an. Schweißglänzendes Gesicht - okay, ist ja auch ein heißer Tag. Aber ein Eiterpickel im Mundwinkel ist und bleibt eklig. Und dass er stinkt abgestanden riecht, merke ich spätestens, als wir die Wohnung betreten.
Er sieht die Türkeiflagge, die ich anlässlich der EM im Flur aufgehängt habe, und sagt mit deutlichem Naserümpfen in der Stimme: "So so, eine Türkei-Fahne?"
Ich: "Ja, wir wohnen doch im Ruhrgebiet!"
Er: "Noch lange kein Grund, eine Türkei-Fahne aufzuhängen."
Ich: "Oh, ich habe auch noch eine kroatische und eine tschechische!"

Wir sitzen, er schnupft sich mit einem sich gerade in seine Bestandteile auflösenden Taschentuch die Nase. Iiih. Ich rücke unmerklich ab. Er legt einen abgewetzten, handgeschriebenen Zettel (kein Logo meiner Tageszeitung? Keine offiziellen Kundennummern u.ä.? Seltsam...) auf den Tisch. Dann fängt er an zu reden. Blabla, bei Abschluss eines Zwei-Jahres-Abos 125 gibt's Euro, aber nicht als Prämie, sondern Dreingabe, wird dann im August überwiesen, und zwar nacheinander einmal 50 und einmal 75 Euro.
Ich stutze. "Warum in zwei Teilbeträgen?"
"Das hat wettbewerbsrechtliche Gründe."
"Das verstehe ich nicht. Erklären Sie mir das doch mal genauer."
Er (gereizter Unterton): "Stellen Sie mir halt eine konkrete Frage!"
Ich: "Was genau schreibt das Wettbewerbrecht vor, dass man nicht 125 Euro auf einmal, sondern in zwei Teilbeträgen überweisen darf?"
Er redet sich um Kopf und Kragen, hetzt zwischendurch noch mal gegen die Konkurrenz: "Die machen das, wir nicht!", endet mit den Worten "...und ich hoffe, dass dieses Abo-Angebot Ende Juni, Anfang Juli beendet sein wird."
Ich: "Hä? Warum?"
Er: "Haben Sie schon mal 14 bis 16 Stunden am Stück gearbeitet?"
Ich verkneife mir die Antwort ("Ja.") und frage noch mal was.
Er wird patzig und sagt anschuldigend: "Sie können mich auch einfach wegschicken. Auch gut - hab' ich Feierabend."
Ich: "Ja, so machen wir's."
Er: "Heißt das, Sie haben mich jetzt extra antanzen lassen, um mir das zu sagen?"
Ich Gesichtsausdruck milde Nachsicht aufsetzend denke nur: Nein, deine Firma hat dich geschickt, du bedauernswertes Geschöpf, und will mir irgendeinen halbseidenen Vertrag aufhalsen.
Arme Sau.
Aber: Das hätte ich nicht gedacht von einer seriösen Tageszeitung.

note to myself: Morgen mal im Kundencenter der Zeitung vorbeischauen.

09 Juni 2008

Noch so einer...

Heute im Gespräch mit dem herrischsten, wichtigtuerischsten und feuchtestsprechenden Vereinsvorsitzenden der Stadt. Er erklärt mir was über Gedenkmünzen (und leitet das Gespräch übrigens ein mit der Bemerkung: "So, dann wollen wir mal wieder was schreiben...!" Nee, Herr M., ich bin diejenige, die schreibt. Sie quatschen mir nur das Hirn kopfschmerzig.) Es gebe demnächst eine mit Kafka-Prägung. Zum 125. Geburtstag. Und er betont, wie viel man doch beim Münz-Sammeln lernen könne. "Hier, sehen Sie, das sind die Zusatzinformationen zu der Münze." (Zeigt mir eine Münzsammler-Zeitschrift, Überschrift "Kafkaeske Werke") "Steht viel Interessantes drin. Der hieß ja gar nicht Kafka. So wird der nur hier genannt. Wo der herkommt, heißt der ja Kafkaeske!"
Ah ja.

05 Juni 2008

So ist Kleinstadt...

Kommt eine örtliche Partei-, (ehemalige) Bergbau- und Vereins-Größe in die Redaktion. Unser freier Mitarbeiter - in Deutschland geboren, mit pakistanischem Migrationshintergrund und zum Anbeißen aussehend - sitzt im Büro des Chefs und schreibt an einem Artikel. Sagt der Partei-Senior: "Und wer bist du? Bist du n Türke?" Sagt der freie Mitarbeiter (nach kurzem Stutzen): "Öh, nein, mein Vater stammt aus Pakistan...", wobei ihn der Funktionär unterbricht: "Und, was sagst du zu eurem Präsidenten?" - und zeigt auf ein Bild des Dalai Lama in der Zeitung...