26 Oktober 2006

Heute wird das nichts mehr

Sehr, sehr auf den Senkel gehen mir Menschen, die nicht aus dem Quark kommen. Einmal mehr festzustellen an der neuen Arbeitsstätte in Wuppertal. Meine Lieblingssprüche des Computer-Beauftragten M., der sich pro Computer vier Stunden Zeit ausbedungen hatte, um die neu gelieferten Dinger arbeitsfertig zu machen. Keine Ahnung, was er vier Stunden daran zu fummeln hat - böse Zungen behaupten, eine ginge allein fürs Befreien des Rechners aus der Verpackung drauf -, denn in Paderborn woanders hat man sich eben die Office-Software draufgespielt, Viktor gebeten, eine Firewall und Virenschutz (kostenlos aus dem Netz downgeloaded oder von der hauseigenen IMT-Webseite bezogen) zu installieren, und los ging's. Egal. Running Gag wurden die Sprüche des M. (wohlgemerkt: um 10.35 Uhr) "Frau K. steht bis 14 Uhr in meinem Kalender. Heute wird wohl kein Rechner mehr fertig." Nee, is klar. Sind ja auch nur noch dreieinhalb Stunden. Das lohnt sich gar nicht mehr, auch nur anzufangen!
Nächste Schote des M.: "Eigentlich habe ich erst wieder in drei Wochen einen neuen Termin für Sie." Am nächsten Tag waren nämlich wieder nur vier Stunden eingetragen, und weil ja insgesamt drei Rechner fertigzumachen waren, wird wohl vermutlich eher der Weihnachtsmann durch den Schornstein rauschen als wir an unseren Rechnern arbeiten. Aber: Der Herr M. (der zwischendurch, als dann auch noch die Möbelpacker ihn in seiner Arschruhe konzentrierten Arbeit störten, erstmal eine Dreiviertelstunde rauchen ging) ist ja gnädig! Er hat uns "schon" am Montag dazwischen geschoben! Ha! Ja, der Herr M., der ist ja auch nur ein Mensch und will nicht kann nur arbeiten.
Und: Er stammt offensichtlich von den gleichen Sippe ab wie die Jungs von der Firma P., die seit August den Auftrag hatten, die Möbel zu liefern. In der Uni angekommen und damit konfrontiert, dass die Aufzüge zwischen den Veranstaltungs-Zeiten jeweils sehr von den Studierenden beansprucht werden und deswegen nicht so kurz mal eben die Möbel ins S14 geschaffen werden konnten, kam auch von ihrer Seite der Einwurf: "Das wird heute wohl nichts mehr."

Und es ward wieder hell

Mit der Zeit gewöhnt man sich ja dran, im Flur kein Licht und für die Bücher keine Abstellfläche zu haben. Aber wenn man dann doch mal eine helfende Bruderhand (siehe Foto) erbittet und anlegen lässt, dann - aaaah!! - tut es plötzlich auch die schicke Lampe im Flur wieder. Nein, Mama, keine Angst, wir haben immer den Strom abgedreht, wenn wir gebohrt haben!
Jedenfalls ist der Mensch ein Gewohnheitstier und das allmorgendliche Blindtasten vom noch erleuchteten Schlafzimmer ins Treppenhaus, wo man dann die dortige Beleuchtung anknipste, um dann noch mal ins Schlafzimmer zurückzutapern, um das Licht dort auszuschalten, war mir ziemlich in Fleisch und Blut übergegangen. Anders ist es nicht zu erklären, warum ich immer noch durch den dunklen Flur, der eigentlich jetzt eine wunderbare, wieder funktionierende Halogen-Beleuchtung hat, zum Schuhregal und von dort aus aus der Wohnung stolpere...
Und ich weiß auch gar nicht, wohin mit den ganzen leeren Bücherkisten :-)

23 Oktober 2006

Belgien raus aus der EU! (Reloaded)

Da denkt man, es ist schon ärgerlich genug, dass man 175 Euroeine Summe, die man lieber schnell wieder vergisst, für etwa 20 km/h zu schnelles Fahren auf belgischen Autobahnen bezahlen muss, denkt also nach ordnungsgemäßem (im Nachhinein: ordnungsgemäßem??) Ausfüllen des Überweisungsträgers lieber nicht weiter drüber nach, sondern versucht, das ganze Malheur (war wohl tatsächlich eine schlechte Stunde, die wir da auf dem Rückweg von der Bretagne hatten) sofort wieder zu verdrängen. Und dann schreibt einem fast ein Jahr später die Polizei aus der Nachbarstadt Datteln plötzlich, man möge am 26.10. mal vorbeischauen und sich zum Straftatbestand in Gosselies/Belgien äußern. Hä? Leichtes bis schweres Flattern macht sich breit, mit schwitzigen Fingern werden die Kontoauszüge hervorgezerrt und nach der Stelle gesucht, wo 175 Eurodiese überaus ärgerlichen und zudem eigentlich vermeidbaren Kosten vom Konto abgebucht wurden. Beim ersten Durchsehen: nichts. Ebensowenig beim zweiten. Doch halt, was ist denn das: "-31,20 Euro, FEHL.KTO 545000xxxxxxx" steht da irgendwo im Dezember 2005, also zu dem Zeitpunkt, wo ich das Geld ins Königreich Belgien überwiesen hatte hätte überweisen sollen. Sollte es möglich sein, dass mir diese seltsame und für den Laien undurchschaubare Zahlen-Buchstaben-Kombination hätte sagen sollen, dass die Überweisung nicht geklappt hat, man aber trotzdem so frei war, mir gut 31 Euro an Bearbeitungsgebühren für den missglückten Geldtransfer zu berechnen? Und: Wäre es nicht eine gute Idee und ein Zeichen der Kunden-Ausrichtung, wenn man ein klitzekleines Schreiben - oder wenigstens einen deutlichen Vermerk auf dem Konto-Auszug - aussenden würde, um den geneigten Kunden zu warnen: "Achtung, hier ist was schief gegangen!" Hey, ihr Blödiane, ihr habt doch auch Geld und personelle Resourcen genug, mir alle paar Tage ein Brieflein ins Haus zu schicken, in dem ihr mir dämliche Kredite oder Zusatzversicherungen oder Extra-Dispos
unterjubeln wollt! Dann mal lieber über die funktionierende Kommunikation mit dem Kunden nachdenken, bitte, ja?

Zugehört

Immer wieder interessant, was die Leute den lieben, langen Tag so von sich geben: "Was meinste, was du dann für eine hohe Lichtrechnung hast!" Oh, ist das bei den Stromanbietern so etwas wie ein Einzelverbindungs-Nachweis bei den Telefongesellschaften? Kann ich das bei der DEW auch bekommen? "Sie zahlten im Monat September 2,76 Euro für Haare-Föhnen, 7,87 Euro für Funktelefon-Aufladen, 5,45 Euro für das Betreiben eines Personal-Computers, 4,99 Euro für Fernsehgucken und Video-Glotzen, 5,55 Euro für die Benutzung Ihrer elektrischen Zahnbürste, und 18,66 stehen diesmal auf Ihrer Lichtrechnung..."
Und eine andere Dortmunder Schnalle sagte auf dem Westenhellweg zu ihrer Freundin "Ey, ich hab voll geheult in dem Film, ich musste mich hinterher ABSCHMINKEN!" Oha. Das muss ja rührselig gewesen sein.
Gerne hätte ich gewusst, wo die Dame gegessen hat, die Folgendes von sich gab: "Sie nennen das die Königs-Falafel. Was für ein schwungvoller Name. Und nichts dahinter."

Erfahrungen, die das Leben und ein Laternenpfahl schreiben

Ist doch immer schön, wenn man merkt, dass man was gelernt hat.
Ich habe zum Beispiel gelernt, dass der Teil, der am Auto kaputt geht, wenn man nach links rückwärts einparkt und da außer der Parklücke noch ein Laternenpfahl ist, die so genannte C-Säule ist. Beziehungsweise, da ist der Kotflügel, aber an meinem Auto ist der eins mit der C-Säule. Wenn man da eine dicke Delle drin hat, wird es vor allem deswegen teuer, weil man es ja auch lackieren muss, wenn der Kratzer bis aufs Blech geht.
Was ich noch gelernt habe: Es ist durchaus möglich, vier SMS nacheinander zu löschen und nicht drauf zu antworten. Von Fall zu Fall ergibt sich dadurch sogar ein erhebendes Gefühl.
Gelernt, die Dritte: Die Deutsche Bahn ist nicht so schlecht wie ihr Ruf, ich sag's ja immer wieder. Wenn Freitagabend der BVB Dortmund gegen den VfL Bochum spielt und es steigen in Paderborn und Lippstadt Leute im VfL-Trikot in den Regionalexpress, dann ist der Zugführer schon mal so nett, ihnen den Tipp zu geben ("Hier ein Hinweis für Fußball-Fans:..."), dass man in Soest in eine bessere Bahn umsteigen kann, die direkt bis zur Haltestelle Westfalenhallen fährt.
Gelernt, die Letzte: Kindermund tut Wahrheit kund. "Mama, guck mal, die haben schon Weihnachten!" Fingerzeig auf das in Lichterglimmerglittersternenengelmassen ertrinkende Karstadt-Haus am Marktplatz in Recklinghausen.

17 Oktober 2006

Die Orken und die Türken

Mal wieder Wladimir Kaminer, diesmal in der Mayerschen in Essen. So ein angenehmer Mensch, wirklich.
Er schon, die Leute im Publikum teilweise nicht. Ich hasse das, wenn - "Haben Sie Fragen an mich?" - Leute so etwas sagen wie: "Wie geht es Marfa?" und damit signalisieren: Ätsch, ich bin Insider! Ich weiß mehr als ihr! Ich hab mehr Kaminer-Bücher gelesen als ich, und zwar auch 'Ich mache mir Sorgen, Mama'! " Oder solche die in kaum gebrochenem Deutsch sagen: "Ich kann nicht so gut Deutsch, deswegen stelle ich diese Frage erst auf Deutsch und dann auf Russisch", und dann in wunderbar ausformulierten Sätzen auf Deutsch die Frage stellen, sie dann aber doch noch mal auf Russisch hinterherschicken - seht her, ich habe mehr mit dem Autoren (Foto von der Homepage) gemein als ihr!
Na toll. Ich glaube, Herrn Kaminer ficht das alles nicht so sehr an. Sehr unkompliziert kam er in seinen Trecking-Schuhen, seiner Meltin-Pot-Jeans und seinem schmucken, blauglänzendem Hemd auf die Bühne. Leider war kein Stuhl hinter seinem Lese-Tisch. "Lassen Sie, lassen Sie, es geht so: Ich baue nur ein wenig um", sagt er zu dem eilfertig einen Stuhl aus dem Publikumsbereich herbeiholenden Mann und zerrt halt eben schnell das Stehpult vom Bühnenrand vor den Lese-Tisch, setzt sich darauf und fertig.
Natürlich war in der Ankündigung auch wieder zu lesen, dass Herr Kaminer aus seinem Buch "Küche totalitär" lesen werde. Genau ein Kapitel las er daraus, der Rest waren noch nicht gedruckte Geschichten, teilweise erst wenige Tage alt.
Unter letzteren war auch die Geschichte, die ja wunderbar zu der Anfrage passte, die mich beinahe um diese Lesung gebracht hätte: "Tamina, hast du Lust auf ein türkisches Essen heute Abend?" NEIN! Ich habe Karten für eine Lesung und gehe deswegen nicht zum Ramadan-Fastenbrechen der örtlichen Muslime, die ausgerechnet heute die Presse dazugebeten hatten.
Türken jedenfalls. Wladimir Kaminers Sohn Sebastian spielt mit seinem türkischen Freund B. (den äußerst klangvollen Namen kriege ich dummerweise nicht mehr auf die Reihe) das allseits beliebte Väter-Vergleichen: "Mein Vater ist total stark. Fühl mal seine Muskeln", sagt Sebastian zu B., der wiederum mit dem enormen Bein-Haarwuchs seines Vaters prahlt. Das sei soooo lang, "und er zeigte eine Länge an, mit, wäre sie real, B.s Vater sich nicht mehr einwandfrei im öffentlichen Leben bewegen könnte", so Kaminer. Da fällt Sebastian nichts mehr ein, außer: "Auf Türken ist kein Verlass." Das habe er in einem Buch gelesen und in einem Film gesehen. So.
Böse Falle! Nächster Tag, Treffen von der Lehrerin, den beiden Jungs und beiden Vätern, Rassismus-Verdacht liegt in der Luft. Bis sich herausstellt: Sebastian verwechselte die Orken mit den Türken. Denn er hatte "Herr der Ringe" (und die Orken sind eines der dort vorkommenden Völker) gelesen und gesehen.
Ärgerlicherweise ist es relativ müßig, Kaminer-Lesungen wiedergeben zu wollen, leben sie doch hauptsächlich von seiner minimalistischen Mimik, seiner einzigartigen, leicht russisch-akzentuierten Aussprache und den kleinen Exkursen, die er einbaut. Vom Bundeskleingartengesetz. Oder vom Rhabarber: "Ich glaube, es gibt in jedem Land der Welt eine Frucht oder ein Gemüse, das nur die Menschen in diesem Land mögen." Oder von der Tatsache, dass Bäume nichts in der Wohnung zu suchen haben, was die Erfahrung mit einem von der Katje nicht gewollten Katzenbaum leert.
Gerne bald wieder, Wladimir. Und, nein: Ich sage nicht beim Unterschrift-aufs-Plakat-Schreiben-Lassen: "Mein Sohn mag Sie auch. Besonders die Geschichte mit dem Playmobil. Hihi. Die ganze Familie ist Kaminer-Fan." *stolzguck* Uah!

14 Oktober 2006

Auf in den Kampf

"...und ich freue mich, heute hier die Artillerie- und und Galerietage zu eröffnen", sprach der Bürgermeister und erklärte das Projekt "kunstraum", bei dem Maler, Künstler und sonstige Kreative ihre Ateliers und Galerien für die Öffentlichkeit zugänglich machen, für eröffnet...

10 Oktober 2006

Falsch verstanden

Neulich im Schwimmbad. Auf der hallenbaddortmundwesteigenen Wickelkommode kriegt ein Baby frische Windeln. Kurze Zeit später höre ich in der Umkleide einen Jungen sagen: "Guck mal Mama, da wird ein Kind geboren." Da ist wohl bei der Aufklärung geschlampt worden!
Etwas später sagt der gleiche Junge: "Krieg ich gleich noch ein Eis?" Die Mutter: "Nein. Wir waren doch heute schon schwimmen!" "Aber da kann ich doch trotzdem noch ein Eis kriegen." Recht hat er. Dämliche Erwachsenen-Logik.

06 Oktober 2006

Im wahrsten Sinne des Wortes

Sag ich zum Kollegen: "Ach guck mal, die Kollegen aus [der Nachbarstadt] haben ihre Seite schon gesendet." Lese mir den Text zum Pokalspiel, zu dem auch wir einen Vorbericht drin haben, weil der Gegner aus unserem Verbreitungsgebiet kommt, durch und denke noch: "Holla, ganz schön viele Bilder bemüht in dem Text." Lese dem Kollegen einen Satz vor, der für seinem Text vielleicht noch hilfreich sein kann. Fragt er: "Wer hat das denn geschrieben?" Ich lese ihm das Kürzel vor. "Aha!" "Und, kann der was?" "Ja. Schreibt manchmal vielleicht ein bisschen blumig."
Als Beweis ein Ausschnitt aus dem Artikel: "... Doch die Oberliga ist keine Blümchenwiese."

05 Oktober 2006

Trendfarbe Orange

Immer wieder faszinierend, wie aus einem kleinen, feinen, kugeligen Hokkaido-Kürbis, den man mit geschälten und grob geschnippelten Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln in einen Topf wirft (siehe Foto links), in Windeseile ein köstliches Kürbissüppchen (rechts) wird.

02 Oktober 2006

Wer mich mal am... an der Briefmarke lecken kann

Samstag bei den Briefmarken- und Münzfreunden, die eine Briefmarkensammlung in der Stadtbücherei eröffneten. Aufgabe des diensthabenden Redakteurs, für den ich diesen Termin für die Lokalausgabe besetzen sollte: "Man kann ja auch mal fragen, warum man eigentlich Briefmarken sammelt."
Frischer Mut also und darüber hinweggeguckt, dass ich ziemlich genau die Ausmaße des Unterhemds des Oberbriefmarkensammlers erraten konnte, weil der so sehr schwitzte, dass sein oberauberginefarbenes Oberhemd auf den Flächen dunkler war, wo kein Unterhemd drunter war. Mitgelacht, als einer der Briefmarken-Fans zu mir auf meine Frage, wie alt denn so die Mitglieder des Vereins seien, sagte: "Höhö! Fragen Sie lieber mal, wer von uns nicht im Altersheim ist! Höhö!" Alle besserwisserische Arroganz beiseite geschoben und nicht darüber aufgeregt, dass die ausgestellten Briefmarken mit keinerlei Erklärungen versehen waren - weder was sie zeigen noch welcher thematischen Gruppe sie angehören noch warum sie so besonders sind noch wem sie gehören noch aus welchen Ländern sie stammen noch wie viel sie wert sind noch... noch... noch... nöcher. Erklärt sich ja auch alles von selbst. Hä? Mmmh. Ja. Vielleicht. Regt ja auch die Phantasie an. Auch nicht beleidigt gewesen, als kein Mensch das übliche: "Ah, die WAZ/Presse, guten Tag!" an mich richtete.
Dann aber mit dem Oberbriefmarkensammler gesprochen. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, warum man eigentlich Briefmarken sammelt. "Herr M., warum hat der Verein Nachwuchsmangel? Weil die alle heute nur noch E-Mails schreiben?!" Ich gebe zu, der investigative Gehalt dieser Frage tendierte gen Null; es handelte sich eigentlich mehr um eine rhetorische Frage. "Pah!", sagt da dieser Mensch. "Die haben doch alle heute keine Ahnung mehr." Das sind Aussagen, die ich liebe. Die (wer?) haben doch alle (Ach ja?! Alle? auch Ihr Enkel, ja?) heute keine Ahnung mehr (wovon?). Wäre ich ein Hahn gewesen, man hätte deutlich den schwellenden Kamm sehen können. Also konnte ich es mir auch nicht verkneifen nachzusetzen: "Na, na! Die haben heute vielleicht von was anderem Ahnung." "So?! Wovon denn, hä?", ranzt der neunmalkluge Schwitzbold in meine Richtung. Dann kam mein Kardinalfehler: "Zum Beispiel... von Computern." Au Backe. Da hatte ich was in den (BTW menschenleeren) Stadtbücherei-Raum geworfen. "Geh'n sie mir weg mit Computern! So ein Ding kommt mir nicht ins Haus! Ich hab 45 Jahre als Ausbilder bei der Post gearbeitet, alles ohne Computer! Das geht alles auch OHNE!" "Na ja", wagte ich noch mal einzuwerfen. "Zum Beispiel ein Studium - das können Sie heute gar nicht mehr ohne Computer durchziehen." "Daaaas wüsste ich aber! NaTÜRlich kann man das!" Ich - weil: bei Themen, bei denen ich mich auskenne, möchte ich mich ungern unterbuttern lassen: "Ich glaube nicht. Waren Sie dieser Tage mal an einer Uni? Haben Sie sich da mal umgehört? Ob jemand beispielsweise eine simple Hausarbeit noch ohne Computer schreibt?"
Der Mann war dummerweise zu diesem Zeitpunkt schon so in Rage, dass es unterlassene Hilfeleistung oder Mithilfe zum Mord gewesen wäre, hätte ich weitergehakt: Der Mann war kurz vor dem Wutkollaps. Also lenkte ich schnell auf ein unverfängliches Thema um, nämlich auf die Ausstellungsstücke. Numisblätter hingen an der Wand, also Briefmarkenbögen samt einer Münze. Dachte ich mir: Frag ihn doch mal was, wo er mit Wissen glänzen kann. "Was heißt denn genau Numisblätter?" "Also, das weiß ich auch nicht. Das kann ich jetzt nicht sagen."
Ich hätte an der Stelle auf die 46700 Einträge verweisen können, die Google auswirft, wenn man es nach "Numisblatt" fragt. Oder auf Wikipedia, das in gewohnt prägnanter, knapper Weise erklärt, dass es sich dabei um "ein von der Post ausgegebenes und vertriebenes Papier mit einer oder mehreren Briefmarken und einer aufgeklebten Sondermünze" handelt Aber ich habe es gelassen. Unbelehrbare soll man nicht vom Dumm-Sterben abhalten.