31 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 5: Zeigt her eure Füße und ich sag euch, welche Schuhe ihr tragt

Heutiger Unterrichtsinhalt meines Spanisch-Sprachkurses: “Ropas y zapatos”; Kleidung und Schuhe. Kein unwichtiges Thema, wie wir alle finden. Sogar Lewis, der einzige Mann in unserer Klasse, guckt nur ein ganz kleines bisschen desinteressiert, als es beispielsweise um winzige, aber entscheidende Unterschiede zwischen solchen Flipflops, die man definitiv nur am Strand anziehen kann - las chancletas -, und solchen - las sandalias -, die man (eindeutige Kennzeichen: Glitzerbesatz, Absätze, Lederriemchen oder ähnliches) durchaus auch in der Stadt tragen kann, geht. Und dann gibt es noch zapatos de verano, also generell sommerliche Schuhe. Oder zapatos de tacón, Schuhe mit Absatz. Oder auch: zapatillas deportivos, auch bambas genannt - das sind Sportschuhe. Für den Winter: las botas, die Stiefel.

Wenn Sonia wüsste...

Wenn Sonia, die Lehrerin, wüsste, was sie da für ein wichtiges Thema angeschnitten hat!
Seitdem ich lebe - nun gut, sagen wir, seitdem ich ohne Mama und Papa verreisen kann - bin ich der festen Ansicht, dass man sich Großstädte am besten und am intensivsten zu Fuß erschließt. Während also die beiden etwas bequemen Engländerinnen Adele und Martha in meiner Unterkunft beim Abendessen darüber diskutieren, welche Metro-Linien am schnellsten zum Parc Guëll fahren oder welche Bushaltestelle man für die Besichtigung der Sagrada Familia bevorzugen sollte, könnte ich noch nicht einmal den aktuellen Ticketpreis nennen. Von der Meinung, dass man laufend die schönsten Ecken der Stadt entdeckt, dass Sightseeing auf zwei Beinen das einzig Wahre ist und dass man so für mehr Details als irgendwie sonst sensibilisiert wird, rücke ich auch nach gut einer Woche Barcelona a pie (zu Fuß) nicht ab.
Aber frage mich niemand nach meinen Füßen.


Die Heilfleisch-Strategie

Meine Strategie war zunächst: Ich habe vier Paar Schuhe mit - Sandalen mit Absatz, Sandalen ohne Absatz, feste Halbschuhe und Jogging-Schuhe. Kein Paar eignet sich für den dauerhaften, täglichen Einsatz in einer spanischen Großstadt, so viel war schnell klar. Also: jeden Tag reihum andere Schuhe tragen. Vier Tage, das müsste genug Zeit sein, damit die Blasen, die je nach Treter-Wahl an anderen Stellen entstehen, wieder weg sind; ich habe schließlich gutes Heilfleisch. Aber mit Absatz-Schuhchen auf den Montjuïc-Berg stöckeln? Turnschuhe zum Rock? Alles nichts.
Jetzt steht für ein zusätzliches Paar Flipflops, das ich eingekauft habe, die Bewährungsprobe an. Ich fand Flipflops bislang abartig und bestenfalls für unhygienische Duschkabinen geeignet. Aber eine nicht-repräsentative Umschau auf Barcelonas Frauenfüße zeigte, dass diese Schlappen offensichtlich die geeignetsten sind für dieses Pflaster.

Gutes Stichwort. Ich kann jetzt leider nicht weiterbloggen. Ich muss Pflaster kaufen. Blasenpflaster.

30 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 4: Erst in Kultur, dann in die Ölsardinendose

H 9.32 T 34 - das sind die magischen Zahlen, die mich heute Morgen im Rodalies, im Nahverkehrszug begrüßten. Uhrzeit (Hora) kurz nach halb zehn, Temperatur - schon wieder jenseits der 30-Grad-Marke. Aber macht auch nichts, denn heute habe ich mir einen Tag Strandleben verordnet. Gestern schließlich habe ich mir die volle Kultur-Dröhung geholt.
Chiara und Tiziana, die beiden Italienerinnen aus meinem Sprachkurs, hatten die Idee, nach Figueres zu fahren. Hier steht das weltbekannte Dalí-Museum und das, so meinten die wissensdurstigen und unternehmungslustigen Studentinnen, könne man doch gleich mal mitnehmen, wo man schon mal hier in der Gegend sei. Fand ich auch, und so trafen wir uns in aller Frühe am Bahnhof Barcelona Sants, von wo aus uns ein - übrigens, verglichen mit Deutsche-Bahn-Erfahrungen, erfreulich pünktlicher, sauberer und zudem billiger Nahverkehrszug; die jeweils etwa zweieinhalbstündige Fahrt kostet hin und zurück nur 14 Euro - in das kleine Städtchen 130 km nordöstlich von Barcelona brachte. Das Museum hat Salvador Dalí, der Maler, Schriftsteller, Bildhauer, Bühnenbildner und Selbstdarsteller und Schauspieler, 1974 selbst konzipiert, und damals wie heute ist es ein schräges, erstaunliches, manchmal zum unverständnisvollen Kopfschütteln, manchmal zum grenzenlosen Staunen bewegendes Sammelsurium und Erlebnis. Eine Wohnzimmereinrichtung, die Dalí den Gesichtszügen der Schauspielerin Mae West nachempfunden hat - ihre Lippen geben ein tolles Sofa her - oder die an jeder Ecke als kitschiges Souvenir nachgebildeten fließenden Uhren, riesige Skulpturen, surreale Malereien natürlich und nicht zuletzt die überdimensionalen Eier auf dem Museums-Dach, das ist schon einen - besser: mehrere - Besuch(e) wert.

Seele baumelt


Seele baumeln lassen war am heutigen Sonntag Programm. Wieder in den Rodalies-Zug, diesmal nach Westen. Sitges, weithin bekannter Badeort und Treffpunkt der Schwulen- und Lesben-Urlauber-Szene, lockte mich, meine Urlaubs-Lektüre, meine Sonnencreme und -brille an den Strand. Diese Idee hatten - wie zu erwarten war - nicht wenige andere Menschen. Nein, ich beschwere mich jetzt bestimmt nicht! Mein Handtuch fand schließlich Platz. Okay, zwischen meines und das des Nebenmanns passten zwar gerade mal meine Wasserflasche (absolutes “must have”, wohin man geht und steht und sieht; die Supermärkte verkaufen sogar Extra-Grössen für Kleinkindhände!) und meine Schuhe, aber schön war’s trotzdem.

Keine Quallen, aber Streik

Besorgte Erkundigungen aus heimatlichen Gefilden - die deutschen Medien hatten offensichtlich Quallen-Plagen in den Gewaessern vor Barcelona gemeldet - konnte ich direkt als haltlos entkräften - an meine Haut lasse ich nur Salzwasser und - notgedrungen, Stichwort H 9.32 T 34 - Schweiß, keine quabbeligen Meeresviecher. Die hiesigen Medien beherrscht ein anderes Thema: Der Mega-Streik auf Barcelonas Flughafen El Prat: Zehn Tage, konnte ich den fetten Schlagzeilen der Sonntagszeitungen entnehmen, werde es brauchen, bis man alle gestrandeten und nicht abgeflogenen Passagiere an dem Ort und der Stelle habe, wohin sie eigentlich wollten. In Spanien haben an diesem Wochenende die Ferien begonnen - das macht ungefähr vorstellbar, welches Chaos der Streik auslöste. Die Zeitungs- und Fernseh-Bilder von Urlaubern, die aus Verzweiflung ihre Campingplatz-Zelte auf dem Flughafengelände aufgeschlagen hatten oder die wutentbrannt dem Airport-Personal Fäuste entgegenschüttelten, ließen das Durcheinander plastisch werden.
Gut, dass ich noch zwei weitere Wochen hier in Barcelona bleibe. Nicht nur, weil ich meinen Flieger pünktlich besteigen möchte. Ich will schließlich noch weiter Spanisch lernen!

28 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 3: Wasser marsch!

Geschafft - die erste Woche Sprachkurs ist rum. Erste Früchte werden sichtbar: Unter Aufbietung all meines sprachlichen Mutes und dem hochkonzentrierten innerlichen Sammeln und Wiederholen aller bislang erlernten Vokabeln habe ich heute Cristina, die Chefin der Residencia, in der ich während meiner drei Wochen Barcelona wohne, gebeten, mir ein anderes Zimmer zu geben. Und was soll ich sagen: Der fensterlose Verschlag ist passé, ich wohne ab jetzt in einem feinen, großen und - am wichtigsten - lichten Zimmer. Und das ganz ohne auf englische Erklärungen, Hände und Füße zurückzugreifen - nein, das ging alles schon auf Spanisch!
Derart erhellt und luftig gelaunt machte ich mich auf zu meinem heutigen Besichtigungs-Ziel, zum Montjuïc. Dieses hügelige Areal mit Museen und Skulpturen, Parks, Palastgebäuden und Gartenanlagen ist vor allem auch von einem beseelt: vom olympischen Geist. Als 1992 hier die Spiele der Spiele stattfanden, da ging ein Großteil der Wettbewerbe hier, im Südwesten der Stadt, über die sportliche Weltbühne.
Mag sein, dass damals, als Tausende von Athleten das Gelände bevölkerten und auf und ab flanierten, sich über Bestzeiten und die effektivsten Trainingsmethoden unterhielten, Leben in der Bude war. Heute aber wirken weite Teile des Anlagen rund um das Estadí Olímpic verlassen und leblos. Auf dem Anella Olímpica, dem olympischen Ring, bin ich - und das mitten am Tag - ganz allein. Ein Zustand, in den man wohl nirgends sonst in Barcelona geraten kann.

Gold wert

Na gut, dann ziehe ich eben weiter. Keine Ahnung, welcher Geist es heute Mittag war, in dessen Gegenwart ich auch eine Chlorbrille in meinen Rucksack warf, aber jetzt scheint mir diese Eingebung Gold wert.

Na ja, nicht ganz Gold, denn so gut wie Dagmar Hase, die 1992 hier über 400 m Freistil Gold holte, werde ich wohl nicht, wenn ich mich ins Schwimmer-Becken der Piscines Bernat Picornell, der olympischen Schwimmbäder, stürze. Franzi van Almsick gewann übrigens Silber über 200 und Bronze über 100 m, erinnern Sie sich? Ich mich auch nicht, aber man kann es auf einer Tafel am Eingang lesen.

Madonna, Shakira, die schwimmenden Jugendlichen und ich

Ich spaziere also frisch hinein. Doch: Nix da, hier werden heute die nationalen Schwimm-Meisterschaften der spanischen Jugendlichen ausgetragen. Aber wenigstens darf man in ein Nebenbecken springen, was ich dann auch tue.
Erfrischt und abgekühlt ziehe ich gegen Abend wieder von dannen, nachdem mir mittlerweile ein bisschen der Kopf dröhnt, weil unter anderem die Jungs vom Club de Natació Palma de Mallorca oder die Mädels von Polideportivo San Augustin Zaragoza alles gegeben haben, um ihre schwimmenden Kollegen anzufeuern. Außerdem spielen die Veranstalter jeweils nach den Wettbewerben im Wechsel Madonnas “Hung up” ein oder lassen Shakira von Hüften, die nicht lügen, singen. Gefühlte 17000 Mal habe ich das heute gehört.

Spritziges Spektakel

Ich wandere - weil ich den heutigen Tag kurzerhand zum Tag des Wassers erkoren habe - zu den Springbrunnen und Fontänen vor dem Palau Nacional.
Zu sommerabendlichen halben Stunden geht hier ein spritziges Spektakel los, das ich nur so auf dem Nach-Hause-Weg mitnehmen wollte. Jetzt aber lässt es mir den Mund vor Staunen offen stehen: Der riesige Springbrunnen bringt fortwährend neue Wasserbilder hervor - mal entstehen Fächer aus Wasser, mal steigen riesige Sprühwassernebel-Wolken empor, mal preschen fette, meterhohe Fontänen in den Abendhimmel, mal spritzt es lieblich aus den Düsen.

Nach so viel “Wasser marsch!” heißt es jetzt für mich nur noch: “Nach Hause, marsch!” Es wartet nicht nur das Abendessen auf mich (die ganze frische Luft macht hungrig!), sondern auch mein feines, neues Zimmer.

27 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 2: Spanisch - und Französisch, Englisch und Italienisch gratis dazu

Spanisch wollte ich lernen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn eigentlich kriegt man hier kostenlos zum Superintensivkurs, den ich bei “Camino Barcelona” - so heißt die Sprachschule mitten in der Stadt, nur einige Meter entfernt vom absoluten Mittel-, Dreh- und Angelpunkt der Stadt Plaza Catalunya und glücklicherweise auch nur wenige Meter von meiner Unterkunft (a.k.a. “Der Verschlag") entfernt - auch noch Englisch-, Italienisch- und Französisch-Stunden.
Mit mir im Kurs sind nämlich Suzie aus Australien und Sarah und Lewis aus Groß-Britannien. Und während die Spanisch-Lehrerin Meritxell sich vorne an der Tafel müht, uns zu erklären, wie man sich selbst, seinen Beruf, sein Alter und den Ort, in dem man wohnt vorzustellen - so geht das vermutlich in allen Sprachkursen rund um die Welt los - geben wir uns gegenseitig zusätzlich Lektionen in unserer Muttersprache.

Cameriere oder Camarero?

“Ah! Cameriere!”, ruft beispielsweise die Architektur-Studentin Tiziana aus der Toskana begeistert, als sie feststellt, dass das spanische Wort für Kellner - el camarero - dem italienischen nur allzusehr ähnelt. Wenn Lewis aus Coventry gerade mal 17 Fragezeichen im Gesicht hat, weil sich ihm nicht auf Anhieb erschließt, was der Sinn von “yo tengo” ist und ob das was mit Tango-Tanzen zu tun hat, dann erklärt ihm Suzie quer durch den Raum “You know, it’s like saying ‘I have’.” Und wenn ich mich aufrege, weil ich beim Berufe-Raten eine falsche Anweisung erhalten habe, dann rutscht mir schon mal “Pero vorhin you said es un teatro!” raus.
Nachmittags, im Intensivkurs, geht das Nationen-Vergleichen weiter. Eduardo, der Lehrer mit dem stets freundlichen und zum hemmungs- und angstlosen Drauflos-Quasseln auffordernden Blick, lädt ein zum fröhlichen Vorurteile-Austauschen. Er will, dass wir erzählen, was das Bild der anderen im Kurs vertretenen Nationalitäten in unserem jeweiligen Heimatland ist. Wir sollen zum Beispiel “personas famosas”, berühmte Persönlichkeiten, der anderen Länder nennen. “Hitler!” knallt Hektor aus England los, als es um deutsche Leute geht. Kann ich mit leben; einen halbwegs unbeschwerten und dennoch bewussten Umgang mit der Vergangenheit Deutschlands habe ich schließlich drauf. Das ist ja hier nicht mein erster Auslands-Aufenthalt. Zu England werden Maggie Thatcher, Robbie Williams und James Bond genannt, französische Berühmtheiten sind Gerard Depardieu und Brigitte Bardot, nettere Deutsche Beethoven, Schiller, Angela Merkel und Claudia Schiffer. Ich bin beruhigt.

Holzpantinen und Tulpen

Später lerne ich noch, dass auf Spanisch Holzpantinen zuecos heißen, tulipanes das Wort für Tulpen ist und molinas de viento für Windmühlen steht - ein Bier (cerveza!) für denjenigen, der errät, welches europäische Land wir hier wohl umschrieben haben.
Wenn mich heute Nacht jedenfalls jemand weckt und mich fragt, wo ich herkomme - ich bin sicher, ich antworte artig und pistolenschussschnell: “Me llamo Tamina. Soy de Alemania y vivo en Dortmund. Yo trabajo como periodista en el periodico WAZ. Tengo treinta y un años.”

25 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 1: Barcelona sagt "bienvenido"

Da bin ich nun also in Barcelona; angekommen in der Stadt, die ich in den kommenden drei Wochen erstens kennen lernen und deren Bewohner ich verstehen koennen will. Und zwar verstehen im wahrsten Sinne des Wortes: Spanisch lernen will ich hier. “Bienvenido a Barcelona”, hat der Flugkapitaen gesagt, als wir aufsetzten; das heisst wohl: willkommen in der katalanischen Hauptstadt. Kaum angekommen, stelle ich fest, dass meine Annahme, die Hitzewelle in Deutschland haette mich irgendwie vorbereitet oder abgehaertet gegen spanische Sommer-Zustaende, falsch war. Auch die Tatsache, dass in meiner Vierter-Stock-Wohnung in Dortmund jeweils noch 20 Grad auf die Aussen-Tageshoechsttemperatur aufzuschlagen war, hilft mir jetzt hier, in der Millionenstadt Barcelona, rein gar nichts. Aber wer vorher gross rumtoent, es koenne ihm nicht heiss genug sein, der haelt jetzt eben schoen die Klappe und fuegt sich drein, dass das Zimmer in der Residencia - meine Unterkunft ist ein Studentenwohnheim direkt neben Universitaet Barcelona - kein Fenster hat. Richtig gelesen, kein Fenster. Okay, es gibt ein Fenster, aber das verdient den Namen nicht, denn es oeffnet sich zum Aufzugsschacht hin. Na klasse. Ich taufe die zweieinhalb-mal-eineinhalb-Meter-Butze gleich “Verschlag”, komme mir wie ein Huhn vor und beschliesse, hier nicht mehr zu tun als zu schlafen. Auch das ein ziemlich optimistischer Plan, denn ob es hier Tag oder Nacht ist, das merkt man hoechstens an der Helligkeit - das Thermometer sieht jedenfalls nicht ein, die Quecksilbersaeule einmal unter die Zahl 30 sinken zu lassen, um anzudeuten “jetzt ist Nacht”. Spontan denke ich “das kann ja heiter werden”, bremse diesen Gedanken aber auf der Stelle wieder, denn es ist mir eigentlich schon heiter genug. Also schaue ich mir mal meine Sprachschule gleich um die Ecke an. Die versoehnt mich sofort wieder: Ich sehe Ventilatoren, ich sehe Klimaanlagen, ich sehe Menschen, die keine Schweissperlen auf der Stirn haben und die nicht mit einem verschwitzt-erhitzt-lethargischen Blick in die spanische Weltgeschichte gucken. Ich sehe helle Moebel, moderne Computer, freundliche Gesichter der Lehrer, einen lauschigen, ueber und ueber gruenen Garten mit einladenden Holz-Sitzgelegenheiten. Okay, angesichts dieses Schmuckkaestchens bin ich versoehnt mit dem Verschlag. Hier komm ich morgen gerne hin und starte das Unterfangen Spanisch-Sprachkurs.
Drei Reisefuehrer habe ich im Gepaeck und zig gute Ratschlaege von Freunden, Vaetern und Verwandten: “Du musst in den Parc Guell!” “Iss Tapas, wenn du in Barcelona bist!” “Auf keinen Fall die Sagrada Familia verpassen!”
Ja ja. Ist ja gut. Heute aber lasse ich mich erst nur ueber die Ramblas treiben - so heisst der 1,5 km lange Boulevard, der sich mitten durch die katalanische Hauptstadt zieht.

“Auf dieser Strecke schlaegt der Puls der Stadt”, belehrt mich mein Reisefuehrer. Hat der eine Ahnung. Hier schlaegt naemlich dieser Tage vor allem das Herz der Kaufleute und Ladenbesitzer hoeher: “Rebaixes” lese ich ich dicken, fetten, schwarzen Buchstaben und in kreischend-roten Lettern; “Rebaixes” blinkt es bunt aus Schaufenstern, winkt es mich, verziert mit Prozentzeichen, hinein ins Shopping-Vergnuegen. “Rebaixes”, das habe ich, bevor die erste Sprachkurs-Stunde begonnen hat, schon gelernt, heisst Schlussverkauf. Und es ist das Hauptvergnuegen der einkaufslustigen Barcelonesen im Juli und August. Da lass ich mich nicht lange bitten; schon bin ich ganz Barcelonesin und schon in der Umkleidekabine der naechstbesten Boutique verschwunden. 30 Euro weniger fuer diese coole Jeans - die muss ich anprobieren. Und Spaghetti-Traeger-Tops, davon brauche ich bei diesem Wetter ohnehin noch mehr, als ich eingepackt habe. - Ich melde mich dann spaeter wieder, wenn mein Konto leer ist oder sie mich aus dem letzten Kaufhaus geworfen haben!

24 Juli 2006

Bis auf Weiteres...

... sind Notizen, die sonst hier zu stehen kommen wuerden, unter www.waz.de zu finden (runterscrollen, bis links in dem grauen Feld "Interaktiv" auftaucht, dann auf "Weblogs" klicken und im unteren Bereich "Reise-Blog - Berichte aus der ganzen Welt: Ruhris auf Tour" auswaehlen).
Waehrend meiner Zeit in Barcelona fuehre ich naemlich dort ein Blog, und zwei Blogs gleichzeitig befuellen, das ist entschieden zu viel Zeitaufwand, wenn man in einer grossartigen, atemberaubenden und traumhaften Stadt wie Barcelona ist!

edit: Ich habe nach meiner Rückkehr alle WAZ-blog-Beiträge hier rübergehoben, damit sie nicht irgendwann in den Tiefen des WAZ-Online-Archivs verschwinden.

19 Juli 2006

Selbstverstümmelung

Nicht nur, dass ich mir beim Putzen die Hände kaputtratsche, nein, ich besitze auch die sagenhafte Dämlichkeit, mir die Schwimmbadumkleidetür dermaßen unvorteilhaft in die Hacken zu rammen, dass es hinterher so aussieht. Anmerkung: Ich habe ein Spezialpflaster drübergeklebt. Das ließ die Macke letztlich schlimmer erscheinen, als sie tatsächlich war. Entwarnung also!

Gaziantepspor, die Zweite

Wenn nicht der Sitki Köse, Fleischwaren-Händler und Fußballer-Vermittler im Ostvest, damals, letztes Jahr, als Gaziantepspor zum Testspiel gegen die SpVg Erkenschwick auf den Stimberg kam, dem Stadionsprecher Alfons Manikowski ein bisschen türkische Musik mitgegeben und dieser sie in der Halbzeit sehr zur Freude der Gäste eingespielt hätte, dann hätten sich die Jungs von dem türkischen Erstliga-Club nicht ans schöne Oer-Erkenschwick erinnert. So aber kamen sie noch mal und trafen sich hier mit dem deutschen Wieder-Erstligisten VfL Bochum. Nette Jungs, die Türken... Dieser hier links war mein Liebster - Erdal Günes. Zwar hat er kein Tor gemacht, aber gewonnen haben sie - durch Tore von Veysel Cihan und Mehmet Cogum, während für Bochum Heiko Butscher traf - trotzdem. Ich fand das gut.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden umziehen

Heute Morgen im Hausflur folgender Zettel - siehe rechts.
Ich bin zwar beim Abschreiben schwer angewidert worden, aber will es trotzdem mal hier Wort für Wort wiedergeben:

Sehr geehrte Neumieter, sehr geehrte Vorgänger,

es sollte eigentlich selbstverständlich sein dafür zu sorgen, täglich den groben aufkommenden Dreck im Hausflur nach Beendigung der Arbeiten zu entfernen.
Es ist sehr unangenehm für alle die unten durch den Hausflur gehen müssen und den groben Staub mit in die Etagen bzw. Wohnungen tragen müssen.

Des weitern wäre es toll das die auf dem Kellerboden umzugbedingten sicherlich unbemerkten Rest entfernt werden könnten. Es wäre auch zukünftlich sehr nett, wenn wir vorab rechtzeitig über Staubentwicklungen die auf unseren Balkon übergreifen und in die Wohnung ziehen in Kenntnis gesetzt würden. Vermeidbar wären dadurch gewesen ein verstaubter Wäscheständer (mit Wäsche) sowie Sitzauflagen und Staub in der gesamten Wohnung etc.

Wo gehobelt wird fallen Späne keine Frage.

Aber das unsere neue Waschmaschine dem anfallendem Dreck und Staub zum Opfer fallen müssen muss und darf ebenfalls nicht sein. Dieser Staub kann wirklich Schaden anrichten die wir nicht tollerieren möchten und hoffentlich nicht nachweisen müssen. Bitte reinigen Sie diese komplett und bringen den Originalzustand her. Bei weiteren staubanfälligen Arbeiten bitten wir um entsprechende rechtzeitig Info um Schutzmaßnahmen allgemein durchführen zu können. Dieses gilt insbesondere für unsere Waschmaschine im Keller und der Staubverteilung/Abwehr in unserer Wohnung und der Hausfluretage.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

... (die ehrenwerten Nachbarn aus der zweiten Etage)

Ich habe wegen der Authentizität die Schreib-, Tipp-, Rechtschreib- und Grammatik-Fehler belassen, wie sie diese lächerlichen Menschen hinterlassen habe.
Und ich konnte mir nicht verkneifen, einen Zettel daneben zu hängen: "Liebe Neu-Mieter! Herzlich willkommen in der Johannesstraße 19! Viele Grüße, Tami U. aus dem 4. Stock. "
Das muss man sich mal vorstellen: In Beirut und Schweifat hauen Bomben den Menschen die Köppe weg, die Hisbollah feuert Raketen auf Nord-Israel, und die sprechen von Staub-Abwehr. Da wird einem doch übel.

Leben in die Bude

Lange nichts aktualisiert hier. Das soll sofort besser werden.
Heiß ist es in Deutschland. Und in London, wo es zurzeit wärmer als in Rom ist. Hat man so etwas schon erlebt? Der Mann im Radio sagt, nein, in diesem Jahrtausend noch nicht. Sommer ist auch, wenn ein weiterer Radio-Moderator sich um 8.56 Uhr aus seiner Sendung verabschiedet mit den Worten: "Ich sage tschüss und gehe jetzt erstmal Eis frühstücken." Sommer ist darüber hinaus, wenn man sich nachts nur noch mit nassen Handtüchern zudeckt. Und wenn noch ein Radio-Mensch sagt: "Körperliche Anstrengungen sollten bei diesen Temperaturen und Ozonwerten vermieden werden. Würd ich sagen, hat Jan Ullrich alles richtig gemacht."
Es gehört auch zum Sommer, dass ständig Leute urlauben. Ich ja auch bald. Aber wenn man an seinen Vater eine SMS schickt "Hallo Papa. Wir wollen morgen Abend mit dir essen gehen und würden so um 19.30 Uhr vorbeikommen. Passt dir das?" und einige Stunden später die Antwort "Gute Idee, seid dann im Le Jabron in La Begude. Küsschen", dann hat man irgendwas nicht mitbekommen...

12 Juli 2006

Viva España!

Nicht zu fassen. Es ist vollbracht. Fast jedenfalls. Nur noch eine Banküberweisung trennen mich von drei Wochen Spanischkurs Superintensiv im Estudio Hispánico. Ihr wisst also jetzt, wo ich mich ab 24. Juli und bis zum 12. August herumtreiben werde. Und danach übersetze ich euch simultan jeden beliebigen Juanes-Song, so viel ist mal klar! Jetzt aber schnell die Kofferpackliste vollendet und den örtlichen Buchhandel um drei, vier Reiseführer Barcelona (hier, hier und hier zum Beispiel) erleichtert.

Noch nachzutragen und völlig unabhängig davon: Wort des Monats ist Handy-Display-Junkie (© by G.). Und SMS-Wortlaut des Monats (mal ~ 30): "Wie geht's dir?" (© by E.).

10 Juli 2006

Aus, aus, die WM ist aus!

Vorbei und Schluss. Ende WM. Hier und jetzt. Und heute zählen wir wieder normal.
Ich werde es vermissen. Ich werde vermissen, klebrige Finger nach dem Caipirinha-Trinken zu haben. Ich werde die WM-Plus-Beilage zu den Ruhr Nachrichten mit den vollformatige fotografierten, geschminkten Länder-Gesicht auf dem Cover vermissen. Und die alles begründende Aussage: "Ist doch WM!" Auch Lukas Podolski. Und die Tatsache, dass wir jetzt die Vokabel public viewing nicht mehr so oft benutzen werden. Schwarz-rot-gelbe Schminkflecken auf den Oberarmen werden wir auch nicht mehr sehen. Und die Cleansmänner in DO müssen jetzt keine Extra-Schichten mehr fahren. Ich werde die Sportis mit "54, 74, 90, 20062010", Oliver Pocher mit "Schwaaaaaaz und Weiiiiiiß" und auch "Three Lions" der Lightning Seeds und die Tone Def Allstars mit "Who do you think you are kidding, Jurgen Klinsmann?", "Zeit dass sich was dreht" (H. Grönemeyer) und auch die The BossHoss-Version von "You'll never walk alone" vom iPod räumen. Der rote Teppich auf der Hohen Straße wird mir fehlen und die Countdown-Anzeige am RN-Haus. Schade, dass wir fortan die Frage "Und wo guckst du?" nicht mehr zu stellen brauchen. Schade, dass uns nicht mehr so sehr "dein Tipp?" interessiert. Schade, dass Lukas (Poldi, nä!!?) jetzt sein Tagebuch zuklappt. Schade um die Flaggenautos und die Stadion-Sirenen. Was ich noch vermissen werde: Verlängerte Öffnungszeiten. "Willkommen in der FIFA-WM-Stadt Dortmund" am Bahnhof. Menschen aus aller Herren Länder mit Schildchen in Plastikhüllen um den Hals. Fußball-Nutella-Gläser. Das Speak-Easy, best public viewing place ever. Tomekk an der großen Cola-Dose und Gudrun am Alten Markt. "Deutschlaaaaaand, Deutschlaaaaand!"-Schreien. Und vor allem: die Freunde.
Aber schön, dass du da warst, FIFA-WM!

05 Juli 2006

Alle meine Entchen

Da komme ich heute nach Hause, betrete das Schlafzimmer und sehe - siehe links - Blätter von den Bäumen im Krankenhausgarten hinter unserem Haus auf der Bettdecke. Daneben liegt eine der Enten, die sonst auf der Fensterbank hocken. Nanu?!
Als ich ans Fenster gehe, wird dann klar... dass der heftige Gewitterregen heute Nachmittag für die lustige Entenschar einen kleinen Teich auf der Fensterbank geschaffen hat. Hui, die haben sich bestimmt gefreut, dass sie endlich mal schwimmen durften.

04 Juli 2006

Nie und nimmer satt

Schon 25 Tage WM, und ich kriege noch immer nicht genug. Zum Beispiel, wenn wie heute auf der Titelseite der Ruhr Nachrichten 50 Porträg-Bilder von Menschen zu sehen sind, die alle der Klinsmann-Elf die Daumen drücken und man immer noch eine Gänsehaut bekommt. Und gestern sind sie im Haus Goldschmieding in Castrop-Rauxel angekommen. Schöne Reportage in den RN: "Der kleine Marc-André Schmidt ist nicht wegzukriegen. Er steht in der ersten Reihe. Seit 14 Uhr wartet der Vierjährige mit hunderten von Fans auf Ballack und Poldi. (Stunden und Zeilen später..., d.Red.:) Nach Castrop haben es Ballack und Poldi noch immer nicht geschafft. "Egal, wir bleiben hier. Der Opa bringt gleich was zu essen.", sagt Claudia, die Mutter von Marc-André. Bitte, was soll da noch passieren, wenn der Opa gleich was zu essen bringt?
Cool auch: Am Dortmunder Flughafen sind 145 zusätzliche Landungen für den Halbfinalspieltag gebucht. Wenn man bedenkt, dass durchschnittlich sonst 107 pro Tag landen und starten... Und den Südwall sperren sie, weil wir noch mehr Großleinwände brauchen.
Und das Morgenmagazin mit Christian Sievers (rechts, Foto: ZDF) steht
auf dem Bahnhofsvorplatz, als ich zur Arbeit fuhr und fuchtelt mit Mikro und Deutschland-Outfit rum, während Kameraleute wuseln und eine Fan-Gruppe sich tummelt. WM live und in Farbe und besser zu sehen als überall sonst.
Lied des Tages heute: "Himmel über Deutschland", Xavier Naidoo, wegen: "Leg den Himmel über Deutschland und auf das Glück, das ich erneut fand."
Hingegen Lied des Tages für gestern und für den ganzen Sommer: "Sommer unseres Lebens", Sebastian Hämer. Wegen: "Dies wird der Sommer unseres Lebens. Wir müssen ihn uns einfach nehmen. Es ist gar nicht so schwer." Und natürlich "Chicago", Clueso. Dedicated to E.

03 Juli 2006

Always wear Protection

Jetzt weiß ich, wofür die Ellenbogenschoner beim Inlineskaten gut sind! Sie verhindern, dass wenn man einem anderen Skater entgegenkommt und sich mit dessen linken, zum Schwung ausholenden Fuß verhakt und in der Folge zu Boden geht (mit Überschlag womöglich noch...) gar so hässliche Schrammen am linken und am rechten Ellenbogen davonträgt. Sie verhindern aber auch, dass man als Stuntfrau Karriere macht.
Tja. So schnell sagt bestimmt niemand am Rande eines Inlineskater-Hockey-Spiels zu mir: "Oh! Du bist braun geworden, Tamina!" Denn wenn die Wunden verheilt sind, ist es dadrunter ganz weiß. Bäh!
Darüber hinaus wird derzeit bei WDR 2 entschieden zu oft "Volverte a ver" von Juanes gespielt, und wenn ihr das durch "Gekommen um zu bleiben von Wir sind Helden ersetzen wollt, halte ich das auch nicht für sehr viel passender.
Was ich noch seltsam finde: Wenn sie in den Radio-Nachrichten sagen: "Augenzeugen hatten ein Aussetzen des 450-PS-Sternmotors (des gestern bei Hamburg abgestürzten Wasserflugzeugs Beaver DHC-2 de Havilland, d.Red.) gehört." Sind das dann nicht eher Ohrenzeugen?