27 Juli 2006

WAZ-blog, Teil 2: Spanisch - und Französisch, Englisch und Italienisch gratis dazu

Spanisch wollte ich lernen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn eigentlich kriegt man hier kostenlos zum Superintensivkurs, den ich bei “Camino Barcelona” - so heißt die Sprachschule mitten in der Stadt, nur einige Meter entfernt vom absoluten Mittel-, Dreh- und Angelpunkt der Stadt Plaza Catalunya und glücklicherweise auch nur wenige Meter von meiner Unterkunft (a.k.a. “Der Verschlag") entfernt - auch noch Englisch-, Italienisch- und Französisch-Stunden.
Mit mir im Kurs sind nämlich Suzie aus Australien und Sarah und Lewis aus Groß-Britannien. Und während die Spanisch-Lehrerin Meritxell sich vorne an der Tafel müht, uns zu erklären, wie man sich selbst, seinen Beruf, sein Alter und den Ort, in dem man wohnt vorzustellen - so geht das vermutlich in allen Sprachkursen rund um die Welt los - geben wir uns gegenseitig zusätzlich Lektionen in unserer Muttersprache.

Cameriere oder Camarero?

“Ah! Cameriere!”, ruft beispielsweise die Architektur-Studentin Tiziana aus der Toskana begeistert, als sie feststellt, dass das spanische Wort für Kellner - el camarero - dem italienischen nur allzusehr ähnelt. Wenn Lewis aus Coventry gerade mal 17 Fragezeichen im Gesicht hat, weil sich ihm nicht auf Anhieb erschließt, was der Sinn von “yo tengo” ist und ob das was mit Tango-Tanzen zu tun hat, dann erklärt ihm Suzie quer durch den Raum “You know, it’s like saying ‘I have’.” Und wenn ich mich aufrege, weil ich beim Berufe-Raten eine falsche Anweisung erhalten habe, dann rutscht mir schon mal “Pero vorhin you said es un teatro!” raus.
Nachmittags, im Intensivkurs, geht das Nationen-Vergleichen weiter. Eduardo, der Lehrer mit dem stets freundlichen und zum hemmungs- und angstlosen Drauflos-Quasseln auffordernden Blick, lädt ein zum fröhlichen Vorurteile-Austauschen. Er will, dass wir erzählen, was das Bild der anderen im Kurs vertretenen Nationalitäten in unserem jeweiligen Heimatland ist. Wir sollen zum Beispiel “personas famosas”, berühmte Persönlichkeiten, der anderen Länder nennen. “Hitler!” knallt Hektor aus England los, als es um deutsche Leute geht. Kann ich mit leben; einen halbwegs unbeschwerten und dennoch bewussten Umgang mit der Vergangenheit Deutschlands habe ich schließlich drauf. Das ist ja hier nicht mein erster Auslands-Aufenthalt. Zu England werden Maggie Thatcher, Robbie Williams und James Bond genannt, französische Berühmtheiten sind Gerard Depardieu und Brigitte Bardot, nettere Deutsche Beethoven, Schiller, Angela Merkel und Claudia Schiffer. Ich bin beruhigt.

Holzpantinen und Tulpen

Später lerne ich noch, dass auf Spanisch Holzpantinen zuecos heißen, tulipanes das Wort für Tulpen ist und molinas de viento für Windmühlen steht - ein Bier (cerveza!) für denjenigen, der errät, welches europäische Land wir hier wohl umschrieben haben.
Wenn mich heute Nacht jedenfalls jemand weckt und mich fragt, wo ich herkomme - ich bin sicher, ich antworte artig und pistolenschussschnell: “Me llamo Tamina. Soy de Alemania y vivo en Dortmund. Yo trabajo como periodista en el periodico WAZ. Tengo treinta y un años.”

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