27 Januar 2008

Hundehalter

Ja, ja. Januar. Jahreshauptversammlungs-Zeit! Samstag war für mich ein Hundeverein unserer Stadt dran. Abgesehen davon, dass ich in dem Vereinsheim fast am Hustenanfall krepiert bin (bin mal gespannt, wie die das Rauchverbot umsetzen...), waren die Leute nett und freundlich zu mir. Nicht so sehr untereinander. "Halt du jetz ma die Schnauze" - so was war (neben der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden und zum zweiten Kassenprüfer; zu sehen sind diese Leute auf dem Teil des Bildes, den ich hier augeschnitten habe -> Datenschutz, ne?!) an der Tagesordnung. Ich nehme gehässigerweise mal an, dass sie zu ihren Tieren weitaus freundlicher sind.
Dann ging es an die Jahresplanung für das laufende Jahr. Es musste ein Termin für die Frühjahrshundeprüfung gefunden werden. Kramt der Vorsitzende in seinem Aktenköfferchen, zerrt einen Buchkalender (diese meist schwarzen Dinger, pro Tag eine Seite, Format DIN A5) hervor und blätttert drin. Ruft dann: "Hertha! Hol' mich ma dat Ding aus meine Tasche!" (Hertha sitzt zwischen den anderen Versammelten und ist die Ehefrau des Vorsitzenden.) Hertha wäre aber nicht Hertha und auch nicht jahrzehntelang Gattin des obersten Hundehalters, wenn sie nicht sofort wüsste, was ihr Mann jetzt von ihr will. "Dat Ding" in Vorsitzenders Tasche ist ein Tischkalender (so ein schmaler, länglicher, den man üblicherweise auf seinem Büro-Schreibtisch liegen hat; ein Blatt pro Woche), den die Hertha herholt. Herr Vorsitzender blickt grübelnd auf die Wochenübersichten, blättert unschlüssig hin und her und ruft dann die Hertha noch mal herbei. Sie soll jetzt "dat andere Ding" holen. "Dat andere Ding" ist diesmal ein Notizbuchkalender (wie ein kleines Heftchen, länglich, halbes DIN-A5-Format, meist mit Kunststoffumschlag, wird meist als Werbegeschenk von Firmen zum Jahresende ausgeteilt). Der Chef blättert auch hierin, murmelt hin, beratschlagt her, und irgendwann kommt alles zu einem guten Ende.

Frühjahrsprüfung ist jetzt jedenfalls am 12. April.

24 Januar 2008

Rausgehauen

Heute war der Arbeits-Kollege wieder da, der die letzten Tage wegen Magen-Darm gefehlt hatte. Folglich wird er mit ein paar dummen Sprüchen begrüßt und nachgefragt, ob er das war, der im Altenheim die Noro-Viren-Epidemie ausgelöst hat. "Ja klar. Einmal vorne anne Polonaise gepackt und zack, alle weg!", so sein schlagfertiger Kommentar.

Ich möchte auch mal so knochentrocken Sprüche raushauen können.

22 Januar 2008

Die Instructeuse

Heute nach der Arbeit widerstand ich der wie Blei über mich fallenden Müdigkeit und trieb mich selbst ins Schwimmbad. Ganz gegen meine Gewohnheit - rein ins Becken, Bahnen schwimmen, wieder raus, duschen und ab nach Haus' - war ich heute so groggy, dass ich mir erstmal ein paar Minuten auf dem Liegestuhl am Beckenrand gönnte.
Allerdings: Mit Rumdösen war da nichts. Der Grund: Es war Wassergymnastik - falsch: Aqua-Power-Workout heißt das - und das hieß: Die Drill-Instructeuse persönlich stand am Beckenrand und wies die im Wasser herumpaddelnden Teilnehmer an und ein. Denn hier war heute Schnupperstunde für Neu-Aqua-Powerlinge. Die Kursleiterin hatte ein Headset um, das kabellos die Kommandos an den Ghettoblaster funkte, die dann durch das Hallenbad schallten. "Erste Regel", so die Ansage, "Kaugummis raus!" Und diejenigen, in deren Mund sie ein Kaugummi gewittert hatte, bekamen am Beckenrand die Mülltonne vor die Nase gehalten. "Nämlich: Wenn Sie sich im Wasser daran verschlucken, gibt's nur eins: Luftröhrenschnitt. Und das wollen Sie glaube ich nicht. Hehehehehe!"
"Uuuund loooos geht's!", dröhnte dann durchs Hallenbad. "Schwimmen ist ab jetzt verboten [die Wasserturner hatten Auftriebsgürtel umgeschnallt und schwebten somit gleichsam], und am Beckenrand festhalten auch!" - Ein Ton, der keinen Widerpruch duldet.
"Ihre Hände bewegen sich so, aber so schnell, wie's geht. Ihre Beine machen dabei so - aber die Haltung bleibt ker-zen-ge-ra-de! KERZENGERADE, hab ich gesagt!" Und die gute Dame mit dem rasanten Kurzhaarschnitt machte am Beckenrand im Trockenen das Geforderte vor. "Und das machen wir jetzt zwei Minuten!" [Pause von circa vier Sekunden] "So, und noch 15 Sekunden - nächste Übung!"
Zwischenzeitlich wurden die durch die Fensterscheiben nach drinnen gaffenden Blagen noch zur Ordnung gebrüllt - "Das ist NICHT erlaubt!!"- und schon war sie wieder ganz bei den Aqua-Corporals und -Sergeants. "Jetzt gibt's Hanteln!", rief sie und schmiss für jeden zwei Hanteln - die allerdings wohl aus irgendeinem weichgepolsterten Kunststoff bestanden - in Richtung der Untergeordneten.
So ging das weiter: Schneller! Kerzengerade! Power!

Ich hab dann langsam Angst gekriegt, dass sie mich auch ins Aqua zum Powern zitiert. Und bin doch schnell meine friedlichen, harmonischen, stillen Bahnen schwimmen gegangen.

20 Januar 2008

Bauer sucht Frau?!

Nein, das gibt's nicht nur im Fernsehen (SpOn: hier und hier). Das kann man auch im wirklichen Leben erleben.
Groß-Party im Dorfe Oer. Wir stehen in einem Grüppchen nebeneinander und reden dies und das und dummes Zeug. Sagt plötzlich S., der Freund meiner Freundin T., zu mir, seine Handy-Kamera in der Hand: "Darf ich mal 'n Foto von dir machen?" Ich gucke ihn mit ein paar Fragezeichen auf der Stirn an, ziere mich aber nicht weiter und willige ein. Freundin M. will's genauer wissen: "Wozu brauchst du das Foto? Ist das hier 'Bauer sucht Frau'?" S. grinst, tippt in sein Handy und versendet eine MMS.
Eine Minute später, als S.' Telefon den Empfang einer SMS meldet, stellt sich raus: Das ist 'Bauer sucht Frau'! Genau genommen ist das hier 'Möhren-Bauer sucht Frau'. D., ein Kumpel von S. und der Urheber der soeben angekommenen SMS, arbeitet nämlich in dieser Branche und ist solo. "Er will mehr Eckdaten", sagt S. und grinst wieder. Ich verlange im Gegenzug jetzt auch ein paar Eckdaten - und erfahre: 'Er' ist 28, lustig, nett, hat mit T. und später dann mit S. zusammen gearbeitet und dann den Hof seiner Eltern übernommen.
Na ja. Ich weiß, dass, nachdem jetzt wieder eine von uns ihr Bügel- zum Kinderzimmer macht, wie ich heute erfahren durfte, die Frage nach der tickenden Bio-Uhr noch häufiger an mich gerichtet sein wird als zuvor. Aber ich glaube, ich schaff' das auch ohne frauensuchenden Bauern... *grins*

19 Januar 2008

17 Januar 2008

(Un)wörter

Zum Unwort des Jahres ist jüngst der Ausdruck "Herdprämie" gewählt worden. Jo, das kann ich unterschreiben. Das, was einige WAZ-Redakteure als Alternativen vorschlagen, aber auch. Herr Onkelbach zum Beispiel erklärt "Knut" zum Unwort des Jahres und begründet: "Ob man es wollte oder nicht: Wochenlang wurde man mit Nachrichten aus dem Intimleben eines kleinen Eisbären versorgt: Nein, wie süüüß er ist!" Das Ganze belege "eine allgemeine Niveauverflachung, die wie ein Fieber das Land befiel." Weise gesprochen.
Caren Miosga hat dann gleich noch "Subventionsheuschrecken" als weiteren Vorschlag genannt, aus aktuellem Nokia-Anlass.
Die Wortschöpfung/Redewendung des ... na ja, des Tages oder der Woche, vielleicht des Monats, ist für mich jedenfalls, was heute ein BBC-Reporter angesichts der Bruchlandung einer Boeing 777 in London-Heathrow von einem Augenzeugen berichtete. Der habe seinem absoluten Respekt für den Piloten, der die Riesenmaschine wie durch ein Wunder so gelandet hatte, dass nur sechs Menschen leicht verletzt wurden, tief beeindruckt so ausgedrückt: "He deserves a medal as big as a frying pan." Zu nett: eine Medaille so groß wie eine Bratpfanne.

12 Januar 2008

Es lebe die Stereotypisierung

Na klasse. Die Bild-Zeitung biedert sich gerade mal wieder an ihr liebstes Thema und Roland Kochs Wahlkampfzugpferd an: "Wir sind anständige Ausländer" ist heute eine Headline der Online-Ausgabe. Zu Wort kommen die Türkin Nazife Mus, der Portugiese Antonio Sousa und die Türken Yussuf Akova und Erkan Necmetin. Nazife kellnert, Antonio ist Müllmann, Yussuf schneidet Döner vom Spieß und Erkan ist Taxifahrer.
Immer schön festschreiben, was ohnehin schon in den Köpfen der Gesellschaft zementiert ist. Fehlt nur noch Ayşe, die Putzfrau.

10 Januar 2008

Ehrenmord-Alarm

1.30 Uhr nachts ist eigentlich nicht so die Standard-Zeit für längere Telefongespräche, gerade, man am nächsten Tag arbeiten muss. Aber neulich war es doch mal so weit. Ich lese vor dem Einschlafen noch meinen Stadt-Teil aus der Zeitung und stoße auf einen Artikel (s. Scan) über Hadi K. und seine Kumpels vom Interkulturellen Seniorentreff. Der in der Ankündigung endet, dass die Multi-Kulti-Senioren demnächst einen Fachvortrag über die Aleviten hören werden. Und wie das bei uns der WAZ so üblich ist, gibt es auch noch einen Info-Kasten - "Zur Sache" - dazu. Stichwort: Aleviten. Die fasten seit 4. Januar, für zwölf Tage, erfahre ich unter anderem.

Gleich mal eine SMS an meinen türkischstämmigen Freund - und Aleviten! - E. geschickt und nachgefragt, ob er denn auch fastet. Nö, kommt zurück, da sei er nicht so streng. Warum ich fragen würde? Ich erkläre ihm den Zusammenhang mit dem Zeitungsartikel - der Clubvorsitzende Hadi trägt witzigerweise auch noch den gleichen Nachnamen wie der Empfänger der nächtlichen SMS. Er SMSst zurück, das sei tatsächlich ein Teil seiner Sippe, "aber es ist wie im schlechten Film", beschreibt er die Verwandtschaft in Dortmund. Daraufhin schreibe ich zurück: "Wieso? Hat er n Ehrenmord am Hals?" Hintergrund: Zwischen E. und mir gibt es einen running gag, der darin besteht, so viele gängige Vorurteile, Klischees und Festlegungen gegenüber Ausländern bzw. bestimmten Volksgruppen auszutauschen wie möglich.

Der gag war aber wohl nicht running genug. Nur Sekunden nach dem "gesendet"-Signal der SMS klingelt mein Telefon. "Wiiiiiiie?! Onkel Hadi hat n Ehrenmord begangen?", fragt mich E., der angesichts dieser Nachricht und selbst schon im Bett liegend noch mal aufgesprungen und mich aufgescheucht angerufen hatte...

Wir haben die Gelegenheit genutzt, noch ein Dreiviertelstündchen über Ausländer im Allgemeinen, die Aleviten im Besonderen, Vorurteile, Gewalttaten und deren Aufarbeitung in den Medien sowie die Fußball-Stadtmeisterschaften in Mülheim zu sprechen. Dafür ist es nie zu spät und nie zu nächtlich.

Google mich!

Lokalredakteurin. Dass das mein Traumjob ist, habe ich immer behauptet. Jetzt deucht mir: Es stimmt, was ich behauptet habe. Das ist tatsächlich mein Traumjob. Er macht mir Spaß. Kaff hin oder her, Käseblatt ex oder hopp. Trotz einer Leserschaft, die gerne mal bei Telefonverlosungen "Ich ruf an wegen die Karten" sagt. Trotz der neu ins (Sport-)Programm aufgenommenen Disziplin "an den Haaren herbeiziehen" - von Themen nämlich. Trotz der Tatsache, dass man an meinem neuen Arbeitsplatz seine Schere, seinen Tacker, seine Stifte selbst mitbringen muss.
Aber irgendwie ist es zu nett, ständig auf Menschen zu treffen, die man kennt: Mit-Abiturient S. zum Beispiel, der sich heute, als er unserer Sekretärin einen Termin seines Schützenvereins durchgab, an mich weiterverbinden ließ und erstmal kurz mit mir plauderte. Oder Schul-Kollege A., der jetzt doch tatsächlich einen red dot award gewonnen hat - und daher natürlich zum Objekt der Berichterstattung wird. Oder Fußball-Bekannter B., der die Scheiben runterkurbelt und ruft: "Na, Tamina, auf der Suche nach'm Motiv?", als er mich mit Kamera in der Innenstadt sieht. Oder oder oder.
Und: Wir sind hier nicht hinterm Mond, das wurde heute einmal mehr bewiesen: "K. von der Energieagentur", meldete sich heute ein Anrufer, und ich sah eine auswärtige Telefonnummer im Display. Er wolle sich bedanken für den Artikel, den ich über die "mission e" - eine Energiespar-Kampagne der Bundeswehr - geschrieben habe. Ich war ein wenig perplex, denn meine dienstliche Nummer habe ich erst seit acht Tagen, die kennt kaum einer außer dem engeren Bekanntenkreis, dem ich sie sofort in die digitalen und papierenen Telefonbücher diktiert hatte.
Folglich fragte ich ihn am Ende des netten Gesprächs, wie er mich denn hier aufgefunden habe. Ja-ha, das sei ganz kurios: Er habe mich gegoogelt. Sei dann auf eine Telefonnummer an der Uni Paderborn gestoßen, die ihn wiederum auf eine Nummer an der Uni Wuppertal verwiesen hatte. Dort anrufend, hatte er meine ehemalige Kollegin an der Strippe (die natürlich im Kreise derer war, die SOFORT meine neue Nummer erhalten hatten). Und so hatte ich den Mann nun über Umwege nach Paderborn und Wuppertal nun in Oer-Erkenschwick am Hörer!
Fest steht a): Ich muss dringend was an meiner Netz-Identität und meiner Google-Bilanz tun und b): Mit der Vokabel Käsekaff muss man vorsichtig umgehen.

08 Januar 2008

Abgestempelt

Der Kollege kommt vom Parkplatz rein ins Büro und ist offensichtlich an meinem Auto vorbeigelaufen, dessen linker hinterer Kotflügel mit einem Aufkleber des Wortlauts "Je suis Breton et j'en suis fier", der die Form der Bretagne hat, verziert ist. "Wassn das fürn Aufkleber da auf dei'm Auto?", fragt der Kollege, und ich hebe an zu erklären: "Also, das ist die Bretagne und da steht drauf...", da unterbricht er: "Aha. So was wie Sylt für Intellektuelle oder wat?"

07 Januar 2008

Ein bisschen hinterm Mond

Es war mir ja nicht so klar, wie sehr ich mich mittlerweile an den allüberall und jederzeit greifbaren Internet-Zugang gewöhnt habe. Wie ich worldwidewebisiert bin. Wie angewiesen man mental aufs Netz ist. Mein Leben im always-on-Zustand sozusagen.
Und dann nabeln sie mich einfach ab! Dann erachten sie einen Internetanschluss am Arbeitsplatz nicht als notwendig! Freunde, wisst ihr eigentlich, was ihr da tut? Einer Person, die das Blättern in Telefonbüchern als bestenfalls umständlich, eigentlich aber sogar als überflüssig ansieht - wozu gibt's das Ding online? - den Netzanschluss zu nehmen?! Einer, die journalistische Sorgfaltspflicht auch insofern umso unkomplizierter umsetzen und umso ernster nehmen kann, seitdem man Aussagen von Gesprächspartnern über Gesetzestexte, Daten, Ereignisse, Schreibweisen mit digitalen Nachschlagewerken und Dokumentationen nachvollziehen und nachprüfen kann? Einer, der spontanes Twittern, Bloggen, Flickrn, Facebooken, MySpacen, Onlinebanken, ... derart in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass jetzt fast gewaltsam Gedanken und Ideen im Kopf abgewürgt und vertagt bzw. begraben werden müssen? Einer, die sich dank einer kaum jemals komplett ausschöpfbaren Googlemail-Postfach-Größe fast unabhängig von Festplatten gemacht hat und diverseste Fotos, Dateien und Informationen immer und überall, wo es Internet-Anschluss gibt, verfügbar hat?
Ja, diese gallischen Dörfer. Sie sterben nicht aus.
Aber: Ich arbeite dran. Dagegen vielleicht eher. Mein Mobilfunkanbieter hat für monatlich 25 Euro Internet-Flatrates. Und ich fange vielleicht schon mal an, auf die Internet-Edition meines Mobiltelefons zu sparen...

06 Januar 2008

Wohin nur mit der Zeit?

Neuer Job, neue Arbeitszeiten. Geprägt durch monatelanges Durcharbeiten mit Wochen, die eher aus sieben als aus sechs Arbeitstagen, geschweige denn aus fünf bestanden, und durch völlig selbstverständliche Sonntags-Arbeit - Jeden-Sonntags-Arbeit genau genommen - bringt mich mein erstes Wochenende im neuen Job völlig aus dem Konzept, Trott und Rhythmus. Wohin nur mit der ganzen freien Zeit? Den Samstag komplett frei haben - ja gut, das lasse ich mir noch gefallen, er verwirrt dennoch. Aber dann: der Sonntag! Auch frei! Arbeit-los! Hä? Lieber mal den Tag ein wenig strukturieren. Oma anrufen, Kaffeetrinkens-Verabredung terminieren. "Oma, bist du Sonntagnachmittag zu Hause?" "Äh, ja, warum?" "Nun, dann würde ich zum Kaffee mal vorbeikommen." (Schweigen. Stille.) "Oma??" "Ja... ja, natürlich, klar, kannst du! Ich war nur... Ja, komm' nur vorbei!"
Alternativ-Vorschläge gab es übrigens auch: "Kannst ja endlich mal wieder in die Kirche gehen, hähä!" - Freundin G., hämisch wie immer und wie wir sie kennen und mögen.
"Geh doch heimlich zu deiner alten Arbeit. Kannst denen ein bisschen helfen", regt der Bruder an.
Gut, dass ich zu Hause noch eine wirkliche Alternative liegen haben: die Dissertation einer ehemaligen Kollegin. Kapitel 3 (33 Seiten), 9 (16 Seiten), 4 (8 Seiten), und 5 (80 Seiten) habe ich schon Korrektur gelesen. Kapitel 6 (44 Seiten) und 7 (74 Seiten) sollen noch folgen. Das hält auch den Geist frisch.

03 Januar 2008

Für Rentner und andere Interessierte

Happy 2008 allerseits! Wünsche gut gefeiert und gerutscht und geknallert und angestoßen zu haben!
Mein Silvester in Wien (das nun schon drei Tage zurückliegt, aufgrund umwälzender beruflicher Veränderungen aber erst jetzt hier Erwähnung finden kann) war eines der strangesten Silvesters überhaupt - und eines der erfreulich-fröhlichsten zugleich.

In Stichworten:

  • Gegen 0.30 Uhr stellten Freundin G. und ich fest: "Oh! Kann es sein, dass wir bis jetzt noch keinen einzigen Schluck Alkohol getrunken haben?" In der Tag: Pfefferminztee und Mineralwasser hatten uns den ganzen Abend bei Laune - und zwar bei allerallerbester! - gehalten.

  • Es ist eine sehr gute Idee, am 30. 12. nach einem sehr leckeren Essen und einem sehr gemütlichen Abend im Restaurant "Nayeb" in der Gumpendorfer Straße in Wien (6. Bezirk) zu beschließen: "Hier sind wir morgen auch!" - ohne freilich zu wissen, dass am Silvesterabend hier außer uns kein weiterer deutschstämmiger Mensch weilt, sondern ausschließlich persische Großsippen, die sich auch noch gegenseitig sämtlich kennen. Und ohne zu wissen, wie charmant armenische Popmusik aus dem Munde eines in einen weißen Anzug, eine weiße Hose, ein weißes pailettenbesticktes Hemd gekleideten Jünglings sein kann *kicher*.
  • Wien kann was beim Feuerwerk. Der Standpunkt direkt vor der Hofburg (ist nicht eigentlich überall in Wien Hofburg?) mit Blickrichtung Rathaus ist nahezu ideal. Für den, der will (wir haben uns allerdings nicht getraut), stehen hier auch koreanische Taxifahrer, die ihr "An der schönen blauen Donau" dudelndes Autoradio extra laut gestellt haben und sich für den Silvester-Neujahrs-Walzer bereithalten.

  • Der Nuss-Apfel-Punsch wird zu Silvester 2007 in extrem hässlichen, mit schweinsrosa Glücksschweinchen verzierten und dem Aufdruck "Noch 159 Tage bis zur EM" tragenden Tassen serviert und schmeckt lecker.

  • Das Sisi-Museum (in der Hofburg - na klar!) ist an Tagen mit Schneeregen und Temperaturen gerade unter null Grad der ideale Aufenthaltsort. Für uns und die 30 000 dreisten, lauten Italiener (die wir seit der WM schon nicht leiden können, seit Wien aber erst recht nicht mehr! Basta!). Für mich das Schönste im Museum: Sisis Turn(!)zimmer.

  • Die erwähnten dreisen Italiener darf man auch in der Schlange vor dem Café Sacher nicht gewähren lassen. Die drängeln sich sonst einfach vor! Aber nicht mit mir! Da müsst ihr erst an meinem Ellenbogen vorbeikommen!

  • Auf dem Zentralfriedhof (es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Tot'n!) liegen die großen Musiker (Brahms, Strauss, Beethoven) vor der Kirche links. Falcos Grab zu finden, ist schwieriger...

  • Das KunstHausWien lohnt schon allein wegen seiner bunten, bauchigen Säulen einen Besuch. Besondere Beachtung verdient der hundertwassertypisch unebene Boden: "eine Melodie für die Füße" (O-Ton der Museumsführerin)

  • Über die albernen, halbwüchsigen Gören im Starbuck's an der Bognerstraße kann man noch Tage danach lachen: "Also, entweder liegt es daran, dass ich zu hohe Ansprüche an einen Typen habe, dass ich keinen finde, oder ich bin einfach zu speziell." (Es ist Letzteres, Honey, definitiv!) und: "Danke, Anna!" "Wofür!?" "Dass wir gemeinsam allein sind!" (Denken Sie sich hierzu den nur von echten Wienerinnen so aufzubietenden charmant-theatralisch-melancholischen Unterton)

  • Immer wieder schön: Sich selbst bestätigende Vorurteile und Klischees. War klar, dass in der Gruppe ostblöckischer (bulgarischer?) Mitbewohner in unserem Hostel die Männern sich faul und fett an den Tisch fallen ließen und dann solange untätig in der Luft herumglotzten, bis ihre Freundinnen rasch das Frühstück vom Buffet herbeigeholt hatten, oder?

Insgesamt: Gerne wieder, Wien!