13 Dezember 2006

Von Düsseldorf nach Kaukasien

Wenn die Mädels beisammensitzen und weihnachtsfeiern, dann wird das auf alle Fälle immer lustig. Ja, da werden auch Rezepte für Avocado-Salat ausgetauscht und da werden auch Lästereien ans Tageslicht befördert ("Hast du M. mal wieder gesehen? Die sieht schlecht aus!!").
Aber manchmal reisen wir auch um die halbe Welt. Hinterher muss man sich ganz doll anstrengen, um zu rekonstruieren, wie zur Hölle wir jetzt von T.s Weihnachts-Programm am 24.12. über die kaukasischen Berge ins weltweite Netz kamen und was das Ganze mit Au-Pairs und Weihnachtsgeschenken im Gästeklo im Hause W. zu tun hat.
Es kam nämlich so: Fragt E. die neben ihr sitzende T.: "Wo bist du denn Weihnachten? Bei deiner Schwester in Düsseldorf?" T. bestätigt das und bemängelt die Tatsache, dass es bei ihrer Schwester immer so eng sei. "Die haben ja nur ein Gästezimmer." Gelächter bei denjenigen, die froh wären, wenn sie überhaupt ein Gästezimmer hätten. T. stichelt in Richtung E.: "Ja, ihr hattet ja auch ein Gästezimmer vorgesehen in eurem Haus. In das sollte ja das Au-Pair-Mädchen, ne? Hihi, ist aber euer drittes Kind dazwischen gekommen, was? Jetzt wohnt die im Gäste-Au-Pair-Zimmer!" Sagt E.: "Na, dafür haben wir aber ein Gäste-Klo. Okay, das kann zurzeit auch keiner benutzen." Und zwar, weil die Weihnachtsgeschenke für die drei Kinder des Hauses da drin versteckt und verschlossen sind. Bei der letztens anliegenden Geburtstagsfeier, bei der normalerweise das Gäste-WC zum Einsatz kommt, wurde den Kindern die folgende, scheinheilige Ausrede aufgetischt: "Ich hatte keine Lust zu putzen. Müsst ihr oben aufs Klo gehen."
"Ach, echt, ihr wolltet ein Au-Pair haben?", erkundigt sich jemand, der diese Pläne noch nicht kannte. "Ja, aber wenn dann eines aus dem Osten." Und es folgen diverse Geschichten von Au-Pair-Mädchen (die in Gästezimmern wohnen dürfen), die, wenn sie aus dem Osten kommen, lieb, lernwillig und anspruchslos sind. Ganz im Gegensatz von welchen aus England beispielsweise, die verbotenerweise in ihren (Gäste-)Zimmern rauchen, auf die Idee kommen, studieren zu wollen (natürlich auf Kosten der Familie, bei der sie eigentlich aupairieren sollen) und stundenlang zu Telefonanschlüssen telefonieren, dass es richtiges Geld kostet.
Aber, die Bekannten von T., die hatten ein Au-Pair-Mädchen aus Kaukasien, das war super! "Kaukasien?! Wo ist eigentlich Kaukasien?", fragt E., und keiner von uns studierten Mädels konnte eine über "irgendwo in Russland", "da unten, Ural die Gegend, oder?" oder "ist das überhaupt ein Land?" hinausgehende Antwort anbieten. Gut, dass R., der technikbewanderte, weil bei einem Mobiltelefon-Hersteller arbeitende Ehemann von E., weiterhelfen konnte. Mit einem internetfähigen Handy nämlich, das er aus der Hosentasche zog. "Guck doch mal bei Wikipedia", hieß es. "Hä? Wikipedia? Wassn das?", ließ sich T. vernehmen, und: "Wie, du hast jetzt Internet da aufm Handy?" Ja ja. Medienkompetenz ungenügend, oder wie heißt das in der Grundschule? R. erklärte es pragmatisch: "Das ist quasi n Brockhaus im Internet." War das wenigstens mal geklärt. Also: "Kaukasien ist ein vielfach gegliedertes Gebirgsland auf dem Territorium Russlands, Georgiens, Aserbaidschans und Armeniens", las R. aus Wikipedia vor. "Siiiiiehste! Das hab ich doch gesagt, ist kein Land, das ist so was wie die Alpen, das Kaukasien!", kreischt es von hier; "Aserbeidschan? Wie schreibt man das denn?", brüllt es aus der andere Ecke. Absolute Leistungsverweigerung im Fach Geografie, so mussten wir uns selbst nachträglich attestieren.
Es wurde dann noch eben geklärt, mit welcher Währung in Armenien bezahlt wird und welche Sprache in diesem Aserbaidschan gesprochen wird, und dann fragte jemand: "Wie sind wir denn jetzt eigentlich darauf gekommen?" --- Ich kann nur sagen: Siehe oben.
Schönes Spiel. Sollte man sich merken für Weihnachtsfeiern. Einer ruft einfach zwischendurch "Stopp" und dann die Losung "Wie sind wir darauf gekommen?", wer dann am schnellsten sagen kann, wie das eben besprochene Thema zustande kam, darf den Rest des Weihnachtspunsches austrinken oder wahlweise alle Schokoladen-Nikoläuse aus der Tisch-Deko aufessen.

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