06 Dezember 2007

Geschichten aus dem Reich der Mitte

Über Ordnung in der Wohnung haben die Menschen unterschiedlichste Vorstellungen. Zwischen denen, die Heulkrämpfe anlässlich eines dort nicht hingehörigen Wassertropfens auf der Küchen-Arbeitsplatte bekommen, und jenen, die man getrost in die Messie-Schublade stecken kann (wenn sie noch zu geht), liegen Welten.
Ein junger Mann in meiner näheren bis nächsten Umgebung (geografisch wie gefühlsmäßig) hält es nun eher so, dass Abendessensteller gerne mal bis übermorgen auf dem Schlafzimmerboden stehen bleiben dürfen, dass Schokoladennikoläuse auch den Sommerferienanfang in NRW erleben dürfen, und dass hinter der "Was ist dreckig, was ist sauber"-Zuordnung der in der Wohnung befindlichen Wäschestücke eine geheime Systematik steckt, die nur der Besitzer selbst kennen darf.
Dieser junge Mann - nennen wir ihn Klaus - ist nun befreundet mit einem weiteren, etwa altersgleichen Mann. Nennen wir diesen Tommi. Tommi nun verbrachte zuletzt mehrere Nächte pro Woche in der Wohnung seines besten Freundes Klaus. Woraufhin Klaus in meiner Gegenwart mehrfach nörgelig aufseufzte: Der Freund habe es nicht so mit dem Aufräumen und Mit-Anpacken in der Wohnung, fühle sich kaum für Recht, Ruhe und Ordnung verantwortlich.

Einige Zeit später gastierte Tommi für einige Tage in meiner Wohnung. Klaus' Beschwerden sah ich in meinen Gefilden jedoch nicht bewahrheitet. Vorsichtig, aber nicht weniger ausdrücklich lobte ich gegenüber Klaus den Ordnungssinn Tommis. Ja-ha, das sei ja mal klar und erklärbar! Bei mir würde sich Tommi ja auch zusammenreißen!, hieß es da relativierend.
Gleichzeitig fragte ich Tommi vorsichtig, wie hoch er denn den Hang zum Chaos bei Klaus einschätze. Ohne seinem besten Freund zu nahe zu treten, deutete er doch an, dass die Unaufgeräumtheit der Wohnung überdurchschnittlich sei, ja sogar leichte Ungemütlichkeits-Empfindungen seinerseits hervorrufe.

Jetzt bin ich selbt ganz durcheinander. Was stimmt denn nun?
Lassen wir die Suche nach der Lösung. Die Wahrheit, sie wird, wie so oft im Leben, vermutlich irgendwo in der Mitte liegen.

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