04 Juni 2007

Hochzeit auf Schwäbisch

Es ist eine Weisheit, die ist schon älter als der Muff unter den Talaren aller Lehrstuhlinhaber von hier bis Eichstätt: Wenn man ganz besonders gar keine Lust auf eine Party hat, dann wird die später extra-gut.
Die Situation: Es ist Wochenende, es ist der eine der drei Redakteure, die ich vertrete, im Urlaub, ein zweiter bummelt freie Tage ab, der als Ersatz bestellte Volontär ist ausnahmsweise wegen einer Hochzeit auch nicht da. Es ist KEL-Regatta, es ist letzter Spieltag der Fußball-Saison und noch drei A-West-Kreisligisten können Meister werden, es ist Badminton-Stauseecup, es ist Bogenschützen-Turnier, es ist Guido-Heiland-Bad-Volkslauf - mit anderen Worten: höllisch viel zu tun im Job und kein guter Tag, für die Hochzeit der Stieftante Schwester von Ralf nach Stuttgart zu reisen.
Aus oben genannten Gründen wurde aus geplanten zwei Tagen Aufenthalt und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse eines ebenfalls homestay-willigen Bruders der Hochzeitsaufenthalt in Stuttgart verkürzt.
Aber - siehe ganz oben: Der Trip nach Ba-Wü wurde um ein Vielfaches erheiternder und erfreulicher als gedacht!
Schon die Hinfahrt erhielt einen erheblichen Mehr-Unterhaltungs-Wert durch die Katastrophenmeldung aus dem parallel gen Süden brausenden Auto unserer Eltern, die nach eineinhalb Stunden Fahrt feststellten, dass sie das Wichtigste überhaupt die drei Torten, die die Stief-Omma in mühevoller, tagelanger, schweißtreibender und alle konditorellen Kunstfertigkeiten erfordernder Klein- und Feinbäckerarbeit fabriziert hatte, vergessen hatten! Im Kühlschrank! Herrje! Blut, Schweiß, Tränen, Panik - aber nichts zu machen, denn selbst bei direkter Umkehr hätte man das Backwerk gerade noch als Mitternachtssnack in Stuttgart vernaschen können.
Um es kurz zu machen: Die Stief-Omma, die von dem Malheur erst Minuten vor Kaffeetafelanpfiff erfuhr, blieb trotz der Hiobsbotschaft erstaunlich cool, der beste Konditor am Platze machte das Geschäft seines Lebens der Woche - schließlich musste Ersatz her, und zwar schnell! Und zwar vom Feinsten! Und zwar as marzipanverziert as can be! - und die Kühltruhe zu Hause ist jetzt um einige Tausend Kilokalorien reicher.

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