07 Juni 2007

Wohlstandsvergnügen

Die besten Erdbeerbauern wohnen in Dortmund-Oespel, durfte ich heute feststellen.
Am späten Nachmittag beim Kaffeetrinken in der Stadt gedacht: "Mmmh, ist doch Erdbeerzeit. Und ich hatte noch kein einziges Mal Erdbeeren!" In Fulda war ich in solchen Fällen auf dem Rückweg von der Arbeit am Selbstpflücker-Erdbeerfeld zwischen Johannesberg und Bronnzell vorbeigefahren und hatte ein paar rote Früchtchen geerntet.
Ja, aber selber pflücken in der Großstadt Dortmund? Wo denn nur? Es gibt sicher nur wenige Fälle, in denen das Internet hilflos ist, aber dies ist einer. So etwas wie www.erdbeerenselbstpflueckenindortmund.de gibt es nicht.
Gut, dass es doch noch den einen oder anderen Bauern gibt, der gute, alte Zeitungsannoncen schaltet. So wie Bauer Schulze-Neuhoff, der unter anderem auf sein Feld an der Universitätsstraße in Dortmund-Oespel hinwies: "Erdbeeren zum Selberpflücken von 9.00 bis 19.00 Uhr". Auf die Uhr geguckt - 18 Uhr.
Kaffee ausgetrunken, nach Hause geeilt - 18.15 Uhr. Schnell radfahrtauglich umgezogen, Rad aus dem Keller geholt, Plastikdosen eingepackt, los - 18.30 Uhr. In die Pedale getreten, Tempo gemacht - 18.52 Uhr Ankunft am Felde. Was muss ich da lesen? "Letzter Pflückeinlass: 18.30 Uhr. Mindest-Pflückmenge: 2 kg." Der studentische Erdbeerfeld-Kassier-Helfer schüttelte bei meinem Anblick und dem unmittelbar denk- und erkennbaren Wunsch, noch pflücken zu wollen, den Kopf, während seine Kollegen mit dem Tages-Einnahmen-Zählen begannen. Aber sie hatten die Rechnung ohne ihren Boss, den Erdbeerbauern Knut Schulze-Neuhoff (nur echt mit zerschlissenem Strohhut) gemacht, der mich schon grinsend beobachtet hatte, wie ich hechelnd und vermutlich mit einem ebenso roten Kopf wie die Erdbeeren auf dem Feld hinter ihm mein Rad ankettete! "Dat Mädken is von so weit mitm Rad hergekomm'n", erklärt er seinen Helfern. "Lasst se ma' noch rinn!" Sprach's, nahm mir meine Tupperschüssel aus der Hand, wog sie taramäßig, und schickte mich in die Beeren: "Los, mijn Deern, da hinten in der Reihe kannst pflücken!"
Was soll ich sagen - ich war schneller fertig als der Mann BlauErdbeerpfannkuchen sagen konnte, hatte eine Schüssel wunderbar frischer, süßer, saftiger Erdbeeren gepflückt - und ließ es auf dem Rückweg auch nicht langsamer angehen. Einmal Erdbeere, immer Erdbeere.

P.S.: Ganz schönes Wohlstandsvergnügen, dieses Erdbeer-Selberpflücken, finde ich. Wenn man überlegt, dass das eigentlich gan normale, harte Feldarbeit ist. Und der moderne (Großstadt-)Mensch macht ein Freizeit-Event draus.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

vielen Dank für den interessanten Artikel.

"So wie Bauer Schulze-Neuhoff, der unter anderem auf sein Feld an der Universitätsstraße in Dortmund-Oespel hinwies: "Erdbeeren zum Selberpflücken von 9.00 bis 19.00 Uhr"."

Wo finde ich diesen Bauer genau? Telefonnr. wäre nicht schlecht :)

MFG

Tami-U hat gesagt…

Genauer als Universitätsstraße in Dortmund-Oespel kann ich es leider auch nicht beschreiben, denn so ein Erdbeerfeld hat nunmal keine Hausnummer ;-) Allerdings sieht man es deutlich von der Straße aus; große Schilder weisen zusätzlich drauf hin. Und hier ist noch die Telefonnummer: 02373-72253. Weitere Felder hat Herr Schulze-Neuhoff offensichtlich laut Annonce noch in DO-Asseln/Am Buddenacker, an der B54 zwischen Lünen und Werne sowie in Fröndenberg-Ardey/Feldstraße.
Viel Spaß bei der Erdbeerernte!