20 Juli 2007

Der Has' ist tot

Ich und die Tiere, das ist immer so eine Sache. Deswegen hatte ich auch jedes Mal, wenn ich während der urlaubsbedingten Abwesenheit der Nachbarn an den Hasenkäfig in deren Garten kam um ihn zu füttern, zu hegen und ihm Wasser zu geben, Angst, dass das Tierchen tot in einer Ecke des Maschendrahtverschlags liegt. Es verging aber die erste Woche ihres Urlaubs, die zweite auch, es kam der Freitag vor dem Samstag, an dem die Nachbarn wiederkommen wollten, und der Hase war immer noch mops-, äh, hasenfidel.
Am Dienstag hatte ich endlich Zeit, den Nachbarn ihren Wohnungsschlüssel zurückzugeben, erkundigte mich nach dem Urlaubswetter (besser als hier), nach den Aktivitäten dort oben an der Ostsee (am Strand toben, Einrad fahren…), nach dem Grad der Erholung (ja, doch, gut!). Dann, in so schlichten wie aussagekräftigen Worten, der Hammer. „Der Hase ist tot, ne?!“
Ich, nur mühsam die Dinge auffangen könnend, die mir angesichts dieser Äußerung aus dem Gesicht fielen, kann nur ungläubig stammeln: „Waaaaaaaaaaaas?“ Und während ich damit beschäftigt bin, die mir entglittenen Gesichtszüge vom Boden wieder aufzusammeln, kommt die Erklärung. Was hatte Hasi Hase gemacht? Sich unter seinem Käfig durchs Erdreich in die Freiheit gebuddelt. Und dann lag er tot am Fuße des Gerüsts, das zurzeit zwecks Balkonerneuerung der Darüber-Nachbarn im Garten aufgebaut ist. Todesursache: unklar. Die Ermittlungen dauern an.
So grübele ich seitdem: Was ist passiert? Was trieb Hasi Hase aus seinem Zuhause? Ich schwöre, ich habe immer mit aller Tierliebe, über die ich verfüge (na ja) die Heuvorräte gecheckt. Ich habe sogar meine Möhren mit ihm geteilt, ich habe mit Hingabe sein Klohäuschen gereinigt und frisch mit Katzenstreu und Stroh ausgelegt, kurz: geradezu ein Paradies für das Häschen hergerichtet.
Die Nachbarskinder, neben ihrem Vater stehend, schauten mich derweil anklagend an, und in ihren Augen las ich den stummen, von Tränchen umflorten Vorwurf: „Das ist die, die unseren Hasen ermordet hat!“
Später werden diese Kinder – so jedenfalls die Vermutung meiner Zeitungs-Kollegin A. – aufgrund dieser traumatischen Hasenverlusterfahrung sicher zu Gewalttätern. A., die gerade ihr Lehramtsstudium abschließt, übt nun nach eigener Aussage bereits panisch Sätze wie "Nein Kevin, leg das Messer weg und sag der Jaqueline, sie soll mit ihrer MG nicht auf den Lehrkörper zielen...." Kevin werde daraufhin sicher sagen: "Mit meinem kleinen unschuldigen Hasen hatte damals auch keiner Mitleid!" Ob ich noch zu retten sei, ich sei nun schuld am Niedergang einer ganzen Generation, und wer dürfe die amoklaufenden Blagen dann erziehen? Sie!

Ich war's nicht! So glaubt mir doch!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

So wird es kommen! Aber ich werde vorbereitet sein....
In diesem Sinne: Ihr Kinderlein kommet!
Ach ja, und es lebe die Leistungsdiagnostik!