23 März 2006

Rocky Horror rockt

Man nehme: ein paar Hände voll Reis, eine Rolle Toilettenpapier, eine Zeitung, eine Tröte oder Rassel, eine Wasserpistole, eine Scheibe Toastbrot, zwei Spielkarten und besorge sich unter 0231 / 50 - 27 22 2 eine Karte für Richard O'Briens munter-schräg-schillerndes Musispectacel "Rocky Horror Show". Dann lasse man das gesamte Alltags-Gestresse hinter sich (das funktioniert übrigens automatisch) und mache einfach mit, lasse sich in den Strudel ziehen aus unglaublichen Kostümen, schmissiger Musik, witzigen Effekten und auch sehr hörenswerten Stimmen plus Band hinter der Scheibe im ehrwürdigen Schauspielhaus Dortmund. Und dann geht's los. Rocky Horror heißt nämlich, so heißt es allüberall, nicht nur zusehen, sondern auch mitmachen: Den Reis wirft man wild um sich/dem nächsten auf den Schoß/in Richtung Bühne, wenn Brad und Janet von der Hochzeit erzählen. Wenn die beiden im Auto in einen Regenschauer geraten, setzt man sich den aus der Zeitung gefalteten Hut auf und spritzt mit der Wasserpistole durch die Gegend, bevorzugt den ein paar Reihen weiter Sitzenden in den Nacken. Wenn das Retorten-Geschöpf Rocky aus seinen Mullbinden gewickelt wird, lässt man die Klopapierrolle durch die Luft fliegen. Meines Erachtens war das der allerbeste Effekt - ein bisschen wie Silvester, all die Toilettenpapier-Schweife in der Luft. Und dieses herrliche Chaos hinterher! Reis bis in der Unterwäsche, Füße verheddern sich in Papierschlangen, Reis knirscht auf dem Holzparkett. Zwischendurch Getröte und Gerassel, "schschschsch"-Rufe, wenn der Name "Eddie" erwähnt wird, "boooooo", wenn "Dr. Scott" fällt. Als der androgyne Außerirdische Frank'n'Furter zur Party lädt und ankündigt, einen Toast auszusprechen, flitscht man die (auf Bierdeckel gedruckten) Toastbrotscheiben ("bitte keine ganzen Toastbrote werfen") durch die Gegend, ebenso wenig später die Skatkarten.
Fazit: Wer mal schlechte Laune in Nullkomma-hands-on-your-hips los werden will, geht einfach in diese Hammer-Show. Man kann sich der Albernheit, der Ausgelassenheit, dem Spaß nicht entziehen. Und das ist gut so. Wie schön, dass wir in DO ein so feines Theater haben. Wie schön, dass sowohl Deutsch-LKs der Gymnasien von Brünninghausen bis Syburg Tickets hatten als auch Omas mit weißen Haaren. Und wie schön, dass alle mitmachen.
Ich sag nur: "It´s just a jump to the left / And then a step to the right / With your hands on your hips/ You bring your knees in tight"

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