12 Mai 2006

Summer in the City

Ich hatte vergessen, wie schön es ist, wenn richtig Sommer ist. Wenn Pflaster an den Füßen zur Garderobe gehören - weil diese wunderschönen filigranen Sommersandälchen mit ihren Riemchen und Schnallen nicht anders können als Blasen zu produzieren. wenn man morgens aus dem Haus geht und schlicht vergisst, eine Jacke mitzunehmen, weil es schon zur Frühstückszeit warm genug ist. wenn die Haare nach dem Schwimmbadbesuch schon wieder trocken sind, bevor man am Auto auf dem Parkplatz angekommen ist. Wenn man nicht überlegt, ob die Dusche vor dem Freibadbecken jetzt sehr kalt, eiskalt oder viel zu kalt ist. Sondern einfach nichtwimpernzuckend drunterspringt. wenn man das Fenster im Auto daueroffen lassen kann, auch auf der Autobahn.
Ansonsten ist Bukarest (siehe Fotos) schon wieder eine ganze weile weg. Langsam bin ich wieder runtergekommen. Brauchen wir dieses Land schon jetzt in der EU? Ich meine, es gibt beträchtliche Unterschiede. Aspekte, bei denen sie in diesem südöstlichen Land noch sehr andere Werte und Organisationsformen des öffentlichen Lebens und des Gemeinwesens haben, als wir sie gewohnt sind. Seltsam zum Beispiel, dass wir - trotz anderslautender Bitten und Hinweise - immer wieder opulente und teure Mahlzeiten in Restaurants einnahmen, deren Besitzer den Organisatorinnen wohl bekannt waren. Bemerkenswert auch, dass immer wieder darauf hingewiesen wurde, wie sehr sie mit westlichen Maßstäben mithalten können - und zwar von Unterrichtsstandards über die Produktpalette
der Geschäfte, die Größe der Gebäude, die Schönheit der Parks, die Fähigkeiten der Schüler, das Kulturprogramm in Theatern und Opernhäusern.
Intensiv war es, erlebnisreich und generell bereichernd, so viel steht fest.
Bleibt noch zu bemerken, dass ich bekanntlich Leute, vor allem Kollegen, nicht mag, die sich aus der bunten, schönen, aufregenden Welt immer nur die schlechten Dinge rauspicken. Auch mag ich nicht, wenn jemand (unter anderem) meine Arbeit als von "Masse statt Klasse" geprägt bezeichnet. Wenn er oder sie die Torjägerliste, die ich gerade weiterführe, als Blödsinn ansieht. Mit doofen Totschlag-Sprüchen kommt wie "das bringt ja keinen Leser mehr". Fragen stellt wie: "Macht er [gemeint war ein freier Mitarbeiter] das öfter, so kurzfristig absagen? Das wäre für mich zum Beispiel ein Grund, den auf die Abschussliste zu setzen." Tja, Madame, das hat er ganz und gar freiwillig und freudig schon selbst getan. Hä! Na ja. Heute mach ich jedenfalls Dienst. Und zwar nach unseren, meinen, den guten und engagierten Maßstäben.

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