10 Oktober 2008

Sounds of India

Fuer alle, fuer die dieses Blog auch ueber meinen Zustand ist: Alles ist bestens. Es koennte auf ganzer Linie nicht viel besser sein.

Acht Tage sind wir schon in Indien. Gestartet in Delhi, gereist nach Agra (Uttar Pradesh) zum weltberuehmten (und verdient weltberuehmten!) Taj Mahal sind wir vor drei Tagen in Amritsar (Punjab) gelandet. Von dort aus ging es gestern weiter nach Dharamsala (Himachal Pradesh).

Wie soll man Indien beschreiben, dieses Land, das sicher weit, weit, weiter, am weitesten mehr als "tausend Gesichter" (das verlinkte Buch ist allerdings wirklich ein Top-Griff!) hat?
Ein Weg: Ueber die Laute, die es von sich gibt. Wobei "laute" durchaus so zu verstehen ist.
Delhi beispielsweise besteht aus dem Laerm von Autos, von Threewheelern, von Mopeds, von Lastwagen, von startenden und landenden Flugzeugen, von schreienden Verkaeufern - diese Stadt schlaeft weder noch verfuegt ihr Sinnesrepertoire ueber "Stille" noch kann sie aufhoeren, so zu sein.

Amritsar dann besteht gleichfalls aus Strassenlaerm, aber aus vielmehr Hupen: Hupen ueber alle Oktaven, alle Lautstaerken, alle Tonkombinationen. Tag und Nacht. Und es besteht aus dem Geschrei der Verkaeufer, die einem hier Mangosaft, dort Postkarten, wieder woanders eine Rikschafahrt anpreisen. "Hello, Ladies, how are you? Where are you from? Germany? Beautiful place! (Anm.: Sie sagen auch 'beautiful place', wenn man behauptet, aus Liechtenstein zu kommen. Haben wir ausprobiert!) Want postcards? Only ten rupees!" So geht das on and on and on. Gleiches gilt fuer die ragis, die Saenger der Sikhs, im Golden Temple: Immerwaehrend, nur mit wenigen Stunden Pause in der Nacht, rezitieren sie aus dem Adi Granth, ihrem heiligen Buch, und es schallt via Lautsprecher (Bose!) ueber den temple ground.

Dann die Fahrt von Amritsar nach Dharamsala in den Bergen im Bus. Distanz: 200 km, Dauer: siebeneinhalb Stunden - und jede ihr Geld - 150 Rupien, etwa 2,50 Euro - wert. Eine Fahrt so laut, als saesse man mitten in der B1; so laut, dass der iPod, auch ans Ohr gepresst, sie nicht zu uebertoenen vermag. Jedes Schlagloch ein Anschlag auf die Fensterscheiben, auf die Gepaeckgeruestgestaenge und vor allem wohl auf die Stossdaempfer. Dieser Bus machte mit uns in etwa das, was ein Betonmischer mit Sand, Zement und Wasser macht... Nach einer Reise, die uns mit jedem Zuckerrohrbueschel am Wegesrand bekannt machte, stiegen wir staubig und mit zerzausten Haaren, ein wenig platt gesessen, aber hochzufrieden und beseelt laechelnd aus dem Bus.

Und jetzt Dharamsala. Nach 21 Uhr werden die Buergersteige hochgeklappt, nur die nimmermueden traveller drehen dann noch ihre Runden vom Cybercafe zum English Wine and Beer Seller. Dann zirpen noch die Grillen, gegen Morgen fangen ein paar Hunde das Bellen an, Froesche (Oder sind es Rabenkraehen?) quaken, und das ist es. Drumherum Gruen, viel Gruen, und Berge, Kloester, Gebetsmuehlen und -fahnen (Foto) rot gewandete Moenche, denn hier wohnt der Dalai Lama, wenn er nicht gerade on the road ist - oder, wie zurzeit, in Delhi (moeglicherweise auch in Bombay, die Meldungen widersprechen sich) Gallensteine rausgenommen bekommt. Ueblicherweise verlaessliche Quellen sagen, er kehre Sonntag hierher zurueck. Jippieh, dann sind wir auch noch da!

Ich weiss schon jetzt, ich werde es vermissen. All dies. Auch die Hupen und den Staub.

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