22 November 2007

Alle Jahre wieder...

...sitzen zwei studierte junge Frauen in der Weihnachtsbastelstube und verschreiben sich Schere, Klebe, Tonpapier, Wellpappe, Glitzersternen, Schablonen, Bleistift, Zentimetermaß, Goldkordel, Zackenschneider und Bastelbuch: Weihnachtskartenbasteln mit Lieblingskollegin K.! Diese Abende werden eingeleitet und begleitet durch ein kompliziertes System von Traditionen, die unbedingt eingehalten werden müssen.



1. Es muss vorher Spaghetti mit Tomatensoße geben. Diesmal wegen akuter Öko-Tendenzen mit Biotomaten-Zwiebel-Basilikum-Parmesan-Soße und nicht etwa Barilla-Pampe ausm Glas.

2. Es muss ausreichend Schokobons geben (O-Ton K.: "Wer kauft denn noch 125-Gramm-Beutel?"), weil nur die - das lehrt schon die Werbung - keine Flecken auf den mühevoll produzierten Bastel-Werken hinterlassen, sondern sich zwischendurch problemlos in den Mund schieben lassen.

3. Über die Bastelaktivitäten wird Stillschweigen bewahrt. Okay, im Blog kann darüber berichtet werden, liest ja nur das halbe Internet. Denn: Weihnachtskartenbasteln ist irgendwie ja doch unsexy... ähem.



4. Der Bastel-Spaß beginnt stets mit dem Anfertigen der Schablonen. Und: Ja, auch für die langweilig-einfachen Motive (siehe grüne Tannenbaum-Karten; solche Dreiecke kann man zwar eigentlich auch vorlagenlos ausschneiden, aber) müssen Schablonen her, Frau K.! Nicht hier einfach vor den niederen Arbeiten drücken!



5. Rumblödeleien und nicht jugendfreie Vergleiche ("Der Tannenzweig sieht aus wie ein Hängehoden, wenn man ihn umdreht.") sind unbedingt erlaubt.

6. Auch Regressions-Verhalten ist ausdrücklich erwünscht: "Ich stelle fest, ich mag am liebsten die ganz bunten Karten. Je kindlicher, desto besser!" (vgl. Nikolaus-Stiefel-Karte).




7. Zwischendurch sind Evaluations-Runden abzuhalten, damit ein jeder von den Erfahrungen des anderen profitieren kann. Dass man die Mini-Draht-Stücke, die als Tannenbaum-Stämme (siehe Fotos) dienen, zum Beispiel am besten mit einem winzigen und extra dafür zurecht geschnittenen Stück Tesa befestigt.

8. Wichtigen Erzählungen der Freundin - etwa von Dingen, die man am Rande eines Basketballspiels tun kann - sind aufmerksam zuzuhören. Und nicht etwa durch profane Fragen zu unterbrechen (etwa: "Wie waren jetzt noch mal die Maße für die Wellpappe-Karte?"), die dann möglicherweise provozieren, dass man seinen Melissenteeschluck vor lauter Lachen wieder in die Tasse zurückspuckt und anschließend nicht weiß, worüber man jetzt eigentlich am meisten lacht - über die Lustigkeit der Frage, die man just vor zwei Minuten schon einmal beantwortet hat. Über die Frechheit, derart wichtige Erzählungen vom Rande des Basketballspiels einfach so zu unterbrechen. Über die etwas eklige Teespuckerei. Oder darüber, wie man jetzt wohl aussehen mag, mit rotem Kopf und kaum noch Luft in der Lunge vor lauter Lachen. Es ist nämlich dann sehr schwierig, sich überhaupt wieder einzukriegen, zu entspannen, den restlichen Tee runterzuschlucken und den Bauchkrampf loszuwerden.

Alle Jahre wieder der vielleicht größte Spaß der Vorweihnachtszeit, dieses Karten-Basteln...

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