14 März 2007

Wie ich den ADAC verwirrte

Wär ja auch langweilig, wenn immer alles pannenfrei funktionieren würde. Gestern, auf dem Weg zur Arbeit, schalte ich vom zweiten in den dritten Gang und denke "Nanu?! Da fehlt ja irgendwie die Hälfte der PS?" Es war nicht zu ignorieren, da war irgendwas faul im Motorraum. Kurz überlegt, dann auf den nächstgelegenen Parkplatz gerettet mit dem nur noch mit halber Kraft vor sich hinblubbernden Auto. Wurde ja auch Zeit, dass ich für meine 79 Euro nochwas Mitgliedsbeitrag im Jahr mal wieder den ADAC in Anspruch nahm. Eine Viertelstunde später war auch schon der erste gelbe Engel vor Ort und erklärte mir - mit erfreulichem Ehrgeiz, mich die Materie wirklich kapieren zu lassen -, dass die Spule, die die Antriebskraft auf die vier Zylinder verteilt, defekt ist und nur noch zwei Zylinder bedient.
Ja. Er holt dann mal den Schleppi. Der "Schleppi" kam in Form eines Abschleppwagens eine Dreiviertelstunde später (siehe Foto). Ab zur Werkstatt, ab zur Leihwagen-Station.
Nächster Schritt: Was nun? Auto in die Werkstatt - in Wuppertal? In Dortmund, wo ich wohne? In Oer-Erkenschwick, wo mein Haus- und Hof-Händler ist? Aber: Man hat als ADACPlus-Mitglied nur entweder das Recht darauf, das Auto in die Wunsch-Werkstatt transportieren zu lassen oder einen Leihwagen zu bekommen. All dies aber nur, wenn die Panne mindestens 50 km vom Wohnort entfernt ist. Kurz (?) dem ADAC-Mann erklärt: "Also. Ich wohne in Dortmund. Ich arbeite in Wuppertal. Das Auto ist in Recklinghausen zugelassen. Auf den Namen meiner Mutter. Deren Mann, äh, der Ralf, äh, mein Stiefvater im ADAC ist. Und die Werkstatt, die sich sonst immer dieses Autos annimmt, ist in Oer-Erkenschwick. Und von mir zu Hause zur Arbeit sind es 55 Kilometer. Aber ich war ja noch nicht ganz an der Arbeit. Könnte also sein, ich bin noch nicht 50 Kilometer vom Wohnort entfernt. Und ich muss heute Abend um 18.30 Uhr in Herten sein, weil ich da für meine zweite Arbeitsstelle einen Termin habe. - Noch Fragen?"
Ha! Sowas ist doch kein Problem für einen gewieften ADAC-Engel! Schnell mal per Navi rausgefunden, dass der Pannenort exakt 51 Kilometer von meinem Zuhause entfernt ist (Strrrrrike!). Bahn frei also für Mietwagen, den ich bekommen würde, während mein Auto in der (auch noch günstigen) Werkstatt, die dem Abschleppunternehmen angeschlossen ist, repariert würde. Übrigens nicht nur an der Spule, denn - weitere ADAC-Bedingung: Die Reparatur muss mehr als 24 Stunden in Anspruch nehmen, um ein Recht auf Leihwagen zu haben. Eine läppische Spule aber, die flickt man mal eben zwischen Kaffeetasse und Biss ins Frühstücksbrötchen hin, nein nein! Aber! Es könnte ja auch noch der Anlasser defekt sein... und überhaupt müssten die Benzinleitungen dann auch noch gecheckt werden... Weiß man's? Das wird ja alles mindestens 24 Stunden dauern, machte mir der Werkstattmensch augenzwinkernd.
Und das Ende vom Lied: Die Reparatur wird um Längen günstiger, als ich es gewohnt bin und gefürchtet hatte. Der VW Touran ("Welchen Leihwagen?" "Den in der Mitte." "Jo. Der ist nagelneu." - Treffer!) ist ein ganz wunderbares Auto. Den Termin am Abend konnte ich mühelos einhalten.
Überdies: Die Panne passierte, wenn man es genau überlegt, unter bestmöglichen Umständen. Denkbar wäre ja auch gewesen, dass mir die Karre nachts bei 180 km/h und Regen und Kälte auf der Autobahn auf dem Weg zu einem dringenden Termin um die Ohren fliegt, während gerade der Akku meines Telefons zu Ende gegangen ist, und dann kostet vermutlich auch noch die Reparatur ein Viertel-Jahresgehalt.
So aber: Kein lebensnotwendig wichtiger Termin, gesichertes Ausrollen auf den Parkplatz, zwei Funktelefone mit voller Ladung an Bord, außerdem die noch nicht gelesene Zeitung zur Überbrückung der Wartezeiten - Autofahrer-Herz, was willst du mehr?

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