In Zeiten, in denen das Leben keine Bremse hat, ist es gut, wenn es wenigstens Kupplungsseile gibt, die einen mit dem kompletten Berater-Stab verbinden: Mit Spanien, genauer gesagt, der Alhambra in Granada, wo meine Freundin M. den Akku ihres Freundes leertelefonierte, um ihre Meinung zu sagen, mit Südfrankreich, wo Papa gerade mit einer Jugendgruppe rumspringt, zwischendurch aber immer den Blick auf dem Handy-Display für etwaige ankommende SMSse hat, mit der Bretagne, wo Mama und Ralf auf den Start der Jakobsmuschel-Saison warten und sich einmal mehr zur Einrichtung einer Telefonflatrate und eines WLAN-Routers beglückwünschen, mit Finnland, wo die beste aller Chefinnen am einsamen See zwar abgekoppelt von der Welt ist, aber trotzdem alle wichtigen Botschaften rüberkriegt (und zur Not auch mal das EU-Projekt rettet, indem sie Brüssel die Telefonleitungen heiß macht), aber natürlich auch einem auserlesenen Kreis von Kollegen, die zur Not auch mal ihr Spiegelei kalt werden lassen, zum RWE-Turm, von wo aus sich der Lieblingsbruder mal abseilt, um ein schwesternberuhigendes Mittagessensdate im Barock einzuschieben. Und last but wirklich not least: Nach Wuppertal, wo die Lieblingskollegin völlig zu Recht ihre Mails mit dem Betreff "Vorschlaghammer" versieht und dann beginnt mit "oder soll ich dich schleichendes Gift nennen?", dann aber trotzdem die nettesten und ermutigsten Worte überhaupt findet.
Allerdings: All dies war es wohl gerade nicht, was Miriam Meckel mit ihrem just erschienenen Buch "Das Glück der Unerreichbarkeit. Wege aus der Kommunikationsfalle" (Murmann Verlag, 2007, ISBN: 978-3-86774-002-9 - sehr empfehlenswert by the way!) meinte. Ihre Hauptthese darin: "Wir funken, simsen und mailen permanent über alle Zeitzonen und Regionen der Welt und über alle Takte des persönlichen Alltags hinweg." Sie empfiehlt eine Denkpause, denn: "Kommunikation braucht Qualität. Und Qualität braucht Zeit." Und: Die neuen Kommunikationstechnologien verleiten - bei allen Vorteilen - zu Abhängigkeiten. Deswegen: "Das Glück kann in der klugen Unerreichbarkeit liegen."
Ja. Hast ja Recht. Diesmal war es bei mir trotzdem eher "Das Glück der Erreichbarkeit"!
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