20 Juni 2006

Herbert

(Foto: gestern, Schweiz gegen Togo; Reuters)

Er singt in "Nur noch so" - einem Lied, das sich einem ganz anderem als dem derzeit alles und alle und jeden beherrschenden Thema widmet: "Rausch mir durch Mark und Bein / Oh wie du gut tust. (...) Du kannst alles mit mir machen was ich will / weil du so gut tust. Mach meinen Puls rasend, stopp schlagartig meinen Verstand. (...) Ich krieg von dir nie genug / weil du so gut tust, gut tust, gut tust - gib mir mehr." Und so, genau so, ist das zurzeit, zurWMzeit. Alles immer noch im kollektiven Rausch. Und der Spiegel schreibt so bannend, dass ich trotz nur fünfeinhalb Stunden Schlaf hellwach im ICE sitze und Zeile für Zeile aufsauge. Zum Beispiel: "Feiern ist befreien. Deutschland befreit sich gerade von sich selbst. So unter Deutschen war es ja immer ein bisschen langweilig. Spätestens seit der Romantik war man dazu verdammt, eine veträumte, vergrübelte Nation zu sein. Man hockte im Krähwinkel der Welt und machte sich so allerlei schwere Gedanken über sich selbst. (...) Am besten sind dabei [beim Feiern, d.Red.], wie vermutet, die Kölner [und ich weiß auch, wer besonders, d.Red.]. Als Angola und Portugal müde in Köln kickten, sang die deutsche Ecke begeistert 'Viva Colonia'. Dann stand man auf, klatschte und rief: 'Steht auf, wenn ihr Deutsche seid.' Das ließen sich 10 000 Angolaner nicht zweimal sagen. (...) Nun ist zu klären, ob sie sich damit das Recht auf Einbürgerung erworben haben." (Spiegel 25/2006, S. 76)
Und ich mag auch gerne Wörter wie "Dröhndeutsche" (S. 84) - die nämlich, die über den Italien-Shirt-tragenden Michael "die Wade" Ballack nörgeln. Oder "Totalklinsmannschaft" - die Mannschaft nämlich, die sich ins Achtelfinale fightete.
Ist eben alles gut im Moment. Krieg von dir nie genug.

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