30 April 2008

Ge- und Missbrauch

Wörter und Sprache sind mein Beruf. Deswegen werde ich hellhörig, wo immer darüber gesprochen oder geschrieben wird.
So wie heute auf WDR5. In der Sendung "Scala". Da ging es im Zusammenhang mit dem Inzest-Fall in Österreich um die richtige Wortwahl. Und die Autorin hat Recht, wenn sie darauf pocht, dass "(sexueller) Missbrauch" in dem Zusammenhang fehl am Platz ist. Weil ge-brauchen drin steckt. Die Autorin findet, "dass sich das Wort vom 'Missbrauch' eines Menschen verbietet. Es würde ja heißen, dass ein Mensch, eine Frau in Maßen ge-braucht werden kann." Menschen kann man aber nicht ge-brauchen. Fast ebensowenig geht "misshandeln", aus gleicher Argumentation heraus. Am Schluss des Kommentars wird vorgeschlagen, statt dessen von einem "sexuellen Verbrechen" zu sprechen. "Er hat sie versklavt. So muss das auch gesagt werden."
- Ende des Beitrags. Ich nicke zufrieden und denke: "Ja! Stimmt." -

Und während ich das noch so denke, tönt lustiges Vogelgezwitscher aus dem Radio und eine heitere Stimme setzt die Hörer davon in Kenntnis, dass bald die wunderbare Gartentour 2008 des Senders starte, mit heititei-praktischen Gartentipps und jupdidu-grünen Tricks für Hobbygärtner, *säusel, tirilier, plauder*.

Das, liebe Leute, war aber dann auch die falsche Wort- und Anschluss-Text-Wahl. Ein dezentes Musikstück, wie sie sonst in diesem Programm auch durchaus üblich sind, hätte hier definitiv besser gepasst.

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