Aber auf dem Rückweg. Der Klassiker. Sprit geht langsam zur Neige. Noch auf französischem Staatsgebiet ein Blick auf die Preise der Autobahntankstellen: "Nee, zu teuer." Beschluss: "Ich fahr ab. Valenciennes, das liegt doch direkt neben der Autobahn. Da wird doch was zu machen sein."
Auf den ersten Blick schien ich eine gute Ausfahrt gewählt zu haben. Ein McDonald's, ein Kino-Komplex, ein Supermarkt (natürlich geschlossen, war ja Ostermontag). Aber: Wo ein McDonald's, da meist auch eine Tanke. Nö. Hier nicht. Oder besser: Doch eine Tanke, aber eine solche, die nur dem das oktanhaltige Gebräu ausschenkt, der durch eine geheimnisvolle Karte französischer Banken als Mitglied des elitären Clubs der Automatische-Tankstellen-Benutzen-Dürfer akkreditiert ist. Also weitergekurvt. Durch ein Wohngebiet, in dem ich allen Ernstes überlegte, ob ich nicht aussteigen und eine Mülltonne anzünden soll. Gepasst hätte es in die Gegend. Natürlich keine Tankstelle. "Lange gurkst du nicht mehr rum", denke ich noch so bei mir. "Nur noch diese Straße, bis zum Ende. Da sieht es so aus, als wäre da was." "Was" müsste ja noch nicht mal sein, eine Tankstelle hätte gereicht...
Muss ich erwähnen, dass ich annähernd eine halbe Stunde durch Valenciennes geeiert bin? Möchte jemand eine Stadtrundfahrt? Ich weiß nämlich jetzt bestens Bescheid, wo der Bahnhof (la gare), die Handelskammer (chambre des commerces), die Feuerwehrhauptwache (station des pompiers) und das Rathaus (mairie, derzeit mit Riesenbaustelle verschandelt) sind. Effekt derartiger Ausflüge ist bedauerlicherweise auch, dass mein armes Auto die ganze Wut abbekommt. Bodenwellen werden überfahren, als wenn nichts wär', Blinkersetzen fällt aus wegen Aggressionen, Tempolimits werden missachtet, quasi zur Strafe, weil mich diese elende, tankstellenlose Stadt so genervt hat.
So. Irgendwann doch wieder auf die Autobahn gelangt. Half nichts, jetzt war ich schon fast in Drecks-Belgien. Das war überhaupt das Ärgerlichste an der Affäre: Dass ich jetzt mein Geld belgischen Tankstellenbesitzern in den Saugrüssel werfen müsste. Aber nun. Man will ja ankommen. War mittlerweile schon 20.30 Uhr und noch 400 km zu fahren. Allein.
Kaum über die Grenze, empfangen mich wieder die unseligen Autobahn-Zustände dieses nichtsnutzigen Landes, die Trennfugen haben, wofür in Deutschland eine Tempo-30-Zone (Vorsicht! Bodenwelle!) eingerichtet würde. Es gibt auch Städte, die haben Namen, die würde man seinem ärgsten Feind nicht als Krankheit an den Hals wünschen: Ghlin. Oder Morlinwelz. Oder Hannut. Oder Bierwart. Aber ich schweife ab. Ab auf die Shell-Tanke, gut mit Autos bestückt, weil: Jetzt wollten gerade alle tanken, die aus dem Osterurlaub kamen. Fahre ich an die Säule 10, an der nur ein dusseliger Holländer parkt, der, des Rückwärts-Fahrens nicht mächtig, mich nötigte, noch eine Extra-Schleife zu drehen, damit er wegkonnte. Peanuts. Zapfpistole an den Tank gehalten, Hebel gezogen - nichts. Kein Sprit floss. Noch einmal die Aufschrift an der Säule studiert, die die Inhaber dieser Tankstelle freundlicherweise in vier Sprachen, auch Deutsch, angebracht hatten: "Zwischen 21 und 6 Uhr zahlen Sie bitte vor dem Tanken." Ist ja kein Problem. Ist ja erst 20.40 Uhr. Es tat sich nichts. Schon leicht auf 180 in die Tankstelle reinmarschiert. Natürlich war eine Schlange vor dem Schalter. "Madame, la dix (die Zapfsäule Nummer 10) ne functionne pas!" "Oui. Il faut payer en avant." "Mais ce n'est pas 21 heures!" "Il faut payer en avant tous le jours! La dix, c'est l'autre côté!" Ich: "???" Sach mal, habt ihr sie noch alle? Warum schreibt ihr dann dran, dass man erst um 21 Uhr vorher bezahlen muss, wenn das doch den ganzen Tag gilt? Und was zur Hölle hat es mit den Zahlungsmodalitäten zu tun, auf welcher Seite (die Säulen standen ohnehin alle in einer Reihe, nur dass die 10 die alleräußerste war) die Säule steht? Die Mittanker werden sich ein wenig gewundert haben, dass ich wilde Flüche ausstoßend ("Drecksblödmännerspinnerarschlöcher!") mein Auto betankte.
Muss ich noch erwähnen, dass 95-Oktan-Sprit hier 1,41 Euro (zwei Tage vorher in Lannion: 1.23 Euro) pro Liter kostete? Da muss man sich wehren, finde ich. Der Klo-Beaufsichtiger hat keinen müden Cent von mir gesehen. Trifft den Falschen, ich weiß, aber Rache ist Geizkragen.
(Foto: www.avv.de)
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