17 August 2006

Aslanlar

Mehr als jeder Integrationsbeauftragter, als jedes gut gemeinte Multi-Kulti-Event und als jede "Wir sind alle Ausländer, fast überall"-Kampagne hat für die Völkerverständigung ein Dortmunder namens Ali getan.
Und das kam so. Anfang Juli trieb mich (aus Gründen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll) der Wunsch um, ein T-Shirt des Fußballclubs Galatasaray Istanbul zu besitzen. Wo kauft man derlei? Am ehesten vielleicht noch in der Dortmunder Nordstadt. Also los, shopping tour (ir de compras en Español) in diverse Geschäfte, die ansonsten ihr Geld damit machen, Kekse mit Kokosfüllung, Plastikblumen, silbernglitzernde Dekoartikel und günstigpreisige Elektrogeräte zu verkaufen. "Ein Galatasaray-T-Shirt? Keine Ahnung. Nee, hab ich nicht. Hier in Deutschland? Vielleicht in Düsseldorf, aber... nee. Musst du im Internet versuchen" - so lassen sich die wenig ersprießlichen Auskünfte zusammenfassen.
Letzter Versuch: Ein Bekleidungsgeschäft im Brückstraßenviertel. Ein Verkäuferinnen-Chick und ich. "Habt ihr Galatasaray Istanbul-T-Shirts?" "Waaaaas sollen wir haben?" "Ein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt." "Was soll'n das sein?" "Ein Fußballverein, Mensch!" "Aha. Musst mal Ali fragen. Ali! Komm mal!" "Hi Ali. Weißt du, wo ich ein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt kriegen könnte?" "Schwierig. Aber ich ruf mal ein paar Leute an. Komm in ein paar Tagen wieder."
Ich komme also in ein paar Tagen wieder. "Nein, nichts zu machen. Aber: Ich fahre am 14. Juli in die Türkei. Ich bring dir eins mit. Am 4. August bin ich wieder hier." "Okay. Am 14. August bin ich wieder hier. Ich komm vorbei."
14. August. Ich betrete Alis Bekleidungsgeschäft. Verkäuferinnen-Chick: "Aaaaah! Da ist die mit dem T-Shirt! Ali!" Auftritt Ali. Ali zieht eine Tüte hervor. Darin - siehe oben - mein Galatasaray-Istanbul-T-Shirt!! Ich hätt's ja bis zum Schluss nicht zu glauben gewagt, aber: Ein Mann, ein Türke, ein Wort. 80 Millionen türkische Lire hat's gekostet und Ali zeigt mir dreimal, dass das Ding auch original ist. Mit Sicherheitsetikett. Und die Quittung, "die hatten wir doch auch irgendwo?", sagt Ali zum Chick. Sie kramt in diversen Taschen. "Ey, das T-Shirt hat uns den halben Urlaub gekostet, weißt du das?", sagt sie grinsend zu mir. "Waren erst in Antalya, da gab's das nicht, dann in Istanbul, dann noch mal..." Die Quittung findet sich nicht. "Lass gut sein, Ali, ich zahl alles was du sagst. Komm, rechne um!" "Nee, warte, ich rufe meine Kumpel an, in der Türkei und frage nach."
Am Ende wird doch per Taschenrechner grob ein Preis kalkuliert, ich lege noch was drauf - Kerosinzuschlag - und bin danach die wohl einzige Dortmunderin mit einem waschechten Galatasaray-Istanbul-T-Shirt.

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