Da bin ich nun also in Barcelona; angekommen in der Stadt, die ich in den kommenden drei Wochen erstens kennen lernen und deren Bewohner ich verstehen koennen will. Und zwar verstehen im wahrsten Sinne des Wortes: Spanisch lernen will ich hier. “Bienvenido a Barcelona”, hat der Flugkapitaen gesagt, als wir aufsetzten; das heisst wohl: willkommen in der katalanischen Hauptstadt. Kaum angekommen, stelle ich fest, dass meine Annahme, die Hitzewelle in Deutschland haette mich irgendwie vorbereitet oder abgehaertet gegen spanische Sommer-Zustaende, falsch war. Auch die Tatsache, dass in meiner Vierter-Stock-Wohnung in Dortmund jeweils noch 20 Grad auf die Aussen-Tageshoechsttemperatur aufzuschlagen war, hilft mir jetzt hier, in der Millionenstadt Barcelona, rein gar nichts. Aber wer vorher gross rumtoent, es koenne ihm nicht heiss genug sein, der haelt jetzt eben schoen die Klappe und fuegt sich drein, dass das Zimmer in der Residencia - meine Unterkunft ist ein Studentenwohnheim direkt neben Universitaet Barcelona - kein Fenster hat. Richtig gelesen, kein Fenster. Okay, es gibt ein Fenster, aber das verdient den Namen nicht, denn es oeffnet sich zum Aufzugsschacht hin. Na klasse. Ich taufe die zweieinhalb-mal-eineinhalb-Meter-Butze gleich “Verschlag”, komme mir wie ein Huhn vor und beschliesse, hier nicht mehr zu tun als zu schlafen. Auch das ein ziemlich optimistischer Plan, denn ob es hier Tag oder Nacht ist, das merkt man hoechstens an der Helligkeit - das Thermometer sieht jedenfalls nicht ein, die Quecksilbersaeule einmal unter die Zahl 30 sinken zu lassen, um anzudeuten “jetzt ist Nacht”. Spontan denke ich “das kann ja heiter werden”, bremse diesen Gedanken aber auf der Stelle wieder, denn es ist mir eigentlich schon heiter genug. Also schaue ich mir mal meine Sprachschule gleich um die Ecke an. Die versoehnt mich sofort wieder: Ich sehe Ventilatoren, ich sehe Klimaanlagen, ich sehe Menschen, die keine Schweissperlen auf der Stirn haben und die nicht mit einem verschwitzt-erhitzt-lethargischen Blick in die spanische Weltgeschichte gucken. Ich sehe helle Moebel, moderne Computer, freundliche Gesichter der Lehrer, einen lauschigen, ueber und ueber gruenen Garten mit einladenden Holz-Sitzgelegenheiten. Okay, angesichts dieses Schmuckkaestchens bin ich versoehnt mit dem Verschlag. Hier komm ich morgen gerne hin und starte das Unterfangen Spanisch-Sprachkurs.
Drei Reisefuehrer habe ich im Gepaeck und zig gute Ratschlaege von Freunden, Vaetern und Verwandten: “Du musst in den Parc Guell!” “Iss Tapas, wenn du in Barcelona bist!” “Auf keinen Fall die Sagrada Familia verpassen!”
Ja ja. Ist ja gut. Heute aber lasse ich mich erst nur ueber die Ramblas treiben - so heisst der 1,5 km lange Boulevard, der sich mitten durch die katalanische Hauptstadt zieht.
“Auf dieser Strecke schlaegt der Puls der Stadt”, belehrt mich mein Reisefuehrer. Hat der eine Ahnung. Hier schlaegt naemlich dieser Tage vor allem das Herz der Kaufleute und Ladenbesitzer hoeher: “Rebaixes” lese ich ich dicken, fetten, schwarzen Buchstaben und in kreischend-roten Lettern; “Rebaixes” blinkt es bunt aus Schaufenstern, winkt es mich, verziert mit Prozentzeichen, hinein ins Shopping-Vergnuegen. “Rebaixes”, das habe ich, bevor die erste Sprachkurs-Stunde begonnen hat, schon gelernt, heisst Schlussverkauf. Und es ist das Hauptvergnuegen der einkaufslustigen Barcelonesen im Juli und August. Da lass ich mich nicht lange bitten; schon bin ich ganz Barcelonesin und schon in der Umkleidekabine der naechstbesten Boutique verschwunden. 30 Euro weniger fuer diese coole Jeans - die muss ich anprobieren. Und Spaghetti-Traeger-Tops, davon brauche ich bei diesem Wetter ohnehin noch mehr, als ich eingepackt habe. - Ich melde mich dann spaeter wieder, wenn mein Konto leer ist oder sie mich aus dem letzten Kaufhaus geworfen haben!
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