Wenn der BVB meint, in seine Saison-Vorbereitung ein Spiel gegen Juventus Turin einbauen zu wollen, schließen sie mein Haus- und Hof-Freibad - das Volksbad.
"Ach, gehe ich mal nach Wellinghofen - das wollte ich mir immer mal angucken", dachte ich so bei mir.
Schönes Bad! Sehr ländlich, sehr gemütlich, liebenswert altmodisch.
Irgendwann hatte heute das (Sonnen-)Baden aber ein Ende. Fette Gewitterwolken zogen heran. Regen fing an herunterzuplätschern. Nicht so außergewöhnlich. Aber irgendwie... Es hörte gar nicht mehr auf. Der Himmel stand mittlerweile auf "Weltuntergang". "Ach, jetzt lauf ich einfach los, zack, aufs Rad und schnell nach Haus" - so der Plan. Der aber schon nach 100 Metern und auf Höhe des Freibad-Kioskes mit überdachter Besucher-Terrasse umgeworfen wurde. "Warte ich halt hier ab." - Schließlich hatte ich zwei neue Reiseführer gekauft und auch im Bade-Gepäck. Es regnete. Regnete. Hagelte. Stürmte. Blitzte. Donnerte. Regnete weiter.
Plötzlich: Wassereinbruch! Von der Hinterseite des Kioskgebäudes drang Wasser durch eine Tür! Wasser, Wasser, immer mehr. Mehr als genug: Die Besitzerin schnappte sich einen Wischer, während die Gäste unter dem Dach ausharrten. Das sah ich mir eine Weile an. Aber: Das Wasser wurde immer mehr, die Frau wischte gegen Windmühlenflügel, mir wurde immer kälter. Also: Auf, auf. Einen Schrubber geschnappt.
Das machten glücklicherweise dann nach und nach (fast) alle anderen Kiosk-Besucher nach - überwiegend übrigens eine Bande von "die Jugend von heute". So wischten und flitschten und schaufelten und schippten und fegten wir das Wasser hinfort.
Als wir wieder aufschauten, war nichts mehr wie zuvor. Da, wo vor einer Stunde noch das Schwimmerbecken war, hatte sich jetzt das Chlorwasser mit dem Wasser, was von den umliegenden Wiesen und Äckern in die Freibadsenke strömte, und dem, was aus den Gullis quoll, in eine riesige Seenfläche verwandelt. Darin schwammen Gießkannen, Mülltonnen, runtergekommene Äste, Moder, Dreck, Schlamm.
Tja. Das Freibad Wellinghofen wird wohl diesen Sommer nicht mehr so gut benutzt werden können, schätze ich.
Der BVB sagte angesichts der Umstände das Turin-Spiel ab.
26 Juli 2008
25 Juli 2008
Denn sie wissen nicht, was sie sagen
Heute Abend auf dem Parkstreifen vor meiner Haustür. Eine Frau, etwa so alt wie ich, steht an ihrem Auto und frickelt neue Scheibenwischer in die Scheibenwischerhalterung.
Geht ein etwa mittelalter Mann vorbei und sagt: "Ooouuuh! Das wird schwer! Das krieg ich ja kaum hin!"
Ich guck sie an.
Sie guckt mich an.
Sag ich ihm hinterher: "Äh - Entschuldigung, aber: Das muss nichts heißen."
Oder???!!
Geht ein etwa mittelalter Mann vorbei und sagt: "Ooouuuh! Das wird schwer! Das krieg ich ja kaum hin!"
Ich guck sie an.
Sie guckt mich an.
Sag ich ihm hinterher: "Äh - Entschuldigung, aber: Das muss nichts heißen."
Oder???!!
21 Juli 2008
Am Montag danach
Jetzt ist sie wirklich wieder weg, die Loveparade. Zeit für eine Nachlese.
Mein liebstes Zitat: "Aus dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen der B1 ist ein Braunstreifen geworden."
Häufigste Frage am Samstag in der Innenstadt: "Wo geht's denn hier zur B1?" (Zweithäufigste: "Und wie weit ist das noch?" Dritthäufigste: "Was? So weit?")
Größter Erfolg der Parade: das Glasverbot! Nur 82 Schnittverletzungen (2007 in Essen: 900)
Häufigste Verletzungen laut AG Sanitätsdienste: blaue Flecken (wegen: ausgerutscht im Schlamm)
kurioseste Verletzung: eine Raverin biss einen Polizisten
lustigste Äußerung: Dortmunds Stadtdirektor Ulrich Sierau sagte nach dem loveparadebedingten Ansturm auf den Bahnhof, es sei doch eigentlich schade, dass die 1,6 Mio. Besucher den Bahnhof hätten stehen lassen: Eine weitere Chance, die Bahn AG endlich zum Bau eines neuen Bahnhofs zu bewegen, sei vertan.
Mein liebstes Zitat: "Aus dem Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen der B1 ist ein Braunstreifen geworden."
Häufigste Frage am Samstag in der Innenstadt: "Wo geht's denn hier zur B1?" (Zweithäufigste: "Und wie weit ist das noch?" Dritthäufigste: "Was? So weit?")
Größter Erfolg der Parade: das Glasverbot! Nur 82 Schnittverletzungen (2007 in Essen: 900)
Häufigste Verletzungen laut AG Sanitätsdienste: blaue Flecken (wegen: ausgerutscht im Schlamm)
kurioseste Verletzung: eine Raverin biss einen Polizisten
lustigste Äußerung: Dortmunds Stadtdirektor Ulrich Sierau sagte nach dem loveparadebedingten Ansturm auf den Bahnhof, es sei doch eigentlich schade, dass die 1,6 Mio. Besucher den Bahnhof hätten stehen lassen: Eine weitere Chance, die Bahn AG endlich zum Bau eines neuen Bahnhofs zu bewegen, sei vertan.
20 Juli 2008
Und was bleibt?
Was ich in den nächsten Tagen und Wochen nicht mehr sehen will: In die Gegend pissende Männer. Mit Dreck eins gewordene Flaschen. Hotpants.
Was ich nicht mehr riechen will: Gras.
Nicht mehr hören: "Löööö-lö-lö-lö-lööööö-lööööö!" (="Seven Nation Army" von den White Stripes). Hubschrauberknattern (ununterbrochen seit 12 Uhr mittags). Tatütata (ununterbrochen zwischen 14 und 1.30 Uhr, danach immer wieder sporadisch).
Augenblicke, die ich nicht missen möchte: Auf der B1 bis zur Schnettgerbrücke laufen können. Zwei Jungs aus Menden unter den Regenschirm nehmen, als der Riesenguss um Viertel nach vier runterkam. Mousse T. sehen - in dem Moment, als er 20 Zentimeter neben mir vorbeigeschoben wird. Der Anblick des "Safe Guards", der gegen 0.10 Uhr seelenruhig einen Apfel isst und über die Massen (immer noch!) schaut. Die wackeren Jungs von der EDG, die die unfassbaren Dreck-Mengen aufsammeln. Die Frage meiner Freundin G., nachdem wir uns stundenlang durch Matsch und Meute gekämpft hatten: "Aber - so einen richtigen Sinn hat das Ding nicht, oder?"
Fazit: Man muss sich nicht mit der Loveparade identifizieren, wirklich nicht. Aber mal dabei gewesen zu sein, lohnt auf jeden Fall. Nicht, um mitreden zu können. Sondern wegen der Masse an Eindrücken.
Was ich nicht mehr riechen will: Gras.
Nicht mehr hören: "Löööö-lö-lö-lö-lööööö-lööööö!" (="Seven Nation Army" von den White Stripes). Hubschrauberknattern (ununterbrochen seit 12 Uhr mittags). Tatütata (ununterbrochen zwischen 14 und 1.30 Uhr, danach immer wieder sporadisch).
Augenblicke, die ich nicht missen möchte: Auf der B1 bis zur Schnettgerbrücke laufen können. Zwei Jungs aus Menden unter den Regenschirm nehmen, als der Riesenguss um Viertel nach vier runterkam. Mousse T. sehen - in dem Moment, als er 20 Zentimeter neben mir vorbeigeschoben wird. Der Anblick des "Safe Guards", der gegen 0.10 Uhr seelenruhig einen Apfel isst und über die Massen (immer noch!) schaut. Die wackeren Jungs von der EDG, die die unfassbaren Dreck-Mengen aufsammeln. Die Frage meiner Freundin G., nachdem wir uns stundenlang durch Matsch und Meute gekämpft hatten: "Aber - so einen richtigen Sinn hat das Ding nicht, oder?"
Fazit: Man muss sich nicht mit der Loveparade identifizieren, wirklich nicht. Aber mal dabei gewesen zu sein, lohnt auf jeden Fall. Nicht, um mitreden zu können. Sondern wegen der Masse an Eindrücken.
19 Juli 2008
Ein Beat. Ein Ruhrgebiet.
Die Loveparade in Bildern...
...mmz-mmz-mmz!
So viel nacktes Fleisch...
... und manches will man gar nicht sehen. Vor allem Männer snid manchmal so schmerzfrei, was das Zeigen ihrer Haut angeht... Bitte packt die Plauzen ein.
Coole Floats....
... und: wo Licht ist, ist auch Schatten.
Die linke Lady und die vierte Person von links hatten nur aufgeschminkte Tops an...
Da war's noch trocken.
Lustige Leute laufen hier rum... hihi!
Da wird man ja ganz irre.
...mmz-mmz-mmz!
So viel nacktes Fleisch...
... und manches will man gar nicht sehen. Vor allem Männer snid manchmal so schmerzfrei, was das Zeigen ihrer Haut angeht... Bitte packt die Plauzen ein.
Coole Floats....
... und: wo Licht ist, ist auch Schatten.
Die linke Lady und die vierte Person von links hatten nur aufgeschminkte Tops an...
Da war's noch trocken.
Lustige Leute laufen hier rum... hihi!
Da wird man ja ganz irre.
Live dabei
Jetzt öffnen sie gerade die Tore zum Abschlusskundgebungs-Areal, sehe ich in der Webcam-Übertragung direkt von den Westfalenhallen. Und selbst der schlechte Notebook-Lautsprecher lässt hören: Die machen ganz schön Lärm mit ihren Trillerpfeifen.
Ich komm gleich auch. Aber den Schauer warte ich noch ab.
Ich komm gleich auch. Aber den Schauer warte ich noch ab.
Noch 0,5 Stunden
Uiuiui! Jetzt geht's lo-hos! Heute morgen um 10 Uhr noch: Mehr Polizeiwagen als Raver auf den Straßen. Immer noch Ungläubigkeit, dass das tatsächlich so viele Leute werden sollen.
Jetzt: Hubschrauber kreisen über der Stadt. Meine Nachbarn fahren ängstlich ihre Autos weg, in sicherere Gefilde. Ich nicht.
Der Markt ist heute ausgedünnt wie von einem Hurrikan erfasst. Nur ein paar Unentwegte bieten Sonnenblumen und Kartoffeln feil.
Die Stadt ist vollgestopft mit Liebes-Jüngern. Überall schrillen Trillerpfeifen, kein Durchkommen .
Der Wall wird gesperrt, zu viele Menschen. Jetzt geht hier wirklich langsam gar nichts mehr.
Außer ich. Ich geh jetzt los, Richtung B1 - Richtung Highway of Love. Moby, Fedde le Grand, Phil Fuldner - ich komme!
Jetzt: Hubschrauber kreisen über der Stadt. Meine Nachbarn fahren ängstlich ihre Autos weg, in sicherere Gefilde. Ich nicht.
Der Markt ist heute ausgedünnt wie von einem Hurrikan erfasst. Nur ein paar Unentwegte bieten Sonnenblumen und Kartoffeln feil.
Die Stadt ist vollgestopft mit Liebes-Jüngern. Überall schrillen Trillerpfeifen, kein Durchkommen .
Der Wall wird gesperrt, zu viele Menschen. Jetzt geht hier wirklich langsam gar nichts mehr.
Außer ich. Ich geh jetzt los, Richtung B1 - Richtung Highway of Love. Moby, Fedde le Grand, Phil Fuldner - ich komme!
18 Juli 2008
Noch 14,5 Stunden
Dortmund vor der Loveparade: Spannung liegt in der Luft.
Die Aral-Tankstelle an der Lindemannstraße kurz vor dem Knick zur B1 hüllt ihre Zapfsäulen in Plastikfolie und Flatterband und stellt die Spritpreis-Anzeigetafel auf 999,9 Euro.
Am Volksbad, wo am Sonntag die Chill-out-Party "Circle of Love" stattfindet, hält ein Transporter mit der Aufschrift "Bey Beer - Beyoglu inside" (Werbeslogan: "Das deutsche Bier mit türkischer Seele") - passend zum Float Nr. 36: "Turkish Delights", Bookingagentur und Label aus Istanbul.
Und um Punkt 21 Uhr hatten die Männer an der Auffahrt zur B1 die Hände an den Pylonen und Warnbarken - fortan ist sie gesperrt. Bis Sonntagmorgen.
Ich glaube nicht, dass die Stadt jemals so voll mit Bier war wie an diesem Wochenende. Kopfschüttelnd die Verkäuferin heute Nachmittag im Taschengeschäft: "Noch einer!" (angesichts eines Bierwagens, der vor ihrem Geschäft angekarrt wurde).
Auch vor den Westfalenhallen hat sich zu dem Dorf aus Toilettenhäuschen (1250 an der Zahl) eine Karawane von Kühl-Lkw gesellt. Sieht aus wie ein Rastplatz an der A7 sonntags kurz vor 22 Uhr...
Überhaupt: Es regnet, und trotzdem sind Menschenmassen unterwegs! Pre-Parade-Tourism...
Die Aral-Tankstelle an der Lindemannstraße kurz vor dem Knick zur B1 hüllt ihre Zapfsäulen in Plastikfolie und Flatterband und stellt die Spritpreis-Anzeigetafel auf 999,9 Euro.
Am Volksbad, wo am Sonntag die Chill-out-Party "Circle of Love" stattfindet, hält ein Transporter mit der Aufschrift "Bey Beer - Beyoglu inside" (Werbeslogan: "Das deutsche Bier mit türkischer Seele") - passend zum Float Nr. 36: "Turkish Delights", Bookingagentur und Label aus Istanbul.
Und um Punkt 21 Uhr hatten die Männer an der Auffahrt zur B1 die Hände an den Pylonen und Warnbarken - fortan ist sie gesperrt. Bis Sonntagmorgen.
Ich glaube nicht, dass die Stadt jemals so voll mit Bier war wie an diesem Wochenende. Kopfschüttelnd die Verkäuferin heute Nachmittag im Taschengeschäft: "Noch einer!" (angesichts eines Bierwagens, der vor ihrem Geschäft angekarrt wurde).
Auch vor den Westfalenhallen hat sich zu dem Dorf aus Toilettenhäuschen (1250 an der Zahl) eine Karawane von Kühl-Lkw gesellt. Sieht aus wie ein Rastplatz an der A7 sonntags kurz vor 22 Uhr...
Überhaupt: Es regnet, und trotzdem sind Menschenmassen unterwegs! Pre-Parade-Tourism...
17 Juli 2008
Eine Hausfrau hat das im Gefühl
Und den Titel für den Mann, der mir an diesem Tag am sympathischsten war, geht heute an - meinen Autohändler!
Zitat: "Das hast du schon ganz richtig gedeutet!"
(Nachdem ich vorgefahren war und meine Vermutung geäußert hatte, dass der Grund für das seltsame Knacken und Rattern unter der Motorhaube, das er bitte mal in Augenschein nehmen möge, sich nicht mehr korrekt schließende Umluft-Lüftungsschlitze sind.)
Ha! Germany's Next Automechanikerin!
Zitat: "Das hast du schon ganz richtig gedeutet!"
(Nachdem ich vorgefahren war und meine Vermutung geäußert hatte, dass der Grund für das seltsame Knacken und Rattern unter der Motorhaube, das er bitte mal in Augenschein nehmen möge, sich nicht mehr korrekt schließende Umluft-Lüftungsschlitze sind.)
Ha! Germany's Next Automechanikerin!
Sturmfrei
Super, wenn Eltern im Urlaub sind.
Kann man nämlich heimlich ;-) deren Post filzen.
Und die zwei Strafmandate, die man sich - peinlicherweise auch auch noch am gleichen Tag *schäm* - eingefangen hat, rausfischen, ohne dass sie es merken :-)
Weitere Effekte der Eltern-Abwesenheit: Rausgefunden, dass deren Leergut 8,84 Euro wert ist.
Außerdem: Wenn man ihr Altglas zum Container bringt, sollte man möglichst versuchen, unentdeckt zu bleiben. Beobachter könnten sonst denken, man sei die Tochter von Säufern.
Kann man nämlich heimlich ;-) deren Post filzen.
Und die zwei Strafmandate, die man sich - peinlicherweise auch auch noch am gleichen Tag *schäm* - eingefangen hat, rausfischen, ohne dass sie es merken :-)
Weitere Effekte der Eltern-Abwesenheit: Rausgefunden, dass deren Leergut 8,84 Euro wert ist.
Außerdem: Wenn man ihr Altglas zum Container bringt, sollte man möglichst versuchen, unentdeckt zu bleiben. Beobachter könnten sonst denken, man sei die Tochter von Säufern.
15 Juli 2008
Vereinstümelei
Neulich bei der Mitgliederversammlung einer Ortsgruppe der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Wie alle vier Jahre findet hier heute wieder eine Vorstandswahl statt. Wie aber noch nie in den letzten 20 Jahren - so lange ist der amtierende Vorsitzende im Dienst - soll diese diesmal auf Wunsch zweier Mitglieder geheim stattfinden.
Kein Problem für den Vorsitzenden; er hat sich das schon gedacht, dass diesmal jemand auf geheime Wahl besteht und entsprechende Zettelchen für alle Wahlgänge mitgebracht. Bei seiner Wahl wird also zunächt eine Wahlkommission (drei Leute) gewählt. Die teilt dann je einen Zettel aus. Auf diesen, so erklärt der Vorsitzende, ist nun "ja" oder "nein" zu schreiben; für oder gegen den vorgeschlagenen Kandidaten. Im Falle des Vorsitzende soll der Amtsinhaber, so schlägt die Versammlung vor, wiedergewählt werden.
Die Anwesenden kramen nach Stiften, schreiben "ja" oder "nein" auf ihre Zettel. Dann sammelt die Wahlkommission die Wahlzettel mit Hilfe einer Wahlurne (=Schuhkarton) wieder ein. Die Auszählung beginnt.
Ergebnis: 20 abgegebene Stimmen, davon 20 gültig - es hat also niemand hat aus Versehen eine Micky Maus auf seinen Wahlzettel gemalt -; 18 für und 2 gegen den Amtierenden. Wiederwahl geglückt!
Jetzt sein Stellvertreter.
Einziger Vorschlag: Der stadtbekannte türkischstämmige Bergmann, gleichzeitig der inoffizielle Integrationsbeauftragte, Dolmetscher für sämtliche Hodschas der Stadt und Vermittler der Partnerschaft mit einer türkischen Gemeinde, vermutlich auch Ehrenmordverhinderer und Hürriyet-Abonnent. Man kennt sein sympathisches Lächeln, er begrüßt jeden in der Stadt mit einem freundlichen "Hallo, Landsmann!"
Wieder werden Wahlzettel durch die Wahlkommission ausgeteilt, wieder wird nach Stiften gekramt, "ja" und "nein" aufnotiert, die Zettel werden schließlich eingesammelt, ausgezählt. Ergebnis: 20 abgegebene Stimmen, davon 20 gültig. 8 "ja", 8 "nein",zwei vier Enthaltungen.
Oha.
Der Vorsitzende kramt seine Vereinsrechtsfibel hervor und verliest: "Bei Stimmengleichheit
(Stimmgleichheit? Aber wir haben doch nur einen Kandidaten?) wird ein zweiter Wahlgang mit den beiden Kandidaten, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten, durchgeführt. Wird auch hier keine absolute Mehrheit erzielt, entscheidet das Los."
Also, meine Herren...!
"Moment!", meldet sich da einer der Anwesenden zu Wort. "Wir sollen da jetzt irgendeinen wählen - kann der sich nich ma vorstelln?" (Stimmt nicht ganz: Ihr habt da jetzt gerade einen gewählt bzw. nicht gewählt. Ohne eine Vorstellung von dem Mann.)
Klar kann er. Er steht auf, sagt seinen Namen, bereit, mit Familienstand, Lieblingsfarbe, Sockengröße, Automarke, Durchschnittsverdienst, Leibspeise und Kinderzahl fortzufahren, aber:
Jäh wird er ausgebremst: Aufstehen, Namen sagen, wieder hinsetzen - das muss reichen als Vorstellung.
Dann weiter: Wahlzettel, "ja" oder "nein", einsammeln, auszählen. (Mittlerweile hat ein türkischstämmiges Mitglied den Raum verlassen; Annahme: musste zum Freitagsgebet.) Ergebnis: 12 "ja", 6 "nein", 1 Enthaltung.
Der damit gewählte Stellvertreter wischt sich leise den Schweiß von der Stirn.
Neben mir erzählt einer, der das ganze Wahlprocedere immer wieder stumm mit Kopfschütteln kommentiert hat, während einer neuerlichen Wahlzettelausteilphase von seinem Urlaub neulich in Polen. "Und, hasse dein Auto noch?", fragt ihn einer und lacht sich annähernd scheckig.
Ach ja. Stimmt ja. Alle Polen klauen Autos.
Und wählen tun wir nur den, der sich uns wenigstens mal anständig vorgestellt hat. Frei nach dem Motto: "Sach erstmal anständig 'Grüß' Gott'!"
Kein Problem für den Vorsitzenden; er hat sich das schon gedacht, dass diesmal jemand auf geheime Wahl besteht und entsprechende Zettelchen für alle Wahlgänge mitgebracht. Bei seiner Wahl wird also zunächt eine Wahlkommission (drei Leute) gewählt. Die teilt dann je einen Zettel aus. Auf diesen, so erklärt der Vorsitzende, ist nun "ja" oder "nein" zu schreiben; für oder gegen den vorgeschlagenen Kandidaten. Im Falle des Vorsitzende soll der Amtsinhaber, so schlägt die Versammlung vor, wiedergewählt werden.
Die Anwesenden kramen nach Stiften, schreiben "ja" oder "nein" auf ihre Zettel. Dann sammelt die Wahlkommission die Wahlzettel mit Hilfe einer Wahlurne (=Schuhkarton) wieder ein. Die Auszählung beginnt.
Ergebnis: 20 abgegebene Stimmen, davon 20 gültig - es hat also niemand hat aus Versehen eine Micky Maus auf seinen Wahlzettel gemalt -; 18 für und 2 gegen den Amtierenden. Wiederwahl geglückt!
Jetzt sein Stellvertreter.
Einziger Vorschlag: Der stadtbekannte türkischstämmige Bergmann, gleichzeitig der inoffizielle Integrationsbeauftragte, Dolmetscher für sämtliche Hodschas der Stadt und Vermittler der Partnerschaft mit einer türkischen Gemeinde, vermutlich auch Ehrenmordverhinderer und Hürriyet-Abonnent. Man kennt sein sympathisches Lächeln, er begrüßt jeden in der Stadt mit einem freundlichen "Hallo, Landsmann!"
Wieder werden Wahlzettel durch die Wahlkommission ausgeteilt, wieder wird nach Stiften gekramt, "ja" und "nein" aufnotiert, die Zettel werden schließlich eingesammelt, ausgezählt. Ergebnis: 20 abgegebene Stimmen, davon 20 gültig. 8 "ja", 8 "nein",
Oha.
Der Vorsitzende kramt seine Vereinsrechtsfibel hervor und verliest: "Bei Stimmengleichheit
(Stimmgleichheit? Aber wir haben doch nur einen Kandidaten?) wird ein zweiter Wahlgang mit den beiden Kandidaten, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten, durchgeführt. Wird auch hier keine absolute Mehrheit erzielt, entscheidet das Los."
Also, meine Herren...!
"Moment!", meldet sich da einer der Anwesenden zu Wort. "Wir sollen da jetzt irgendeinen wählen - kann der sich nich ma vorstelln?" (Stimmt nicht ganz: Ihr habt da jetzt gerade einen gewählt bzw. nicht gewählt. Ohne eine Vorstellung von dem Mann.)
Klar kann er. Er steht auf, sagt seinen Namen, bereit, mit Familienstand, Lieblingsfarbe, Sockengröße, Automarke, Durchschnittsverdienst, Leibspeise und Kinderzahl fortzufahren, aber:
Jäh wird er ausgebremst: Aufstehen, Namen sagen, wieder hinsetzen - das muss reichen als Vorstellung.
Dann weiter: Wahlzettel, "ja" oder "nein", einsammeln, auszählen. (Mittlerweile hat ein türkischstämmiges Mitglied den Raum verlassen; Annahme: musste zum Freitagsgebet.) Ergebnis: 12 "ja", 6 "nein", 1 Enthaltung.
Der damit gewählte Stellvertreter wischt sich leise den Schweiß von der Stirn.
Neben mir erzählt einer, der das ganze Wahlprocedere immer wieder stumm mit Kopfschütteln kommentiert hat, während einer neuerlichen Wahlzettelausteilphase von seinem Urlaub neulich in Polen. "Und, hasse dein Auto noch?", fragt ihn einer und lacht sich annähernd scheckig.
Ach ja. Stimmt ja. Alle Polen klauen Autos.
Und wählen tun wir nur den, der sich uns wenigstens mal anständig vorgestellt hat. Frei nach dem Motto: "Sach erstmal anständig 'Grüß' Gott'!"
05 Juli 2008
Im Volksbad
Im Sommer ist es im Freibad am schönsten. Punktum.
Es ist warm, es ist Wasser und es ist Sonne.
Und: Es sind Leute um einen herum. Machste nichts dran. Im Folgenden sei eine Konversation zwischen zwei Mit-Freibad-Besuchern wiedergegeben.
(A und B sind beide Ende 30/Anfang 40, beide fitnessstudiogestählt und sonnengebräunt.)
A: Hast gehört, C hat jetzt mit seiner Freundin Schluss.
B: Mit welcher?
A und B lachen.
B: Ist doch wahr, der hat doch 100 pro Jahr. Der ändert seine Meinung über Frauen doch täglich.
A: Stimmt. Obwohl. Früher war ich auch so. Da hab ich manchmal minütlich meine Meinung über Frauen geändert.
A und B lachen.
A: Ich weiß noch, da war ich mal mit einer in Bergen aan Zee, in Holland, weißte?! Kamen wir zurück und ich bring die gerade nach Hause, da ruft mich ne andere an, die hatte ich in der Disco die Woche vorher kennen gelernt. Hab ich aber abgewürgt. Und da bin ich gerade zu Hause, da ruft die, mit der ich in Holland war, an und sagt, 'nee, war doch nicht so wie ich mir das vorgestellt habe und so'. Jau, ich aufgelegt, und direkt wieder die ausser Disco angerufen.
A und B lachen.
B: Jo, dat kenn ich. Ich war dammals mitte Frauen immer auf Formentera. Bestimmt mit fünf verschiedene war ich da.
A und B lachen.
A legt sich hin und sonnt sich. B nimmt eine Zeitschrift und liest.
B: Sag mal, kennst du das Wort 'rigide'? Kommt hier gerade in einem Artikel vor. Was bedeutet das noch mal?
A: Rigide... Ja, kenn ich, äh... aber was das bedeutet... Mmh. Ich weiß das eigentlich aber.
B: Ja, ich hab das auch schon mal gelesen. Aber mir fällt das auch jetzt gerade nicht ein...
A und B schweigen.
B: Kerl, dat ärgert mich jetzt, dass ich das nicht weiß.
Ich lache. Still. In mich hinein. Weil: Ich weiß, was 'rigide' bedeutet. Allgemeinbildung, oder?
Es ist warm, es ist Wasser und es ist Sonne.
Und: Es sind Leute um einen herum. Machste nichts dran. Im Folgenden sei eine Konversation zwischen zwei Mit-Freibad-Besuchern wiedergegeben.
(A und B sind beide Ende 30/Anfang 40, beide fitnessstudiogestählt und sonnengebräunt.)
A: Hast gehört, C hat jetzt mit seiner Freundin Schluss.
B: Mit welcher?
A und B lachen.
B: Ist doch wahr, der hat doch 100 pro Jahr. Der ändert seine Meinung über Frauen doch täglich.
A: Stimmt. Obwohl. Früher war ich auch so. Da hab ich manchmal minütlich meine Meinung über Frauen geändert.
A und B lachen.
A: Ich weiß noch, da war ich mal mit einer in Bergen aan Zee, in Holland, weißte?! Kamen wir zurück und ich bring die gerade nach Hause, da ruft mich ne andere an, die hatte ich in der Disco die Woche vorher kennen gelernt. Hab ich aber abgewürgt. Und da bin ich gerade zu Hause, da ruft die, mit der ich in Holland war, an und sagt, 'nee, war doch nicht so wie ich mir das vorgestellt habe und so'. Jau, ich aufgelegt, und direkt wieder die ausser Disco angerufen.
A und B lachen.
B: Jo, dat kenn ich. Ich war dammals mitte Frauen immer auf Formentera. Bestimmt mit fünf verschiedene war ich da.
A und B lachen.
A legt sich hin und sonnt sich. B nimmt eine Zeitschrift und liest.
B: Sag mal, kennst du das Wort 'rigide'? Kommt hier gerade in einem Artikel vor. Was bedeutet das noch mal?
A: Rigide... Ja, kenn ich, äh... aber was das bedeutet... Mmh. Ich weiß das eigentlich aber.
B: Ja, ich hab das auch schon mal gelesen. Aber mir fällt das auch jetzt gerade nicht ein...
A und B schweigen.
B: Kerl, dat ärgert mich jetzt, dass ich das nicht weiß.
Ich lache. Still. In mich hinein. Weil: Ich weiß, was 'rigide' bedeutet. Allgemeinbildung, oder?
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