26 Oktober 2008

Schlafdefizit?

Selbst wenn man sich 1A imstande sieht, einen Sonntagsdienst zu schieben, im Schwimmbad 60 25-Meter-Bahnen ohne Wimpernzucken und Chlorschlucken zu ziehen und nachher noch eine Kaffee-Verabredung zu absolvieren, muss man wohl doch eingestehen, MÜDE zu sein, wenn man beim Aufs-Sofa-Setzen sich so dumm anstellt, dass man beinahe mit dem Kopf auf den (kniehohen) Couch-Tisch fällt.
Hihi!

18 Oktober 2008

Indien und kein Ende

Noch leicht benommen falle ich den Supermarkt um die Ecke ein - und muss direkt fast in Tränen ausbrechen, als ich am "Küche ferner Länder"-Regal vorbeikomme und eine Backmischung "Naan und Chapati" entdecke.
Gleichzeitig das Gefühl: Was ist das für eine verrückte deutsche Welt, in der man zeitgleich Erdbeeren und Mandarinen kaufen kann und so viele Schokoladensorten im Angebot sind, dass man an jedem Tag im Jahr eine andere ausprobieren könnte, und warum zur Hölle gibt es im Kühlregal Convenience-Food-Packungen, die eine vorgegarte Backkartoffel, eine Portion Kräuterquark und eine Plastikgabel beinhalten - können wir denn nix mehr selbst? Und warum kann man jetzt noch Schoko-Maikäfer kaufen?
Seltsame Supermarktwelt.

Nachwirkungen aus Indien

Eine meiner Lieblingsbemerkungen meiner Lieblingsreisefreundin (direkt nach "Hab' ich meinen Impfpass?") war übrigens diese hier: "Oh. Das kommt nicht von der Klimaanlage!" (als wir am Flughafen Frankfurt erstmals mit der deutschen, kalten Herbstluft konfrontiert werden)

17 Oktober 2008

Nach Indien

In Delhi war es drei- bis fünfmal so warm wie hier, aber dass die das sogar auf die Koffer-Tags drucken?! (Oder meinten die die Besitzerin? :-D)

Noch mehr Indien

Wer in Indien reist, baue Busfahrten gezielt in die Routenplanung ein.
Nirgendwo sonst kann man seinen Gedanken und den Eindrücken nachhängen, Geschehenes und Gesehenes sacken lassen und Erlebtes einsortieren wie bei dieser on-the-road-Gelegenheit.

Glücklich ist, wer die ganze Strecke von Start bis Endstation machen.
Zwischendurch in den Bus einsteigen zu müssen, hat nämlich den besonderen Pfiff. Im wahrsten Sinne.


Wer raus will, ruft den gewünschten Haltepunkt dem busbegleitenden Schaffner zu, der bläst in seine Trillerpfeife und der Busfahrer verlangsamt daraufhin die Fahrt.
Wohlgemerkt, er verlangsamt; es kommt jedoch nicht zum vollständigen Stillstand der Räder: Man springt dann halt raus...

Einsteigen funktioniert ähnlich: Wollen mehreren rein, wird's schnell drängelig und das Gepäck wird auch schon mal durchs Fenster vorgeworfen - und dann fix hinterher.

Stehen nur noch sechs, sieben Leute (inklusive Kleinkindern) in der Einsteigeschlange fährt der Bus an, der Schaffner trillert zur Eile, und es heißt: Klammere sich an den Bus, wer kann.


Als Letzter springt der Schaffner auf, der zuvor an der Haltestelle noch spontane Passagiere zur Mitfahrt animiert hat.

Und dann geht's halt los. Fenster auf, Staub und Abgas sind heute mal egal, und hinein ins Vergnügen.

Noch immer Indien

Wer nach Indien reist, gönne sich eine Fahrt mit dem Shatabdi-Express (hier sind die timetables). Ein Bahnreise-Erlebnis der besonderen Art! Und besser als die Lufthansa. Denn während es hier heißt "Wir servieren Ihnen einen Snack, sobald wir unsere endgültige Reiseflughöhe erreicht haben" (was auf dem Flug Frankfurt Frankfurt - Delhi angeblich nach zwei (!) Stunden der Fall war), wird im Shatabdi Delhi - Agra schon Tee serviert, wenn der Zug den Bahnhof noch nicht ganz verlassen hat: Tee im akuraten tea set (zwei Teebeutel, Zucker- und Trockenmilchpulverpäckchen), dazu für jeden eine Mini-Thermoskanne, ein Tässchen, zwei biscuits, zwei Bonbons. Die Freude darüber war schon groß genug (es war nämlich sechs Uhr, wir hatten natürlich noch nicht gefrühstückt), aber es kam noch besser: Alsbald wurde dies durch Toast, Butter, Marmelade und cutlets (so was wie vegetarische Frikadellen) ergänzt. Das gibt Schwung für den Tag!

Darüber hinaus kann man nirgendwo so gut indische Familien hautnah erleben wie im Zug. Mp3-Player sind hier noch relativ unüblich, die Handy-Lautsprecherfunktion dafür umso beliebter, woran dann selbstverständlich auch alle Umsitzenden partizipieren dürfen. Eine herrliche Sinfonie, zumal sie auch mitsingen und quasi ununterbrochen und ungeachtet der im Zug üblichen, bröckelnden Leitung telefonieren. O-Ton: "Ich krieg' Kopfschmerzen!"

16 Oktober 2008

Delhi on my mind

Ich bin zurück. Wohlbehalten, gesund und bis in die Haarspitzen voll mit Eindrücken und Erlebnissen.

Komisch, dass man hier in Deutschland den Müll trennt.

Seltsam auch, dass man gar nicht mehr so laut und gegen den Alltagslärm ansprechen muss, um sich verständlich zu machen.

Ungewohnt, dass die Tastatur jetyt nicht mehr das "z" an der Stell vom "y" hat und dass man Woerter sogar mit Umlauten schmuecken kann.

Lustig, dass man einen kleinen Hustenanfall kriegt, wenn man die Jeans aus dem Koffer beim Umkrempeln für die Waschmaschine ausschüttelt.

Ach, Indien...!

12 Oktober 2008

Quote of the day

"Du hast irgendwie gar keine Laster!" Sagte die beste Indienurlaubsfreundin ever.

Nun, ich wuesste da schon welche. Und die Menschen, die mich umgeben, haetten sicher auch ein Woertchen mitzureden. Aber: Danke. Sooo nett. Ich find auch - vice versa.

(Gemeint waren uebrigens unter anderem Laster wie "im Hellen nicht schlafen koennen". "Bei Taschenlampenlicht aufwachen, wenn wer anders in der Nacht noch lesen will und aehnlich gravierende Charakterschwaechen.)

Dazu passt auch unser blindes Verstaendnis. Ein Wortwechsel wie "Wir sollten morgen dann Dings." "Ja genau." ist nicht unueblich - und es ist klar, dass gemeint ist: "Wir sollten morgen auf dem Weg zum Fruehstueck im Asian Plaza noch Geld holen, denn unseres geht zur Neige und wir muessen ja spaeter fuer die Taxifahrt fluessig sein."

These shoes were made for running

Das war's dann wohl. Hier finden sie ihre letzte Ruhe, meine Laufschuhe. Obwohl: Koennen Laufschuhe ruhen? Dieses Equipment, das wie kaum ein anderes fuer Bewegung gedacht ist? Nein, meine Laufschuhe werden sicher alsbald wiedergeboren, und zwar eine hoehere Kaste - vielleicht haben sie dann einen integrierten Pulsmesser und Luftfederung und iPod-Steuerung.

Denn ihre letzte Strecke unternahmen sie heute in Nordindien, in den Auslaeufern des Himalaya, und ich finde, das ist sehr angemessen fuer Schuhe, die schon Frank Gehrys "Goldenen Fisch" in Barcelona gesehen haben, die schon ueber bretonische Offroad-Tracks gerannt sind, die einen halben Marathon an meinen Beinen verbrachten, hunderte Kanal-Kilometer mit mir zuruecklegten und die jeden Stein im Dortmunder Rombergpark kennen.
Lebt wohl, liebe Brooks.

(Ein bisschen Sentimentalitaet wegen eines Paares Schuhe wird ja wohl erlaubt sein *g*).

11 Oktober 2008

Episodes of India

Ich koennte den Sounds of India noch weitere hinzufuegen. Die Musik der drei Mixtapes (tatsaechlich Tapes!) unseres Fahrers zum Beispiel, die uns heute auf der insgesamt drei Stunden dauernden Autofahrt begleitete. Ausser "chabba chabba" war (fuer mich) nicht viel zu verstehen - und das trotz der Tatsache, dass wir jedes etwa fuenfmal durchhoerten.

Nein, ich notiere lieber einige kurze Episoden am Rande, die dieses Land auch ein klein wenig beschreiben.

So werden wir nie richtig begreifen, warum ploetzlich am Taj Mahal fuer uns eine kometenhafte Model-Karriere begann: Ganze Familien (Foto), aber vornehmlich junge Maenner, die man halbwuechsig nennen koennte, die sich aber mindestens ganzwuechsig fuehlten und gerne die Hosen bis zum Nabel hochgezogen, mit unzaehligen Aufnaehern verziert und mit einem coolen Guertel zusammengeschnuert hatten, posierten mit uns auf Fotos, die ihre Freunde aufnahmen. Gerne sogar mit uns beiden, so dass die Deutungsvariante, dass sie die Fotos mit der Erklaerung "Guck mal, die schicke Schnalle (Achtung! Ironie! Im durchgeschwitzten T-Shirt und mit Treckingbuchse fuehle ich mich naemlich wenig schick und auch nicht als Schnalle) haben wir am Taj Mahal kennen gelernt" zu Hause vorzeigen, ausschied - zumal stets mehrere Jungs aus einer Bande sich jeweils mit uns vor dem sagenhaften Bauwerk drapierten. Lustig war's dennoch. Nur: Warum ausgerechnet wir? Aber: Mancher Inder wird wohl auch nicht verstehen, warum wir Teepfluecker, wuselige, staubige Kleinstrassenszenen oder eine Kuh auf Delhis Shahjahan Road knipsenswert finden.

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Spinat kombiniert man hier - ganz wie zu Hause - mit Kartoffeln, zusaetzlich aber gern mit Kuemmel und (Achtung, Ralf!) Ingwer. Lecker!
Ueberhaupt die indische Kueche! Wow! Bisher war noch kein Griff ins Klo dabei - if you know what I in the uebertragenen Sinn auch mean...

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Ich bin relativ dankbar dafuer, gelaendegaengig erzogen worden zu sein, so dass die Betonmischer namens Bus und auch ein Nissan-Micra-grosses Auto, das durch bessere Bachbetten (genannt: Strassen) holpert und stolpert und aufsetzt und staubt, mir nichts anhaben koennen.

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Und waehrenddessen muss in Erkenschwick ein 50 Jahre alter Baum gefaellt werden und in 24 Spinde am Reiterhof wurde eingebrochen. Huh!

10 Oktober 2008

Sounds of India

Fuer alle, fuer die dieses Blog auch ueber meinen Zustand ist: Alles ist bestens. Es koennte auf ganzer Linie nicht viel besser sein.

Acht Tage sind wir schon in Indien. Gestartet in Delhi, gereist nach Agra (Uttar Pradesh) zum weltberuehmten (und verdient weltberuehmten!) Taj Mahal sind wir vor drei Tagen in Amritsar (Punjab) gelandet. Von dort aus ging es gestern weiter nach Dharamsala (Himachal Pradesh).

Wie soll man Indien beschreiben, dieses Land, das sicher weit, weit, weiter, am weitesten mehr als "tausend Gesichter" (das verlinkte Buch ist allerdings wirklich ein Top-Griff!) hat?
Ein Weg: Ueber die Laute, die es von sich gibt. Wobei "laute" durchaus so zu verstehen ist.
Delhi beispielsweise besteht aus dem Laerm von Autos, von Threewheelern, von Mopeds, von Lastwagen, von startenden und landenden Flugzeugen, von schreienden Verkaeufern - diese Stadt schlaeft weder noch verfuegt ihr Sinnesrepertoire ueber "Stille" noch kann sie aufhoeren, so zu sein.

Amritsar dann besteht gleichfalls aus Strassenlaerm, aber aus vielmehr Hupen: Hupen ueber alle Oktaven, alle Lautstaerken, alle Tonkombinationen. Tag und Nacht. Und es besteht aus dem Geschrei der Verkaeufer, die einem hier Mangosaft, dort Postkarten, wieder woanders eine Rikschafahrt anpreisen. "Hello, Ladies, how are you? Where are you from? Germany? Beautiful place! (Anm.: Sie sagen auch 'beautiful place', wenn man behauptet, aus Liechtenstein zu kommen. Haben wir ausprobiert!) Want postcards? Only ten rupees!" So geht das on and on and on. Gleiches gilt fuer die ragis, die Saenger der Sikhs, im Golden Temple: Immerwaehrend, nur mit wenigen Stunden Pause in der Nacht, rezitieren sie aus dem Adi Granth, ihrem heiligen Buch, und es schallt via Lautsprecher (Bose!) ueber den temple ground.

Dann die Fahrt von Amritsar nach Dharamsala in den Bergen im Bus. Distanz: 200 km, Dauer: siebeneinhalb Stunden - und jede ihr Geld - 150 Rupien, etwa 2,50 Euro - wert. Eine Fahrt so laut, als saesse man mitten in der B1; so laut, dass der iPod, auch ans Ohr gepresst, sie nicht zu uebertoenen vermag. Jedes Schlagloch ein Anschlag auf die Fensterscheiben, auf die Gepaeckgeruestgestaenge und vor allem wohl auf die Stossdaempfer. Dieser Bus machte mit uns in etwa das, was ein Betonmischer mit Sand, Zement und Wasser macht... Nach einer Reise, die uns mit jedem Zuckerrohrbueschel am Wegesrand bekannt machte, stiegen wir staubig und mit zerzausten Haaren, ein wenig platt gesessen, aber hochzufrieden und beseelt laechelnd aus dem Bus.

Und jetzt Dharamsala. Nach 21 Uhr werden die Buergersteige hochgeklappt, nur die nimmermueden traveller drehen dann noch ihre Runden vom Cybercafe zum English Wine and Beer Seller. Dann zirpen noch die Grillen, gegen Morgen fangen ein paar Hunde das Bellen an, Froesche (Oder sind es Rabenkraehen?) quaken, und das ist es. Drumherum Gruen, viel Gruen, und Berge, Kloester, Gebetsmuehlen und -fahnen (Foto) rot gewandete Moenche, denn hier wohnt der Dalai Lama, wenn er nicht gerade on the road ist - oder, wie zurzeit, in Delhi (moeglicherweise auch in Bombay, die Meldungen widersprechen sich) Gallensteine rausgenommen bekommt. Ueblicherweise verlaessliche Quellen sagen, er kehre Sonntag hierher zurueck. Jippieh, dann sind wir auch noch da!

Ich weiss schon jetzt, ich werde es vermissen. All dies. Auch die Hupen und den Staub.

03 Oktober 2008

Namaste

Es dauert ein bisschen, aber frueher oder spaeter kommt man an, in Indien, auf dem naechsten Kontinent, auch ein bisschen in einer naechsten Welt. Aber dann gewoehnt man sich daran, dass die Nachtwaechter pfeifen und mit ihren Stoecken klopfen. Daran, dass Indien scharf, bunt, laut, turbanig, sarig, hupend, ist, dass der Boden marmoriert ist von Betel-Spits, dass Fahrbahnen nur zur Zierde da zu sein scheinen, dass die Luft eine heisse Wand sein kann, dass Strom nicht selbstverstaendlich ist, dass die Zeit andere Masseinheiten hat, und dass dieses Land tausend, millionen, abermillionen Gesichter hat und Lebensweisen kennt.
Schoen hier!