30 April 2007

Der Pott kocht I

Da waren auch Tage, die man am besten am Kanal aushielt (Nein. Nicht zum Rumlungern. Die Antrags-Unterlagen war selbstredend dabei!). Der Pott kocht hier eigentlich noch am schönsten. Hunde dackelten an der Böschung herum. Ruderer vom benachbarten Leistungs-Zentrum rissen sich auf dem Wasser am Riemen. Kleine Mädchen sprangen mutprobenhaft
von Kanalbrücken. Größere Mädchen kalberten mit halbstarken Jungs herum. Möchtegern-ganzstarke Männer haben einen Heidenspaß dabei, sich gegenseitig im Wasser Bälle zuzuwerfen. Und wenn sich den Ball unter Wasser unter dem Hintern festklemmen und diesen dann hervor- und emporploppen zu lassen, dann finden sie auch beim dritten Mal noch lustig, das mit "Kumma, ich hab n Ei gelegt!" zu kommentieren. Am schönsten aber ist, wenn die gelbe Borussia an diesem Tag Frei hat. Der macht zwei Tore und ganz Dortmund glücklich. Vor allem den Teil Dortmunds, der am Kanal mit Kofferradios auf die Bundesliga-Konferenz lauschte. Brüllender Jubel auf der einen Kanalseite, wenn ein Tor in Dortmund fiel (ebenso großer Jubel, wenn in München der HSV traf...). Darauf hin Gebrüll von der anderen Kanalseite und damit verbundene "Watt war?"-Informationsgesuche derjenigen, die kein Kofferradio und damit keine Bundesliga-Konferenz hatten. Daraufhin nochmaliges Jubel-Brüllen in stereo, von beiden Kanalseiten.

Was alles passierte, während ich nicht ganz in dieser Welt war...

... sei hier nur durch ein paar aussagekräftige Fotos dokumentiert. Der Abend zum Beispiel, als es gar nicht abkühlen wollte.

EULE_end.doc und budget_EULE.xls

Sie haben jetzt ein Ende, die Mails, bei denen im Betreff steht "gemeinsamer Antrag", "Version 28.04.", "aktuelle Fassung mit D8", zuletzt auch "Der Fortschritt ist eine Schnecke" oder ganz zum Schluss "Der Antrag ist fertig!" Heute ging er jedenfalls auf die Reise, unser Beitrag zum Beschluss Nr. 1720/2006/EG des Europäischen Parlaments und des Rates.
Es kommen nun also wieder Zeiten, in denen man nicht vorzeitig den 30. Geburtstag seines Lieblingsbruders verlassen muss. Es kommen nun Zeiten, in denen man mit der allerbesten EU-Antrags-Stell-Kollegin der Welt telefonieren kann und dabei nicht über "das Arbeitspaket QPLN" oder "Hast du jetzt die Tabellen 18 und 19 durchschaut?" reden muss. Es kommen nun Zeiten, in denen man wieder zum Badminton-Training gehen kann und in denen man seine Freundinnen davon überzeugen kann, dass es sich nur so anfühlte, als habe man Urlaub... das es in echt genau das Gegenteil war. Es kommen nun wieder Zeiten, in denen man nicht kurz vor Feierabend (selten dämlicher Begriff übrigens) noch auf www.bahn.de gucken muss, ob zu so später Stunde überhaupt noch ein Zug fährt. Es kommen nun Zeiten, in denen man wieder Sätze formulieren kann, die nicht die Vokabeln "Dissemination", "Begegnungslernen", "Professionsprofil", "Seminarmodul" oder "Europäischer Mehrwert" enthalten.
Aber es kommen auch wieder Zeiten, in denen man den Wohnungsputz nicht mit dem Argument "Der Antrag...!" verschieben kann und in denen auch das Auto mal wieder in die Waschanlage gefahren werden dürfte.

24 April 2007

Grüße aus dem think tank

Am liebsten sind mir eigentlich die Tage, an denen rund um die Bergische Universität Wuppertal die Ampeln schon ausgeschaltet sind und das tagsüber bis auf den letzten Tag vollgeparkte Parkhaus leerer war als Trappatonis Flaschenregal, wenn man nach Hause fährt. EU-Projekte zu stellen ist anstrengend, aber es generiert - jenseits der Zehn-Stunden-Marke innerhalb der Büromauern - eine Menge lustige Späße. Dabei vergessen die beste EU-Projekt-Antrags-Stell-Kollegin der Welt und ich schon mal Grundregeln des Anstands. Zum Beispiel in folgendem Dialog: Tami-U., sich an der Kollegin vorbei in Richtung Drucker beugend: "Ich muss dir mal eben meinen Busen ins Gesicht hängen. Ist das ein Problem?" "Nö. So lange du mich damit nicht erstickst." Und weiter: Guckt die beste EU-Projekt-Antrags-Stell-Kollegin der Welt an sich herunter auf ihr neues T-Shirt und stellt fest: "Ich kann mir selbst in den Ausschnitt gucken!" Nur wenige Stunden später, aus der Cafeteria kommend, in der heute dem Wok-Koch irgendwas angebrannt ist. Zieht Tami-U. den unteren Rand ihres T-Shirts hoch in Richtung Nase. Trockener Kommentar der besten EU-Antrags-Stell-Kollegin der Welt: "Schöner BH." Und ich wollte nur am T-Shirt schnuppern, ob es die verbrannte Cafeteria-Luft in sich aufgesogen hatte! Überhaupt macht es nur mit dieser einen Kollegin (Sie wissen schon, der weltbesten Antragsstellerin in Sachen Key Activity 4...) Spaß, über den seitenlangen Antragsformularen zu sitzen und nach einem Nachmittag des Rätselns über kompliziert-undurchsichtige Excel-Tabelle für die Projekt-Finanzen festzustellen: Oh! Sie haben eine Beispiel-Rechnung erstellt! Wie schön! Das beantwortet gerade in Sekundenschnelle das, worüber uns jetzt stundenlang der Kopf geraucht hat. Merke: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Aber heute! Heute hat die Excel-Tabelle den Kampf gegen uns verloren. Die letzte Error-Meldung (von zunächst etwa zehn) gab heute gegen 18.30 Uhr auf.
Hey, und wer braucht auch Privatleben? Das Wochenende mit fünf brüderlichen Geburtstagskuchen, einer kollegialen und drei brüderlichen Geburtstagsfeiern, einer Foto-Schulung, einem Rollkunstlauf-Termin, 120 Zeilen darüber, 58 Minuten Kanal-Lauf, einem neuen Schlafrekord (12.08 Uhr!), einer sonntagabendlichen EU-Projekt-Arbeitssitzung bis 23 Uhr und ungezählten Gesprächen mit Menschen, die ich entweder lange nicht oder sogar noch nie gesehen war schließlich ein überaus angeerfülltes.

15 April 2007

Ein Konzert - nur für mich

Als ich heute nach Hause kam, blinkte mir mein Anrufbeantworter nachrichtenmeldend entgegen. "Ah!", denke ich, "das ist bestimmt dein Herr Vater, der die ordnungsgemäße Rückkehr aus dem Urlaub vermeldet!" Ein wenig stutze ich, denn der AB bedeutet mir diesmal nicht: "1 neue Nachricht", sondern: "Anrufbeantworter ist voll! Bitte Einträge löschen!" Nanu?! Ich hab doch nie mehr als fünf, sechs Nachrichten drauf?! Haben heute so viele Leute angerufen? Ich höre also ab - tatsächlich Papa. Gut angekommen, meld dich mal, tschüs. Und dann: Geräusche, dich sich im Nachhinein als (vergebliches) Telefonhörer-Auflegen erklären lassen, dann: "So, Doris..." "Kann ich jetzt?" "Du kannst jetzt sowas von laut!" - Und los geht ein wunderbares E-Piano-Konzert, nur für mich! Zugegeben, der Ton ist etwas schepperig, aber eindeutig ist hier das besondere Talent und vor allem der emsige Übungs-Fleiß der Pianistin herauszuhören. Wunderbar, diese Version von "Nights in White Satin"! Ungezählte Menschen wünschen sich das: einmal Mäuschen sein zu dürfen, wenn D. Klavier übt - ich hatte diese seltene Chance! Und ich hätte durchaus noch länger als die achteinhalb Minuten zuhören können...

11 April 2007

Blaue Bänder und so

Abends nach 21 Uhr durch die Straßen fahren und denken: "Hä?! Warum laufen denn noch so viele Leute draußen rum?" und erst zwei Ecken weiter merken: "Ach so. Es ist Frühling. Deswegen!" Fast verständlich, dass heute ein Studi sagte: "Ich hasse stickige Seminarräume. Ich kann und will mich dadrin nicht konzentrieren." Nee, ist klar. Nicht für das Leben, sondern zum Spaß studieren wir. Oder so.

09 April 2007

Adieu

Das war's dann wohl mal wieder. Der Abschiedsschmerz ging nicht über das Maß einer kleinen Schramme hinaus - Pfingsten die nächste Reise in die Bretagne ist ja auch nicht mehr weit.
Die Rückreise war eine dreiteilige Tour durch europäische Eisenbahnbaukunst. Zunächst: In Rennes in den TGV (Foto 2) und nonstop ab nach Paris-Montparnasse. Transfer quer durch Paris, dann am Gare du Nord in den Thalys (Foto 3), der nach Köln saust, dort ab in den ICE (Foto 4). Abreise Bég Leguer: 7 Uhr, Ankunft Rennes 9.15 Uhr, Abfahrt dort en train um 10.17 Uhr, Ankunft DO um 18.20 Uhr.
Einige Kleinigkeiten habe ich unterwegs gelernt:
1. Paris ist schön. Und man kann es an einem Ostermontag im Jahr 2007 auch viel besser sehen, wenn man mit dem Taxi vom Gare Montparnasse (Ankunftbahnhof des TGV) quer durch die Stadt zum Gare du Nord (Abfahrtsbahnhof Thalys), kutschiert wird. Man nimmt nämlich besser ein Taxi, wenn einem im Zug eine halbe Stunde vor Paris-Montparnasse auffällt, dass der Thalys nicht um 13.55, sondern um 12.55 Uhr abfährt und damit die geplante Route (zu Fuß zur Metro-Station der Linie 4, mit dieser von Montparnasse in den Norden), die optimistisch geschätzt eine Dreiviertelstunde dauert, unweigerlich zum Verpassen des fest gebuchten Thalys-Platzes führen würde... Spitzenreiseplanung, Tami-U. Wohl zu viel herumgetüftelt mit diversen Zugabreisezeiten und - orten, was?
2. Französische TGVs, die aus Rennes kommen, haben manchmal sogar fünf lebensheimkehrrettende Minuten Verfrühung (zum Glück - s.o.). Allerdings: Als ich in Dortmund ankam, hatte ich, obwohl quasi quer durch Mitteleuropa gereist, nicht eine Minute Verspätung. Sag mir noch mal einer was gegen die Bahn. Ich kann mich nicht erinnern, einmal so entspannt 1100 Kilometer überwunden zu haben.
3. Pariser Taxifahrer sind ein besonders verehrenswerter Menschenschlag. Wenn man sich nämlich abhetzt (s.o.), um schnell aus dem Montparnasse-Bahnhof zum Taxistand zu kommen und dabei übersieht, dass man seine Jeansjacke verliert, dann fährt einem, wenn man im Taxi sitzt, schon mal der nachfolgende Taxifahrer hinterher und hupt an der nächsten Ampel so vernehmlich, dass der Chauffeur anhält und mir das gute Stück Stoff rettet.
4. Pariser Taxifahrer verstehen was von ihrem Job: Ich steige ein, keuche: "Zum Gare du Nord, s'il vous plaît!", er fährt los, antwortet auf meine vorsichtige Frage, ob heute viel Verkehr in Paris sei, "Ah, no" und fragt dann (es war zu dem Zeitpunkt 12.27 Uhr), wann denn mein Zug führe?! Auf meine Antwort ("Um 12.55 Uhr") kommt dann: "Ah. Oh. Oh lala!" Aber: Er schafft's! Bisschen gehupt, wenn beim Ampel-auf-Grün-Umspringen der Wagen vor ihm mehr als zwei Zehntel-Sekunden zögert, bisschen strategische Spurwechsel, und schon hatten wir's. Der Beweis: siehe Foto oben (man beachte die Uhr links im Bild) vom Thalys-Gleis.

War das ein schöner Urlaub. Wie, ich wiederhole mich?! Kann gar nicht sein.
Langfristige Wirkungen müssen allerdings erst noch abgewartet werden. Die Legende des St. Guirec (die besagt, dass, wer der Heiligen-Figur in der kleinen Steinkapelle im Wattenmeer vor Ploumanac'h einen Nagel in die Nase piekst, in dem Jahr noch seinen Traummann findet - weswegen die Statue mittlerweile keine Nase mehr hat...) hat sich zwar in einem Fall im engeren Familienkreis bewahrheitet (Hochzeit ist im Juni), aber ob das auch funktioniert, wenn man gleich zwei (!) Frauen (!!) für seine Söhne (das Partner-Herbeiwünschen gilt eigentlich der Sage nach nur für Jungfrauen) bestellt und die auch noch "putzen, kochen, waschen und aufräumen" (!!!) können sollen, das ist nicht überliefert.

Schließlich: Sollte ich in einem nächsten Leben noch mal wählen müssen - ich würde die selben Eltern noch mal nehmen.

08 April 2007

Beerdigung auf Bretonisch

Klar, man kann einen massiven Eichenholzsarg nehmen, Hunderte von Euros teuren Grabgestecken nehmen, einen Pastor salbungsvolle Worte reden lassen und mit Sack und Pack über den Friedhof ziehen.
Man kann aber auch bretonisch beerdigen. Und das geht so:
Man trommele die gesamte Verwandtschaft sowie alle zu der Zeit in der Gegend urlaubenden Freunde zusammen. Checke dann, wenn man den Gezeitenkalender zuvor nur schlampig studiert und alle für elf Uhr eingeladen hat, am Tag der "Beerdigung" (die mehr eine Zerstreuung ist, und zwar auf einer nur bei Ebbe erreichbaren und sonst nur von Vögeln und Hasen bewohnten Insel namens Ile Canton) lieber noch mal genau, wann Ebbe und Flut ist und korrigiere dann ggfls. auf 14 Uhr. Um 14 Uhr reiche man Kaffee, Tee, Gâteaus, schicke die größeren Kinder schnell noch mal zum Klo und hülle die kleineren in ausreichend Fleecejacke und Halstücher. Dann begebe man sich zum Weststrand der Ile Grande, da wo der Campingplatz ist, und statte die tragfähigen Kinder mit bretonischen Flaggen aus (Foto).
Dann setzt man die Prozession in Marsch, immer gut darauf achtend, dass die Kinderwagen nicht im Watt absaufen und das die älteren Semester, die in normalen Schuhen zu der letzten Reise der zu Beerdigenden Verstreuenden M. aufgebrochen sind, beim Um-die-Priele-Tänzeln wenigstens die Schuhe ausziehen, so dass nur die Strumpfhosen gesalzwässert sind.
Hat man den Ort der letzten Ruhe erreicht, errechne man aus diversen Vollmondaufgehzeiten, dem letzten Hochwasserpegelstand, dem Koeffizienten des ersten Advents sowie der durchschnittlichen Windstärke am Todestag (oder so ähnlich) den Verstreuungsort. Dort werden die Flaggen in den Boden gerammt.
Als nächstes wird - "G., rede du!" "Nein, B., du sollst, du bist der Älteste!" "H., mach du doch!" - derjenige bestimmt, der ein paar andenkende Worte sprechen soll.Gefühlte Jahrzehnte Einige Minuten und diverse Ermahnungen in Richtung des Redners ("Du musst dich straffen!" "Komm jetzt mal endlich wieder auf Großmama zurück!") später endet diesen mit den Worten: "M. ist in ihrem Leben drei Dingen treu geblieben: zuallererst sich selbst, außerdem der Familie und immer auch ihrem Land - der Bretagne". Danach erneut kurze Ratlosigkeit und Ermittlung des nächsten Programmpunkts; einige Kinder haben es sich zu dem Zeitpunkt schon mal n bisschen bequemer gemacht (Foto).
Einer soll singen. Keiner will singen.
Gut, wird eben die Mundharmonika rausgeholt und schnell ein kleines zehn Minuten dauerndes Potpourri aus bretonischen Keltenmelodien, dem Lieblings-Schlager der Verstorbenen (deren Asche übrigens schon ein Jahr lang in der Urne (Foto) aufbewahrt wurde) und Beethovens Neunter zum Besten gegeben.
Nach einer weiteren Pause (Thema: Wer verstreut nun die Asche?), darf dann jeder mal in die Urne greifen (die sich in nebenstehend abgebildeten, samtbeschlagenen Karton befindet) und (glücklicherweise mit Rückenwind) die sterblichen Überreste über die Ile Canton verwehen lassen.
Hernach wird den Kindern der Staub aus den Gesichtern gewischt und durch das langsam weder mit der Flut voll laufende Wattenmeerbecken zurückmarschiert wird. Der Rest des Tages wird mit mehreren Flaschen Wein, mehreren Quiches, mehreren Krabbensalaten, mehreren Blechen Kuchen und mehreren Stangen Baguette verbracht.

05 April 2007

Opfer

Der Urlaub hat erste Opfer gefordert: eine Autobatterie, ein WLAN-Netzwerk und ein Gesundheitszustand.
Wenn man nämlich sein Boot reinigt (Foto 1) und diese Knochenarbeit mit ein wenig Musik aus dem Autoradio untermalen will, dann sollte man genau darauf achten, dass man beim Radio-Einschalten nicht aus Versehen auch die Klimaanlage einschaltet - die saugt dann nämlich in kürzester Zeit die Batterie leer... und man muss den Mitbewohner um Schützenhilfe bitten (Foto 2).
Opfer zwei verabschiedete sich beim Versuch, ein PowerPoint-Freeware-Programm zu installieren. Dabei sprach irgendwann das Drahtlosnetzwerk nicht mehr mit mir und dem Laptop. Der Router blinkte mich mit seinen Leuchtdioden nur unschuldig an, ließ sich aber weder vom kurzfristigen Abkoppeln vom Stromnetz beeindrucken noch wollte es danach wieder seinen Dienst tun. "Okay, dann halt alles auf Null!", dachte ich tabularasamäßig und piekste den Kuli in die Reset-Buchse. Diese Aktion brachte vordergründig nichts, mir aber hinterher von dem Mann, den sie Julien den Computer-Helden nennen, den Spruch ein: "Oh. Du hast wirklich ALLES kaputt gemacht!" (Es läuft jetzt wieder. Wie man sieht.)
Opfer drei hatte heute in der Stadt wohl zu viel Sonne abgekriegt. Der tägliche Einstunden-Spaziergang endete somit direkt nach zehn Minuten an der "Bar de la Plage", von wo aus ein Hilfetelefonanruf nach zu Hause gefunkt wurde. Problem: Auto eins war mit seinem Besitzer gerade unterwegs, Auto zwei ... siehe oben. Gut, wenn man Nachbarn hat, die einem zwecks Mamarettung eben mal schnell ihr Auto überlassen.
Sie hat jetzt auch schon wieder ein wenig Farbe im Gesicht. Die bretonische Sonne, zumal die frühjährliche, darf keinesfalls unterschätzt werden. Und jetzt reiche mir bitte jemand die Après-Sun-Lotion.

04 April 2007

Extrem-Laufing

Auf der Suche nach einer geeigneten Urlaubs-Laufstrecke sollte man besser nicht Nicht-Läufer fragen. Oder vielleicht doch? Ich Stadtkind und rombergparkverwöhnte Joggerin wäre dann jedenfalls nicht in den Genuss einer Grenzerfahrung gekommen, die mich auf dem Rundwanderweg "Vallée de Goas Lagorn" (Foto 1) erwartete.
Harmlos fing das Ganze an:
raus aus dem Haus, runter zur Plage de Beg Leguer, Nase im Wind, Turnschuhe im Sand, ab auf den Parcours. Aber schon bald die Feststellung: Uah, ganz schön stockundsteinig hier... (Foto 2) hoffentlich machen das die Gelenke mit. Gut, dass ich das Funktelefon zu Hause gelassen habe. Hier wen zu Hilfe zu rufen, würde eh nichts nutzen. Bis ein Krankenwagen bis hierher seinen Weg gebahnt hat, hab ich mir längst selbst einen Streckverband gebastelt.
Schon bald: neue Gefahr im Verzug. Die wissen schon, warum sie auf die Holzplanken über das Bächlein noch Maschendraht (Foto 3) gezogen haben...









Immer schön aufpassen, dass man nicht ausglitscht (Foto 4)












und dann - platsch - im Wasser (Foto 5) landet.









Nur nicht zu sehr in Sicherheit wägen - es wartet ja noch die Safari-Sektion auf mich:
Wilde Tiere (Foto 6) bedrohen allzu gemächliches Weiterrennen. Hilfe, Jungs, nicht angreifen! Ich tu euch nichts!






Aber immer schön weiterlaufen, nicht von Pulswerten weit jenseits der 180 irritieren lassen, auch nicht von unzähligen Blüten-Hinguckern (Foto 7) am Wegesrand









oder malerischem "vue mer" (Foto 8)












oder "vue Weide" (Foto 9)









zwischendurch. Nix da, hier wird weitergerannt! Sonst macht's gleich doing
und dann hab ich ratzfatz ein Brett einen Baum (Foto 10) vorm Kopf. Mountain high, river deep und so...










Über eines bin ich mir sicher: Dieses Extreme-Running inklusive Extreme-Wildlife-Fighting plus Extreme-Matschloch-Ausweiching und Extreme-Steilstrecken-Überwinding wird alsbald Pepe Danquart auf den Plan rufen. Wartet es ab: "Am Limit" und die Speedclimber darin ist harmloser als eine Kindergartenvorlesestunde gegen die Goas-Lagorn-Laufstrecke, sein "Höllentour", das die Mühen und Plagen der Tour de France nachvollzieht, ist ein schlechter Treppenwitz gegen die Hals- und Beinbrecherroute hier an der Cote de Granit Rose!

02 April 2007

"Programm" Tag zwei

Tag eins am Urlaubsort galt wie im vorherigen Post erwähnt der Akklimatisierung und Eingewöhnung - mit den beschriebenen Hindernissen, denen abends ein weiteres hinzugefügt wurde: Im Kino in Perros wurde "La Vie des Autres", hierbeieuchzulande besser bekannt als "Das Leben der Anderen", gezeigt, und zwar auf Deutsch mit französischen Untertiteln. Schon etwas seltsam, an der Kasse mit Nachbar J. - natürlich auf Deutsch - zu quasseln und erstaunte Blicke der anderen - natürlich französischen - Filmgucker zu ernten.
Heute dann - Tag zwei - bis mittags weiteres aktives Vergammeln des Montags. Zwischendurch updating von der Wolke-7-Schönwetterfront per Telefonleitung nach S14 , später Genuss weiterer zweier Folgen von TfA, dann zur Erholung Teetrinken mit Nachbarin und Klein-Mori, gefolgt von gemächlichem Abhängen auf den diversen Couches dieses Anwesens.
Irgendwann war der Strahlkraft der Sonne kein Faulenz-Gen und kein noch so ausgeprägtes und vom EU-Projekt-Zeitungs-Redaktions-Stress angeheiztes Ruhebedürfnis der Welt mehr entgegenzusetzen; das Wetter rief lauthals: "Action!"
Also: Wischlappen raus, Seifenlauge angesetzt, Sonnenliegen und Gartentische (Foto links) aus dem Gebüsch gezerrt hervorgeholt, und ab ging's in die Sommerfrische. Kein Wunder, dass die, die jetzt noch Strumpfhosen unter der Jeans trugen, overdressed waren - kein Wunder, wenn einige (Foto rechts) heute von Madame le soleil gestochen werden und beim Abendessen wirres Zeug reden.

01 April 2007

Angekommen

Hier wird gerade der "Kofferraum" ausgepackt. Man beachte: Anhängerplanen halten länger, wenn man die Eisenstangen, die später zu einem Rosenrank-Pavillon zusammengesteckt werden sollen, an den spitzen Kanten mit Handtüchern, Kopfkissen u.ä. abpolstert. Andernfalls reißt man sich Winkelhaken in die Plane. Und dann muss man sich beim Abendessen in "La Godille", das jetzt "Le bout dl'Ile" heißt, zwischen Chevre Chaud und Crèpe Fromage-Jambon erstmal mit dem Kleingeschriebenem im Anhänger-Mietvertrag und den möglichen Auslegungen von Haftpflichtversicherungen beschäftigen.
Gut, dass wir wenigstens den großen Koffer nicht verloren haben, der schon halb auf der Straße auf halb acht hing, als wir gerade auf der A43 am Abzweig A2 Oberhausen/Hannover waren.

Schön ist es auf der Welt in der Bretagne zu sein

Es dauert ein wenig, bis man den Übergang geschafft hat. Den Übergang davon, "Hab ich jetzt eigentlich die neueste Version des EU-Antrags schon ausgedruckt oder nicht?", "Ich muss unbedingt noch den Biomüll runterbringen und die Zeitung für bis zum 9. April abbestellen!" und "Hat eigentlich Tim A. schon die TuS-Haltern-Bezirksliga-Vorschau geschickt?" zu denken und statt dessen nur noch Gedanken vom Schlage "Ist es okay, erst um 19 Uhr aus dem Nachthemd zu steigen, um noch einen Gang zum Leuchtturm zu machen, weil gerade die Sonne so nett scheint?" oder "Geh ich jetzt erst den Hortensien-Busch im Vorgarten besuchen oder bleib ich noch ein Stündchen am Dachfenster stehen, um mit der Kamera im Anschlag auf Rehe im Garten und Möwen auf dem Schornstein zu warten?" zuzulassen.
Der Übergang ist ein wenig schwierig. Und wird noch erschwert, wenn man auf der Hinfahrt, statt auf die Normandie-Landschaften zu schauen, das Laptop auf die Knie nimmt und bis zum Akkuende die "Türkisch für Anfänger"-DVD guckt (wo sich auch der Stiefvater irgendwann vom Rücksitz aus dazugesellt, nachdem er begriffen hat, dass wir hier nicht "Merhaba" und "Hoş geldiniz" lernen, sondern eine grimmepreisverzierte Vorabend-Soap vom Allergelungensten vor uns haben), während die Mama das anhängerbehängte Auto sicher und souverän durch Kreisverkehre und über Überholspuren deichselt - die andere Art von Autokino. Es wird auch erschwert, wenn der erste Vormittag im Feriendomizil von einem Mitbewohner dazu benutzt wird, Georg-Kreisler-Lieder für die nächste Kabarett-Aufführung lautstark einzuüben.
Aber bald! Bald werden wir die Packungen von "Herta Delikatess-Kochschinken" aus dem Kühlschrank vertilgt haben und nur noch Brie und Comté aus dem Süper-Ü sowie Charcuterie-Ware darin liegen haben, wir werden Sand statt Rombergparkmatsch unter den Laufschuhen haben, wir werden vergessen haben, wo die Wecker-Funktion am Funktelefon ist und wir werden aufhören, uns Gedanken darum zu machen, ob die nächste Lehrerkonferenz schon gut genug vorbereitet ist und ob die Spvgg. Erkenschwick wohl heute gewonnen hat.