28 Februar 2007

Wo er Recht hat, hat er Recht...

Ich bin ziemlich sicher, dass es kein Zufall ist, dass ich ausgerechnet heute bei der didacta die Laudatio auf den (leider nicht persönlich anwesenden, weil von Huub Stevens vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club Schalke zu einem Sonder-Training verdonnerten) HSV-Torhüter Frank Rost gehört habe, der als Alphabetisierungs- und damit als Bildungsbotschafter 2007 ausgezeichnet wurde.
Ich würde zwar mindestens ein Sechser-Schwimmbad-Eintrittskarten-Abo darauf verwetten, dass das bei diesem Mann nicht der Fall war, aber a) kann ich es nicht völlig ausschließen und b) hast du deswegen Recht, lieber Patenonkel: Man Ich sollte mir gut überlegen, wen ich - vielleicht völlig zu Unrecht - als Deppen bezeichne.
Allerdings: Vor allem hat mich bei der beschriebenen Begegnung im Südbad gestört, dass die Schwimmbad-Angestellte so unglaublich von oben herab und arrogant behandelt wurde. Tut mir leid, aber bei derlei Verhaltensweisen, die Gedankengut à la "ein Autohausbesitzer/ein Chefarzt/ein Juweliergeschäftsinhaber ist was Besseres als eine Reinigungsfachkraft/ein Lagerarbeiter/eine Schwimmbad-Angestellte" nahelegen, reagiere ich einfach allergisch.

25 Februar 2007

Erklär ihm einer die Welt ... der Kassenautomaten

Gutsherrenart trifft es wohl am besten, um zu beschreiben, wie sich ein mir nicht näher bekannter Mann neulich im Südbad benahm (BTW war es dringend überfällig, dieses Bad (Foto: www.dortmund.de) endlich mal unter die Flossen zu nehmen - nicht nur, weil die Duschen dankenswerter Weise mit genügend Abstellflächen für Duschgel, Shampoo und Chlorbrille ausgestattet sind und weil das Edelstahlbecken jetzt genau die zwei Zentimeter mehr als 50 Meter Länge hat und somit für internationale Wettkämpfe zugelassen ist*, sondern auch aus mehreren anderen Gründen finde ich, dass 15 Millionen Sanierungsgelder hier gut investiert wurden).
Dieser Mann mittleren bis älteren Alters marschierte schnurstracksig in die Riesen-Eingangshalle. Steht in der Mitte des Raumes, blickt rechts, blickt links, und es hätte mich nicht im Geringsten gewundert, wenn er gesagt hätte: "Guten Tag! Mein Name ist Lohse und ich kaufe hier ein gehe hier schwimmen!" Stattdessen pfiff er die nächstgelegene Schwimmbadangestellte herbei: "Wo ist denn hier die Kasse?", kam es herrisch. Die Frau freundlich: "Da drüben. Da ist der Kassenautomat." "Ich will aber eine Mehrfachkarte", setzte der Mann besserwisserisch-triumphierend hinterher. "Gibt's da auch." "Aber ich hab kein Kleingeld", fügte der offensichtlich auf eine Sonderbehandlung spekulierende Gutsherr hinzu. "Der wechselt auch." Da hatte er keine Argumente mehr, musste sich wohl oder übel selbst bemühen. "Erklären Sie mir das mal", verlangte er. Dazu muss man wissen, dass der Automat idiotensicher ist. Es gibt einen Schlitz für Münzen (als solcher schon an der Form und zusätzlich an entsprechenden Münz-Symbolen neben dem Schlitz erkennbar), einen - ebenfalls mit Bildchen verzierten - Scheine-Schlitz, ein Display, worauf Einzelticket Erwachsener, Einzelticket Schüler/Ermäßigt sowie Erwachsenen-Abonnement und Schüler/Ermäßigtes Abonnement und schließlich Abbrechen zu wählen sind, außerdem ein Ausgabefach für Wechselgeld und Tickets.
Der Typ lässt von der Schwimmbadticketautomatenfachkraft die entsprechende Eintrittskarte (Erwachsenen-Abonnement) wählen. Im Display erscheint: "Bitte 12,50 Euro zahlen." Schiebt er einen Zehn-Euro-Schein rein. Der Automat: "Bitte noch 2,50 Euro zahlen." Der Mann (im Folgenden abgekürzt durch "Depp") zur Fachkraft: "Sehen Sie! Funktioniert nicht! Kommt nichts raus!" "Sie müssen auch noch 2,50 Euro einwerfen! Steht ja da." Friemelt der Depp den Rest Kleingeld rein, schafft es unfallfrei, das Ticket aus dem Ausgabefach zu nehmen, geht zum Einlass. "So, jetzt schieben Sie hier das Ticket ein", erklärt die aus mir unerfindlichen Gründen noch immer geduldige Frau dem Deppen. Er schiebt es ein, im Display wird dann (sinngemäß) "Herzlich willkommen! Bitte entnehmen Sie Ihre Eintrittskarte und treten Sie durch das Drehkreuz." gezeigt und das Ticket wird wieder ausgespuckt. "So, jetzt können Sie durchgehen", verbalisiert die Deppen-Betreuerin zur Sicherheit noch mal. Was macht der? Er schiebt das Ticket noch mal rein.
Oh Mann. Wie blöd kann man sein? Allerdings: Wer sich doppelt wichtig macht, verdient es nicht anders, als auch den doppelten Eintritt im Schwimmbad zu zahlen.


*Kleiner Exkurs zur Féderation Internationale de Natation (FINA): Fina-Regel Nr. 2 besagt, dass ein Schwimmbecken 50,00 m messen muss - dies ist die vorgeschriebene Distanz zwischen den beiden Stirnwänden des Schwimmbeckens. Damit entsprechende Anschlagplatten angebracht werden können, muss der Abstand "auf jeder Bahn im Bereich von 0,3 m über und 0,9 m unter der Wasseroberfläche entsprechend größer sein, nämlich: bei der Verwendung von:
a. Anschlagplatten ausschließlich auf der Zielseite: mindestens 50.01 m bzw. 25.01 m;
b. Anschlagplatten auf der Zielseite und auf der Wendeseite: mindestens 50.02 m bzw. 25.02 m."
Noch Fragen?

19 Februar 2007

Karnevals-Content

Auf vielfachen Wunsch kommt hier etwas Karnevals-Content. Zu diesem Zwecke habe ich mich heute während mehrerer Autofahrten (DO - Marl, Marl - RE, RE - DO) von WDR 4 berieseln unterhalten lassen. Und ich möchte fast sagen: Ich kenn' sie alle, die Karnevalslieder. Vielleicht nicht auswendig, aber die Viecher sind ja so deppensicher eingängig, dass da nicht viel bei ist.
Bedingung 1: Die Texte müssen sich reimen. Und zwar, damit auch ab einem Alkoholpegel ab 1,2 Promille aufwärts und auch, wenn mehrere auf Tuchfühlung befindliche närrische Krankenschwestern, Piraten, Blondinen, Mönche und Friseusen die Sinne vernebeln, der ganze Spaß noch unfallfrei über die Lippen kommt. Beispiel: "Wenn du nicht brav bist, kommt der Böllemann / und der meldet dich / zur Hölle an." Bitte nicht fragen, wer der Böllemann ist (Wikipedia: "Es existiert kein Artikel mit dem Namen 'Böllemann'.") . Nein, ich weiß auch nicht, wo das Höllen-Anmeldungs-Formular zum Download bereitsteht. Weitere Auskünfte direkt beim Künstler.
Bedingung 2: Nicht vergessen: Mir all sin Kölle. Deswegen: Unbedingt viele Kölsche Tön' einbauen. Etwa so: "Am Bickendorfer Büdche / do käuf dä Jupp sing Brütche / beim Lisbeth en enem Tütche /dat hät e lecker Schnütche." Unnachahmlich, wie die Bläck Fööss da Büdchen, Brötchen, Tütchen und Schnütchen zusammengefriemelt haben.
Bedingung 3: Keine Angst vor Grenzdebilität. Kein Wasser ist zu flach, dass man das Niveau darin nicht ertränken könnte. Beispiel: "Janz ejal, ob de Hohn bes oder Hahn"... und weiter geht es damit, dass Hühner eben Eier legen können müssen und sich insofern von Hähnen unterscheiden, dass diese auf Hühner klettern können müssen.
Ja, nun. Losse mer de Dom in Kölle und gehen wir ins Bett. Das Mädchen aus dem Ruhrgebiet ist müde. Die knallrude Pappnas wird abgezuppelt. Die Hände jetzt nicht mehr zum Himmel, sondern nur noch an die Zahnbürste. Weil: Rut sollen tunlichst nur die Ruse bleiben und nicht meine Augen.

17 Februar 2007

The Good Shepherd und das Finanzamt RE

Es bedarf eines Freundes, der von seiner Freundin verlassen wurde, um nach gefühlten Ewigkeiten mal wieder ins Kino zu gehen. The Good Shepherd mit Matt Damon (Foto: Universal Pictures) war angesagt, zu deutsch: Der gute Hirte. Übrigens ist der gute Hirte ja, wie mir eben erst beim Wikipedia-Besuch wieder klar wurde wir alle wissen, im Christentum ja eine der ältesten und verbreitetsten Bezeichnungen für Jesus Christus. Und Filmstarts.de schreibt in seiner Kritik (die nicht ganz so verreißend ist, wie es hier klingt) witzigerweise: "Genauso gut hätte 'Der gute Hirte' ein Porträt über die Mechanismen des Finanzamtes Recklinghausen darstellen können – der Faktor Spannung wäre identisch gewesen."

Bastian Sicks Schwester

Im ICE von Berlin-Ostbahnhof nach Dortmund Hauptbahnhof arbeitet im Zugrestaurant die Schwester von Bastian Sick, glaube ich. Setze ich mich hin und bestelle ein koffeinhaltiges Heißgetränk mit den Worten: "Kann ich bitte einen Kaffee haben?" - also genau, wie es mir Mama und Papa beigebracht und wie es in der Kinderstube üblich war. "Können Sie", antwortet keck die Bedienung. Und guckt mich wartend an. "Möchten Sie einen?" "Äh. Ja."
Beim Bezahlen hatte ich direkt daraus gelernt und bediente mich des korrekten Hilfsverbs: "Ich würde gerne zahlen!"

07 Februar 2007

Was die Dortmunder Feuerwehr noch von mir lernen kann

Heute Abend erstmals noch während eines Ereignisses gedacht: "Das blogg' ich!"
Ich komme nach Hause, treffe im Treppenhaus auf meinen leicht unruhigen Nachbarn T., der vor der Tür von Nachbarin D. steht. Die alte Dame, muss man wissen, ist schwerhörig und ein wenig dement, aber sie ist unschlagbar im Annehmen von Päckchen, die berufstätige Single-Frauen nicht selbst in Empfang nehmen können. Klingelte und/oder klopfte man dann abends bei ihr, dauerte es meist ein Weilchen, bis sich die Tür - natürlich nur einen Spalt breit - öffnete, weil Frau D. nicht nur ein normales Türschloss hat, sondern auch ein Sicherheitsschloss und eine Vorhängekette (Foto: dz-schliesstechnik.ch). Gibt ja auch genug Bösewichte auf der Welt.

So. Nun wollte heute Abend T. bei ihr was abgeben, klingelte, sah, wie Licht anging, hörte Frau D. mit Schlüsseln in den Schlössern hantieren. Hörte dann nichts mehr. Weil: Die etwa 70-Jährige war wohl irgendwie zu Fall gekommen, lag nun offensichtlich - so viel konnte man durch die mehrfach verrammelte Tür rauskriegen - vor der Tür und sagte immer wieder "Ich komm nicht hoch!"
T. ist Altenpfleger und solcherlei gewohnt. Ruft also routiniert die 112, erklärt lehrbuchhaft, welche Situation die Einsatzkräfte erwarten würde, und kaum drei Minuten später kommen die Jungs - wow! - mit Tatütata (Foto: WAS-Gruppe) und einem Groß-Feuerwehr-Auto in unsere Straße gefahren. Vier Männer springen actionfilmmäßig aus dem Wagen, stülpen sich im Rennen Helme über, schleppen schweres Gerät in den Hausflur. Kurze Klärung der Lage, dann teilen sich die Männer auf: zwei in den Garten - gucken, ob etwa ein Fenster hinten auf Kipp steht, das man aufhebeln könnte, denn wie gesagt: Die Dame hatte sich vorbildlich eingesperrt und doppelt und dreifach die Tür verriegelt. Das aufzukriegen würde mittelschwere Brechstangen erfordern. Mittlerweile haben sich zwei schneidige Polizeiburschen eingefunden, die das Geschehen am Tatort überwachen.
Einige knarzende Funksprüche - *schnarr, krächz* "Nee, Jungs, nichts zu machen hier hinten, alle Fenster dicht." *krächz, schnarr* - und diverse Kontaktaufnahmen - "Frau D.? Können Sie mich hören?" "Ja. Ich komm nicht hoch." "Wo ist denn der Schlüssel?" "Ich weiß nicht..." - später, die Entscheidung. Erstmal wird die ungefähr 25 x 60 cm-Scheibe in der Haustür eingeschlagen. Die arme Frau D. lag innen immer noch vor der Tür und wurde jetzt auch noch von Scherben berieselt. Zu diesem Zeitpunkt war auch noch der komplette ärztliche Dienst vom Johanniter-Unfall-Dings eingetroffen - weitere vier Menschen verstopfen unser Treppenhaus. Dazu gesellt sich dann auch noch Nachbar M., der von seinem Kopfschmerz-Wegschlaf-Nickerchen vom Aufruhr im Flur geweckt worden war.
Die Scheibe ist nun eingeschlagen, der Feuerwehrmann hat ertastet, dass dummerweise der Schlüssel nicht, wie erhofft, innen im Schloss steckt. Leider ist aus Frau D. in ihrem Zustand auch nicht rauszukriegen, wo er tatsächlich ist. Sie ist relativ gut beisammen, man kann sie durch das rausgebrochene Türfenster auf dem Boden hocken sehen, aber das mit dem Schlüssel weiß sie irgendwie nicht mehr. Die Feuerwehrmänner beraten hin und her, fachsimpeln über Sicherheitsschloss-Zylinder und wie fest die wohl mit der Türfüllung verbacken sind und wie groß der Schaden im Falle einer gewaltsamen Aufbrechung wäre. Schließlich stellt sich angesichts der doch recht fitten Frau D. auch die Frage der Verhältnismäßigkeit. Diverse Brechstangen werden in die Hand genommen und wieder zurückgeworfen, noch mal auf die alte Dame eingeredet. Die Johanniter geben auch noch ein paar kluge Tipps. Die Polizisten wollen wissen, ob nicht Verwandte der alten Dame einen Zweitschlüssel haben. Haben sie nicht.
Jetzt traue ich mich. Ich schlage vor: "Äh. Wollen Sie nicht mal versuchen, Ihren Arm durch das Fenster nach innen zu strecken, und Frau D. kann sich dann dran hochziehen? Vielleicht? Öh, wenn ich das mal so einwerfen durfte?!" Der Fenstereinbrecher-Feuerwehrmann guckt kurz, streckt dann seinen Arm (Foto: blaulichtshop.de) durch das Fenster nach innen, bekommt Frau D.s Hand zu fassen, und ein paar Gut-Zurede-Worte und eine halbe Minute später steht Frau D.!! Etwas wackelig, aber stabil genug, den Schlüssel von dem kleinen Tischchen neben der Tür zu greifen und ihn dem Feuerwehr-Retter durch das Türloch entgegen zu reichen. Sekunden danach ist die Tür auf, die Johanniter drin, die Blutdruckmessgeräte angeschlossen und Frau D. sitzt halbwegs putzmunter und die Beine damenhaft übereinander schlagend - man will ja auch in Augenblicken der Not Haltung bewahren - auf einem Stuhl.
Als ich mich mit Kehrblech und Handfeger daran mache, den Treppenhaus-Flur von den Türfensterscheiben-Scherben zu befreien, ruft sie mir sogar schon wieder schelmisch zu: "Nicht, dass ich da nachher noch Splitter aufm Teppich hab. Hihi!"
Zur Sicherheit haben sie sie zwar heute mal mit ins Krankenhaus genommen. Schön, wenn Dinge gut ausgehen.

Handball-Nach-WeheM

Heute erscheint in den Ruhr Nachrichten eine Beilage zur Handball-WM. Bisschen spät vielleicht, aber dem Hype durchaus gerecht. Wenn man bedenkt, dass man Stunden damit zubringen kann, sich ein Urteil darüber zu bilden, ob nun die Fotostrecke des Spiegels zum Thema Pommes, Fritz und "Wenn nicht jetzt, wann dann" am besten ist oder das, was die FAZ "Bild für Bild" nennt (weil da der knutschende Florian Kehrmann zu sehen ist) oder vielleicht die anglizismussisierende Fotoline (???) vom Kölner Stadtanzeiger.
Eins aber steht fest, dass der netteste Artikel über Heiner Brand der von Dirk Graalmann am Montag in den RN ist: "Als Brand anlässlich seines 50. Geburtstages von einem Pressekollegen Besuch bekam, fand er nicht einmal die WM-Goldmedaille von 1978. "Wo ist das Ding bloß?", fragte Heiner Brand, während er in der Glasvitrine kramte." Und noch schöner: "Den Ahorn-Samen, den er von den Olympischen Spielen 1976 in Montreal mitbrachte, hat seine Frau Christel eingepflanzt. Es ist ein kapitaler Baum geworden. Aufrecht. Standfest. "Ein wunderschöner Baum", sagt Brand."

Evaluation

Sie weiß was, sie kann was, und vor allem kann sie, was sie weiß, auch vermitteln. So viel steht fest.
Und dass ihr ihre Studierenden in der Seminar-Evaluation schreiben "mit Ihnen kann man bestimmt auch gut feiern", das widerspricht dem oben Genannten kein bisschen!!