30 April 2006

Cineasmus

Uh-puh, wie die Zeit rennt. Zeit, endlich mal ein- und nachzutragen, was die Tage so füllte.
Ein ziemlich genialer Kinofilm am Donnerstagabend beispielsweise: FC Venus. Noch als der Vorspann lief, liefen bei mir die Lachtränen aus den Augen. Zum Beispiel wegen Zitaten wie diesen: "Du kannst einen Mann aus dem Verein nehmen. Aber du kannst den Verein nicht aus dem Mann nehmen." (Spielerfrauen zu Neu-und Ungewollt-Spielerfrau Nora Tschirner als Anna) . Oder: "Das hier ist dritte Kreisklasse. Und da ist der Schiedsrichter Gott. Und der macht, was er will!" Oder "War nix, Schiri!" Fußballplatz, wie er leibt und lebt und brüllt. Immer wieder unterbrochen von "Es gibt nur ein' Paul Kuhn!" (Paul Kuhn wird von Christian Ulmen darstellt. Christian Ulmen Schauspielgott, sag ich da. ) Einer dieser Filme, bei denen ich am liebsten nachts noch in den Saturn eingebrochen wäreund den Soundtrack gekauft hätte. Und the BossHoss sind halt einfach gut. Gut, um eine wunderbare Version von "You'll never walk alone" zu liefern. Die werden wir diesen Sommer noch öfter hören, da bin ich recht sicher.
Heute dann zweites Kino-Erlebnis (wenn Kino, dann viel Kino), nämlich "Wie im Himmel". Was ganz was anderes, aber auch so ziemlich sehr schön. Rührend und voller seltsamer Menschen, die auf seltsame Art und Weise zusammenleben in einem schwedischen Kaff und die einen Chor gründen mit einem ehemaligen Weltklasse-Dirigenten, der seine Kindheitsspuren und den Zauber der Liebe sucht. Für ein so friedliches Thema floss da viel Blut, das muss man sagen. Und im Studio leierte und eierte der Ton dieses Films, in dem es ja eigentlich gerade auf dieses Element ankommt, gar grauslich. Wahrscheinlich, weil sie den Film schon so oft durchgenudelt haben.
Zuwachs in meiner Kameratasche gab es auch. 85 mm hat das neue Schätzchen und eine Lichtstärke von 1,8. Jetzt können sie kommen, die Sporthallen dieser Welt; auch die finsteren. Hah! Handballer vom TV Datteln, die ihr morgen das alles (okay, nur den Aufstieg in die Bezirksliga) entscheidende Spiel gegen Hattingen II habt; Inlineskater-Hockey-Spieler, ich bin euch auf den Fersen; Jazz- und Modern-Däncerinnen, beim Turniertag in Recklinghausen wirbelt ihr auch vor meine Optik!
Abgesehen davon halte ich es für reichlich ungehörig, wenn am 29. Mai noch nur 6 Grad morgens herrschen und nachmittags Hagelkörner und Regenwände vom Himmel kommen. O-Ton Kollege E. (der geschützt und waschlappenhaft unter Zeltdach stand): "Da bin ich aber enttäuscht, Tamina, dass du jetzt schon ins Trockene kommst." "Nicht, um mich zu retten. Nur wegen des Equipments", konnte ich da aus meiner Anti-Zucker-Haltung und mit Blick auf den kleinen Tümpel in der Gegenlichtblende meines Tele nur erwidern.

Lieblingszitat des Freitags: "Hat S. dir schon von deinem Glück erzählt?" "Glück würde ich das nicht nennen." Ich mag ab und zu gerne, wenn Männer auch mal vergessen, was sie sagen wollten.
Zweites Lieblingszitat: "Dann wären wir mit dem Klammerdeckel gepudert."

Und am Mittwoch geht's nach Bukarest. Das kann was werden. Bin gespannt, was diesmal für Zoff sorgt. Aber spannend wird's, so viel steht fest. Und von Zickenterror aus der Alpenrepublik lass ich mich jedenfalls nicht stören. So!!

26 April 2006

Schlecker kann nichts




Hallo liebe Fotoentwickler von Schlecker. Wenn ich auf der Hülle "Digital-CD" in dem von euch vorgesehenen Kästchen ankreuze, was meine ich dann damit wohl? Dass ich meine entwickelten Fotos aus dem Bretagne-Oster-Urlaub vielleicht nicht nur als Abzüge und als Negativstreifen, sondern auch als digitale Daten-Sammlung auf CD haben möchte? Könnte das sein? Und warum habe ich dann keine CD in der Hülle? Okay, verziehen. So hatte ich einen Grund, endlich mal die Scan-Funktion meines Scanner-Drucker-Kopierers zu testen.
Und das Ergebnis: Oben die Dokumentation dessen, was notwendig wird, wenn man einen Renault Mégane mit angezogener Handbremse 48 Stunden an bretonischer Luft hat stehen lassen. Mittig die Dokumentation dessen, was der Osterhase (lapin de Pâques) hinterlassen hat und unten der liebreizendste Lulu und allerbeste Osternester-Sucher und -Aufteiler bei der Arbeit (Motto: Naschen erlaubt, vernünftig gegessen wird später).

English for soccer goalkeepers

Lieblingszitat des Tages: Jens Lehmann (hat dem FC Arsenal den Einzug ins Champions-League-Finale gesichert, indem er gestern im Spiel gegen Villarreal CF einen Elfmeter von Juan Roman Riquelme festgehalten hat) zu Journalisten: "We had the game in the grip."
Der Vollständigkeit halber sei hier ergänzt, dass er hinzufügte: "Or how do you say?"

25 April 2006

Jaaaa, mir sa'n mi'm Radl da, jaaaaa, mir sa'n...

So sicher wie der Osterhase am 6. Dezember kommt und das Marmeladenbrot auf die Schokoladenseite fällt, setzt allfrühjährlich die allgemeine Lästerei über das, was Jan Ullrich morgens auf seiner Waage abliest, ein. Mööönsch! Lasst ihn doch mal in Ruhe! Der nascht halt gern. Crunchips Créme Fraîche (mit 30 Prozent weniger Fett) kommen dem gar nicht in die Tüte, der mag bestimmt lieber Schokobons als Möhrensticks. Der fährt auch lieber bei Sonne Fahrrad und guckt halt im Winter eher ViB oder WWM oder spielt Pleee-sie, anstatt Kilometer auf der Rolle abzureißen. Aber natürlich muss CSC-Teamchef Bjarne Riis den Spielverderber und Mäkel-König machen: "Jans Form ist katastrophal", sagt der Mann und dass er "zehn Kilo zuviel" auf den (eher doch wohl um die?) Rippen habe und überhaupt seinen Beruf nicht ernst nehmen würde.

Ich schlage mich eindeutig auf Rolf Aldags Seite: "Ulle hat es mal so beschrieben: Er hat im Jahr einen 10-Liter-Eimer voll Motivation zur Verfügung. Diesen kann er natürlich Schluck für Schluck im Laufe des Jahres austrinken oder eben alles im Juli bei der Tour."

Dabei fällt mir auf, dass diesmal niemand mit mir im Büro mit glühender Begeisterung Jans Web-Tagebuch verfolgen wird *kleiner trauriger Blick auf K.s leeren Schreibtisch*. Dramatische und weltverändernde Nachrichten wie "Hallo Fans, ich habe drei Stunden Schnee geschippt, um meine Einfahrt und den Zugang zum Haus freizubekommen", die Jan gerne mal (und er schreibt das doch selbst!) niederschreibt, werde ich mir wohl allein reinziehen müssen.

Jetzt ist erstmal Tour de Romandie. Fünf Etappen plus Prolog, 656,3 km und 7393 Höhenmeter. Und Bjarne: Wir sprechen uns am 23. Juli. In Paris.

(Foto von: www.sport.ard.de)

24 April 2006

Mach was draus

"Man wird als Entwurf geboren und dann macht man einen Menschen aus sich."
Sagt André Heller bei Beckmann.

Zitate...

So viele kleine Juwelchen und Freuden-Quellen in der Zeitung. Die Ruhr-Nachrichten berichten z.B., dass der SSV Hacheney (Fußball-Kreisliga C2) gegen die Mannschaft von SV Empor Berlin beim Coca-Cola-Ticket-Kick in Berlin 1:2 verloren hat. "Hacheneys Trainer mutmaßte schon vor dem Spiel, dass der SSV die Bahnfahrt von Dortmund nach Berlin nicht gut bekommen würde." Das nenn' ich mal eine feine Umschreibung von "die Jungs haben sich schon im Zug so die Kante gegeben, dass sie im Spiel keinen gerade Schuss mehr hingekriegt haben"!
Zweites Lieblings-Zitat: "Man kann kein Spiel mit halber Backe gewinnen." Was immer das heißen mag, es sagte jedenfalls der Trainer vom ASC Dortmund nach der 22:27-Niederlage in der Handball-Landesliga.

Vier-Gold-Sterne-Maren

Da fährt sie am Wochenende mal eben an den Beetzsee in Brandenburg zur Deutschen Kleinboot-Meisterschaft, rudert sich die Milchsäure in die Arme (äh, nee, das macht sie sicher nicht, ist ja Profi, die Maren) und dann schnappt sie sich mal eben in 7:18,20 Minuten die Goldmedaille im Frauenzweier ohne Steuerfrau. Glückwunsch!







(Foto: www.frauenachter.de)

21 April 2006

Worteinsatzschwierigkeiten

Es sammelten sich mal wieder einige Beispiele an, was man Schönes aus und mit der deutschen Sprache machen kann.
Gestern zum Beispiel - außer Konkurrenz, aber mit dem Extra-Preis für Niedlichkeit - kam T., ein Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Menschen mit mentaler Behinderung in der Redaktion vorbei und erklärte mir gerade, wie der Kontakt von seinem Trainer zu meinem Kollegen E. zustande kam. "... und dann haben die sich am Fußballplatz getroffen und haben dann Kontakt [kleine Pause, in der T. nach dem richtigen Wort sucht] ... aufgeschlüpft!" Kontakt aufschlüpfen, das finde ich zu nett. Das benutze ich ab sofort auch!

Zweites nennenswertes Zitat, heute im Kreisliga-A-Vorschau-Text: "Beim SV Horneburg ist der und der verletzt, der und der hat gerade eine OP hinter sich und wird daher auch nicht spielen können und dem und dem ist ein Schrank auf den Fuß gefallen." Trockener Kommentar J.: "Gut, dasser nich davor gelaufen is!"

Drittens, das Geburtstagskind (links) himself: "Geilen Blumenstrauß von RWE gekriegt. Sowas stößt man ja auch nicht gerade von der Tischkante... Oder wie heißt das? Tischkante? Bettkante?"

19 April 2006

Antibias leicht gemacht

Die einen schreiben ganze Doktorarbeiten darüber. Die anderen holen rasch mal den Holzhammer raus und erklären uns während eines Infoabends über Deutsch-Türkische Elternvereine das Prinzip des Antibias so: "Da hat mal ein Lehrer an einer Schule zu mir gesagt, der Ali, mit dem haben wir keine Probleme. Der ist wie ein Deutscher. Da hab ich zu dem Lehrer gesagt, das ist falsch gedacht. Der Ali ist wie er ist." So! So einfach ist das.
Und überhaupt hatte der Herr D. noch einige weitere pädagogische Patent-Rezepte parat: "Lassen Sie die Kinder nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen. Das macht die Menschen dumm. Das Fernsehen führt dazu, dass Menschen einsam werden. Und dann müssen sie sich einen Hund kaufen." A-ha! Oder: "Eine gefestigte Identität und Selbstvertrauen des Einzelnen sind wichtig für die Integration. Identitätslosigkeit führt zu Hilflosigkeit und Angst. Und dann nehmen die jungen Leute Drogen, Haschisch und Heroin und Alkohol und so." Aufgepasst also, dass wir alle immer schön genau wissen, wer wir sind, sonst - schwupps - hängen wir ratzifatzi an der Nadel oder an der Flasche.

In der Moschee (!) bleibt es Bürgermeister M. da nur, zu den (natürlich islamisch gläubigen) Menschen zu sagen: "Um Gottes Willen, es soll niemand seine Identität aufgeben, um Gottes Willen, nein nein!"

18 April 2006

Darum ist es in der Bretagne so schön

Es sind die kleinen Feinheiten, die machen, dass man sich auch für einen Vier-Tages-Aufenthalt diese Strecke allein um die Ohren schlägt, Spritpreise ohne viel (s.u.) mit den Wimpern rumzuzucken registriert und bereitwillig immer wieder an den gares de péage Halt macht, um für den weiteren Erhalt französischer Autobahnen zu spenden.
Es ist zum Beispiel, 1050 km ohne Landkarte und Wegbeschreibung fahren zu können. Es ist, an der ersten Raststätte auf französischem Boden anzuhalten und einen Kaffee zu kaufen. Es ist, die Tickets der gares de péage in den Lüftungsschlitzen festzuklemmen. Es ist, fast eine halbe Autofahrtsstunde an der Baie du Mont Saint-Michel immer wieder den Klosterberg sehen zu können. Es ist die überschwengliche Begeisterung der Franzosen für Kreisverkehre, die sie bisweilen nur mit Hilfe einiger Mega-Legosteine auf dem freien Asphalt bauen. Es ist, stangenweise Baguette in sich reinzustopfen, als wenn's kein Morgen und keine nährstoffreichere Nahrung gäbe. Es ist auch, den niedlichsten und liebenswertesten Nachbarsjungen zwischen Camaret und Fougères, zwischen Roscoff und Plougastel neben sich wohnen zu haben, der bei der Ostereiersuche vor lauter Begeisterung vergisst, in welcher Sprache er zuerst juchzen soll. Es ist, Freunde mit Steinhaus zu haben, die kochen können, dass sich sogar Kerners Köche-Runde die Finger lecken würde - ich sag nur "schwarze Kartoffeln, roter Reis, Seeteufelsäckchen (oder -bäckchen?!), Morcheln und Tarte Tatin". Auch, weil man selbst bei 9 Grad kaltem Wasser und 7 Grad Lufttemperatur durchaus zwei Stunden auf dem Katamaran aushalten kann. Zwar kann man danach seine Füße nicht mehr spüren und braucht den halben Vormittag dazu, wieder Leben in die Glieder zu bringen, aber Spaß macht's. Und wie. Auch, weil französische Bands erst eine Weile Anlaufzeit brauchen. Und wenn sie sich nach drei Terminen endlich mal treffen, dann stellen sie fest, dass nicht alle Instrumente da sind. Und dann gehen sie eben lieber Rum trinken. Mit Kokos- und Mango-Aroma. Und einigen sich erstmal auf den Stil. Aber wir waren dabei, und wenn sie einst auf dem Cover vom Rolling Stone sind, dann sind wir die Zeugen der ersten Schritte.
Auch, weil an der salzig-feuchten Luft schon mal die Handbremse anoxidiert und man mit Hilfe eines findigen Stiefbruders und dessen autohandwerklichen Geschicks das Rad abbaut und die Handbremse losklopft und per Spray entrostet. Und nicht zuletzt, weil sich außer Coquille de l'encontre wohl kein Ferienhaus der Welt so gut dazu eignet, am Karfreitag mit Hingabe einen Sinbad-Zeichentrick-Film zu gucken und den Tag komplett zu verlungern. Weil der Gärtner Stéphane den schönsten tondeuse im Umkreis von 78 Kilometern hat. Weil Rehe durch den Garten hoppeln und Möwen in der Luft kreischen. Weil die Austern sich nicht mit Vogelgrippe anstecken können, weil sie, so die bretonischen Einheimischen, ja auch schließlich keine Lungen haben. Weil es nirgendwo so viel Spaß macht einzukaufen wie im Géant von Lannion. Weil es Spaß macht, auf dem Markt zwei Stücke "faux fillet" für knapp 9 Euro zu erstehen und unter Dauer-Kichern wegen dieses "Schnäppchens" den Händler zu verwirren. Auch, weil niemand so geheimnisvolle Crépes-Rezepte hat wie Julien. Weil die einzig passende Antwort auf die Frage: "Und, was hast du gefrühstückt?" "Brot mit Schokolade" ist.
Weil hier einfach immer sofort alles gut ist.

Belgien raus aus der EU!

Nichts zu machen. Dieses Land hat verloren. Wieder musste ich da durch, nutzt ja nichts, ist nun mal der kürzeste Weg in die Bretagne, und wieder gab's Ärger. Auf dem Hinweg hielt es sich noch in Grenzen, sieht man von den üblichen Belästigungen wie lausig Auto fahrenden Mitmenschen, Mega-Schlaglöchern und der puffartigen roten (!) Straßenbeleuchtung sowie den seltsamen Zusammenlegungen von Fahrstreifen auf der Autobahn mal ab. (Da fährt man nichtsahnend vor sich hin, und auf einmal fließen - ohne jede Beschilderung! - zwei Bahnen zusammen.)
Aber auf dem Rückweg. Der Klassiker. Sprit geht langsam zur Neige. Noch auf französischem Staatsgebiet ein Blick auf die Preise der Autobahntankstellen: "Nee, zu teuer." Beschluss: "Ich fahr ab. Valenciennes, das liegt doch direkt neben der Autobahn. Da wird doch was zu machen sein."
Auf den ersten Blick schien ich eine gute Ausfahrt gewählt zu haben. Ein McDonald's, ein Kino-Komplex, ein Supermarkt (natürlich geschlossen, war ja Ostermontag). Aber: Wo ein McDonald's, da meist auch eine Tanke. Nö. Hier nicht. Oder besser: Doch eine Tanke, aber eine solche, die nur dem das oktanhaltige Gebräu ausschenkt, der durch eine geheimnisvolle Karte französischer Banken als Mitglied des elitären Clubs der Automatische-Tankstellen-Benutzen-Dürfer akkreditiert ist. Also weitergekurvt. Durch ein Wohngebiet, in dem ich allen Ernstes überlegte, ob ich nicht aussteigen und eine Mülltonne anzünden soll. Gepasst hätte es in die Gegend. Natürlich keine Tankstelle. "Lange gurkst du nicht mehr rum", denke ich noch so bei mir. "Nur noch diese Straße, bis zum Ende. Da sieht es so aus, als wäre da was." "Was" müsste ja noch nicht mal sein, eine Tankstelle hätte gereicht...
Muss ich erwähnen, dass ich annähernd eine halbe Stunde durch Valenciennes geeiert bin? Möchte jemand eine Stadtrundfahrt? Ich weiß nämlich jetzt bestens Bescheid, wo der Bahnhof (la gare), die Handelskammer (chambre des commerces), die Feuerwehrhauptwache (station des pompiers) und das Rathaus (mairie, derzeit mit Riesenbaustelle verschandelt) sind. Effekt derartiger Ausflüge ist bedauerlicherweise auch, dass mein armes Auto die ganze Wut abbekommt. Bodenwellen werden überfahren, als wenn nichts wär', Blinkersetzen fällt aus wegen Aggressionen, Tempolimits werden missachtet, quasi zur Strafe, weil mich diese elende, tankstellenlose Stadt so genervt hat.
So. Irgendwann doch wieder auf die Autobahn gelangt. Half nichts, jetzt war ich schon fast in Drecks-Belgien. Das war überhaupt das Ärgerlichste an der Affäre: Dass ich jetzt mein Geld belgischen Tankstellenbesitzern in den Saugrüssel werfen müsste. Aber nun. Man will ja ankommen. War mittlerweile schon 20.30 Uhr und noch 400 km zu fahren. Allein.
Kaum über die Grenze, empfangen mich wieder die unseligen Autobahn-Zustände dieses nichtsnutzigen Landes, die Trennfugen haben, wofür in Deutschland eine Tempo-30-Zone (Vorsicht! Bodenwelle!) eingerichtet würde. Es gibt auch Städte, die haben Namen, die würde man seinem ärgsten Feind nicht als Krankheit an den Hals wünschen: Ghlin. Oder Morlinwelz. Oder Hannut. Oder Bierwart. Aber ich schweife ab. Ab auf die Shell-Tanke, gut mit Autos bestückt, weil: Jetzt wollten gerade alle tanken, die aus dem Osterurlaub kamen. Fahre ich an die Säule 10, an der nur ein dusseliger Holländer parkt, der, des Rückwärts-Fahrens nicht mächtig, mich nötigte, noch eine Extra-Schleife zu drehen, damit er wegkonnte. Peanuts. Zapfpistole an den Tank gehalten, Hebel gezogen - nichts. Kein Sprit floss. Noch einmal die Aufschrift an der Säule studiert, die die Inhaber dieser Tankstelle freundlicherweise in vier Sprachen, auch Deutsch, angebracht hatten: "Zwischen 21 und 6 Uhr zahlen Sie bitte vor dem Tanken." Ist ja kein Problem. Ist ja erst 20.40 Uhr. Es tat sich nichts. Schon leicht auf 180 in die Tankstelle reinmarschiert. Natürlich war eine Schlange vor dem Schalter. "Madame, la dix (die Zapfsäule Nummer 10) ne functionne pas!" "Oui. Il faut payer en avant." "Mais ce n'est pas 21 heures!" "Il faut payer en avant tous le jours! La dix, c'est l'autre côté!" Ich: "???" Sach mal, habt ihr sie noch alle? Warum schreibt ihr dann dran, dass man erst um 21 Uhr vorher bezahlen muss, wenn das doch den ganzen Tag gilt? Und was zur Hölle hat es mit den Zahlungsmodalitäten zu tun, auf welcher Seite (die Säulen standen ohnehin alle in einer Reihe, nur dass die 10 die alleräußerste war) die Säule steht? Die Mittanker werden sich ein wenig gewundert haben, dass ich wilde Flüche ausstoßend ("Drecksblödmännerspinnerarschlöcher!") mein Auto betankte.
Muss ich noch erwähnen, dass 95-Oktan-Sprit hier 1,41 Euro (zwei Tage vorher in Lannion: 1.23 Euro) pro Liter kostete? Da muss man sich wehren, finde ich. Der Klo-Beaufsichtiger hat keinen müden Cent von mir gesehen. Trifft den Falschen, ich weiß, aber Rache ist Geizkragen.

(Foto: www.avv.de)

12 April 2006

Wir holten den Titel

Seit gestern ist es raus: Essen wird Kulturhauptstadt 2010, und im Schlepptau hat die sympathische Zeche-Zollvereins-Stadt die restlichen 52 Ruhrgebietsstädte.
Kommentar eines O-Ton-Gebers gestern im WDR: "Ey, voll super, hier is ja auch alles kultimulti, ey, so alle unter ein Dach, ne?!" Jo, Alder!

10 April 2006

Wenn der Tag lang ist...

...reden die Leute gerne mal lustig und viel. J. zum Beispiel; am Telefon, mir Bescheid sagend, wann er in die Redaktion kommt. "Ich muss jetzt erst noch mit unserem Dackel rausgehen." "Oh, da bin ich aber neidisch. Ich würde jetzt auch gerne mitm Dackel rausgehen, anstatt Zeitung zu machen." "Du? Du könntest ja fast auf unserem Dackel reiten!"
Oder die Jahreshaupt-Versammelten bei SWM. Kassierer verliest Kassenbericht: "Einnahmen bla, Ausgaben bla, Bar-Bestand bla, macht insgesamt - bla. Hat noch einer Fragen zum Kassenbericht?" "Der Marc braucht noch neue Fußballschuhe."
Bericht der Alt-Herren-(!)Abteilung: "Ja, äh, uns fehlt der Nachwuchs. Wir wollen auch mal irgendwann Eigengewächse haben."
Bericht der Herren-Gymnastik-Abteilung: "Wir suchen neue Leute." Kommentar der Damen-Gymnastik-Abteilung: "Macht doch mal gemischt. Dann kommen bestimmt mehr." Ha'm wir gelacht.

Brokeback Mountain

Manchen ist das zu wenig Handlung. Manche finden ihn zu sehr hochgejubelt. Ich fand Gefallen an Brokeback Mountain. Endlich mal wieder Kino! Aber was soll man auch tun, wenn seit geschätzten 67 Wochen erstmals ein Samstagabend mal arbeitsfrei bleibt. Und wenn keiner auf AB-Sprüche reagiert, ich weder auf Osterkarten-Schreiben noch auf Telefonieren noch auf sonstige Nützlichkeiten Lust habe. Brokeback Mountain war da genau das Richtige. Ein schöner Film über die Tragik der Liebe. Zum Heulen. Aber erst beim Abspann. Für alle die, die nicht die Liebe bekommen, die sie verdienen oder endlich gefunden haben. Ein Film mit Wucht und mit Bildern, die ihresgleichen suchen.

Wochenend und Regenschein

Es war vermutlich nicht so eine gute Idee, am Samstag die Palmkirmes aufsuchen zu wollen. Aber was tun, wenn man insgesamt sechs Kindern ebendas schon versprochen hat und sie jetzt nur noch "Karussell!" "Ich will so'n Herz!" und "Geisterbahn!" im Kopf haben. Dann zieht man eben los. Möglichst mit halbfesten Schuhen. Möglichst mit dickerer Jacke. Möglichst mit Schirm. Weil: Es kann um diese Jahreszeit mal durchaus regnen. Hilft aber alles nichts. Kinder, vor allem die zwischen 2 und 8, lassen sich nunmal sehr ungern festhalten oder unter den Schirm zerren. Vor allem, wenn Entenangelspiele mit zu gewinnenden Plastik-Blockflöten, Schmuck-Sets und Spielzeugschwertern locken. Oder eben der Hubschrauber im Karussell.
Macht ja nichts. Die Hosen sind bis Mitte Unterschenkel mit Pfützenwasser vollgesogen. Die Kapuzen verwuscheln die Frisuren, wenn die nicht ohnehin schon benässt sind. Von Budendächern schwallweise herunterpladderndes Wasser lässt durchweichen. Und wenn man dann noch in einer zugigen Kaffeebude die ganze Bagage um einen Tisch versammelt und die Kinder ihre Fanta- und Sprite-Gläser gerecht unter sich austauschen, dann kommt es schon mal vor, dass man unsanft Mama E. anschubst und ihr ihren Kakao in den Schoß schüttet. Das war eine echte Bedienung, der nur noch der rasche Rückzug vom Schlachtfeld folgen konnte.

"Scheiße, ich hab n Zollstock vergessen!"

Schon jetzt mein Zitat des Tages. Heute gehört in der Linie 4, die vom Bhf Pb zur Uni fährt. Der Bus voll besetzt mit Studis, die mehr oder weniger verschlafen in die Gegend gucken, sich maximal halblaut unterhalten, und dann diese tölpelige junge Dame, die uns ihre morgendlichen Versäumnisse direkt mal vorn Kopf und auf die Ohren knallte. Den Grund lieferte sie, mindestens 24 Dezibel lauter als Motorengeräusche plus Mp3-Player-Geräusche plus Gesprächs-Geräusche zusammen, gleich mit: "Ich muss doch meine Wohnung ausmessen!" Gut zu wissen, Schätzchen.

06 April 2006

Bildungsdebatte auf der Straße

Aufgeschnappt in FFM: "Ey, willstu echt Schule weita machn nach der Neunten?" - Besser ist das, Schätzchen. Sonst läufst du die kommenden 30 Jahre Mittwoch nachmittags in usseligen Jogging-Buxen über die Zeil, kaust tranig auf deinem Kaugummi und guckst dumpf in die Gegend.

Weiterhin gelernt, im Puma-Store (wo es sonst immer heißt "Ey, Murat, die Speedcats in Schwarz in Größe 43!"): "Kann ich diese Schuhe wohl in 43 haben?" (Verkäufer spricht ins Funkgerät, kommuniziert mit dem Lagerarbeiter; heute wohl nicht Murat, und verkündet kurze Zeit später:) "Das sind Frauen-Schuhe. Die gibt's nur bis Größe 41." Tja. Das war auf jeden Fall keine Geschmacksverirrung, sondern einfach nur schlichtes Pech.

Augen auf

Ich meine, ich brauche langsam mal eine Brille. Die auf meiner Nase hat zwar erfreulicherweise mehrfach schon Drauftreten und Draufsetzen, Runterfallen und Entlangschrappen überstanden, aber sie hat auch schon etwa sieben oder acht Jahre auf dem Bügel. Das nächste Modell ist auch bereits ausgemacht. Es hört auf den Namen Sophie, ist rechts abgebildet und stammt vom Hersteller Mykita. "Der Name verdankt sich dem Umstand, dass die beiden Brillenmacher in eine ehemalige Kita an der Wallstraße in Mitte einzogen", schreibt die Berliner Zeitung.

Ansonsten ist Frankfurt immer wieder ein Vergnügen. Vor allem, wenn man weiß, wo der Werksverkauf von Sinn-Uhren ist und dass die da eine Extra-Fußball-Uhr, den Fußball-Chronographen Modell 303 - ausschließlich (kleiner Trick der Marketing-Abteilung) im Fußball-Weltmeisterschaftsjahr 2006 erhältlich - fertigen.
Das wäre was für mich. Dann würden sich nicht am Rande von diversen Fußballplätzen im Ostvest Szenen wie diese abspielen: "Moment, um zwei nach hat der Schiri die zweite Spielhälfte angepfiffen, jetzt ist es 28. Heißt, sie haben 26 Minuten gespielt, plus 45 Minuten erste Hälfte, macht ... 45 plus 26 ... 51 ... 71. Minute! Okay, notiere: Auswechselung Nils Eisen für Daniel Seidel in der 71. Minute. Huch, was, Tor? Oh, Mist, vor lauter Rechnerei das Tor nicht mitgekriegt. Hey, Kollege von der Konkurrenzzeitung, wer war da denn jetzt gerade am Ball? Und wer hat die Vorarbeit gemacht? Und ist der Ball links unten oder rechts oben reingegangen?"
Ansonsten landeten in den Shopping-Tüten: Geschenke für Bruder-Geburtstag (höhö! Jetzt möcht'ste wohl gerne wissen, was, he?!), Vorrats-Tube Make-up, neues T-Shirt in der Lieblingsfarbe der Saison, die der Hersteller Begonie nennt - Knaller-Pink eben. Außerdem noch ein Drunterzieh-Top für die ganzen rosanen T-Shirts. Und jetzt werden die Fenster wieder geschlossen und das Geld drinnen gelassen.
Bis zur nächsten Tankstelle. Oder bis zur nächsten Mautstelle in Frankreich. Noch eine Woche, und schon könnt ihr mich gerne haben mit Debatten über Gasprom-Bürgschaften von Ex-Kanzlern und über falsche/mangelnde/ausbleibende Integration, mit Grau-in-Grau-Landschaften und Körnerbrötchen. Dann gibt's nur noch Baguette, netten Nachbars-Nachwuchs und das Meer in ständiger Reichweite.

Was ist da los, Winter?

Ich möchte bitte heute morgen zum wirklich allerallerallerletzten Mal die Scheiben gekratzt haben. Hey, bitte, es ist der 6. April, da haben wir sonst schon die ersten selbstgesäten Radieschen geerntet. Oder so.
Egal. Gestern, 3 Grad Außentemperatur in Osthessen, nur unwesentlich mehr, nämlich 4 Grad, im Rhein-Main-Gebiet. Aber Traditionen wollen nun mal gepflegt werden, und so wurde im immerhin 27 Grad warmen Wasser des Hausener Freibades die Open-Swim-Saison eröffnet. Okay, es war saukalt, nur im Bikini geschätzte 58 Meter vom Wärmeraum bis zum Becken zu laufen. Aber es hat sich gelohnt. Der Sommer kann/soll kommen.

03 April 2006

Kaminski-Festspiele

Was ein Wochenende. Ich möchte zu diesem Bild (by Frank Wenner, bbv) bitte Sasha zitiert wissen: "We are the same kind in many ways / we share the same desease. We are lunatics and mad about adrenaline. And there is no way of stopping us, we stick to our addiction. But finally, the winner's only one of us." (Good-bye, Sasha, "Open Water", 2006)
So war's. Winner war only der Boris, a.k.a "Dampf in allen Gassen". Der GV bleibt also weiter in der ersten Basketball-Regionalliga. Recht so. Wer das SpoNo gemeinsam mit seinem Inlineskater-Hockey spielenden Bruder (Foto rechts, links) mit 600 Menschen füllt, der hat das verdient.
Und wieder einmal den absoluten Spaß an der Arbeit gehabt. Geboren um Zeitung zu machen. Auch wenn sechs Seiten viel Mühen kosten und einen abends mit brennenden Augen und leicht überdrehtem Verhalten zurücklassen. Auch wenn man zwischendurch vom B-Junioren-Trainer gefragt wird: "Wie fandest du's denn besser, mit langen Haaren?" Öh. Äh. Rausreden war hier nur schlecht möglich. Na ja. Wer 18 Jahre lange Haare hatte, darf sie sich, um das Vertrauen seiner Mannschaft zu erhalten, schon mal abschneiden. Abmachung war nämlich: Wenn die B-Jugend die Tabellenspitze schafft, färbt sich die Mannschaft die Haare grün und weiß und der Trainer schneidet sie ab. Tja. Mist, wenn die Jungs tatsächlich sehr gut Handball spielen.